Beim niederländischen Retro-Trio DEWOLFF ist der geneigte Fan vor Überraschungen nie sicher, was nicht nur die beiden letzten Alben „Tascam Tapes“ und „Wolffpack“ (beide Reviews sind auf unserer Seite nachzulesen) beweisen. Die Burschen verstehen was von Musik und zocken von Classic- und Southern Rock über Blues bis hin zum Funk alles, was auch nur im Entferntesten nach 60er oder 70er Jahren riecht! Dass die Band dabei, trotz dieser stilistischen Vielfalt immer höchst authentisch und einnehmend klingt, ist eine der vielen Stärken von DEWOLFF.
Auch das neue Album „Love, Death & In Between“ geht wieder in eine neue, so von DEWOLFF noch nicht gehörten Richtung, nämlich dem Soul! Ok, BRUCE SPRINGSTEEN hat kürzlich eine Cover-Scheibe mit alten Soul-Klassikern auf den Markt geschmissen, die Platte ist mir persönlich aber zu glatt und allzu sehr auf Kommerz gebürstet, obwohl ich sonst den Boss und seine Musik sehr verehre. Aber hier sind es eben keine Cover-Songs, sondern selbst komponierte DEWOLFF-Stücke. Dass dieser Sound nicht ohne Hilfe von Gästen stattfinden kann ist logisch, denn sowohl Bläser als auch weibliche Chöre kriegen die drei Kerle allein nicht hin. Kernstück der neuen Scheibe ist das sechzehneinhalb-minütige (!!) „Rosita“, dass anfangs sogar Country-Einflüsse aufweist und in der langen Laufzeit allerlei unterschiedliche Bretter bohrt, wunderbar und höchst unterhaltsam. Doch schon der Opener „Night Train“ gibt die Grundausrichtung perfekt vor, es scheint tatsächlich so, als wäre dieses Lied mit der Motown-Zeitmaschine mit Rock-Attitüde zu uns gereist (siehe Video). Zwischendrin wird es auch mal etwas ruhiger und die Gruppe entfernt sich wieder etwas weg vom Soul, wie z.B. bei „Will `o The Wisp“ deutlich wird, einem Song, die auch von einem Storyteller stammen könnten. Aber die beiden Balladen „Guilded (Ruin Of Love)“ mit langem Orgel-Solo sowie „Pure Love“ schmiegen sich wieder enger dem Soul an, wobei „Mr. Garbage Man“ eine reinrassige, schwulstige Blues-Ballade vor dem Herrn ist! Doch es finden sich auch ein paar Jam-Passagen bei einigen Liedern, so wie ein schräges Saxophon-Solo am Ende von „Message For My Baby“. So gestaltet sich dieses höchst vielschichtige Album extrem spannend und abwechslungsreich. Es bleiben nur wenige Retro-Wünsche unerfüllt, sogar die gute alte Hammond-Orgel ist oft zu hören, genauso wie eine Jehtro Tull-Gedächtnis-Querflöte beim abschließenden „Queen Of Space & Time“. Dass diese talentierte Truppe noch nicht berühmter ist, bleibt mir bis heute ein Rätsel! Da passt es absolut ins Bild, dass die Scheibe mit viel Hall, live und ohne Overdubs, mit den schon angesprochenen Freunden sowie vorwiegend unter Hinzunahme von Vintage-Equipment eingespielt wurde. Große Klasse!