Mit „Totenpass“ von der US-Band HÄXANU liegt nun das zweite Album vor. Optisch verbindet der erste Eindruck der zeremoniellen Darstellung der Gerippe wenig mit einer klassischen Black Metal Band aus dem Underground. Zumal das Cover des Debüts „Snare of all Salvation“ vor drei Jahren eher die frostige Fangemeinde anspricht. Auch wenn das Auge bekanntermaßen mitisst, gibt schlussendlich der musikalische Aspekt den eigentlichen Ausschlag. Inhaltlich greift das Duo auf griechische Mythologie zurück und verschanzt sich dabei in ihrer eigenen erschaffenen Welt.
Das Begrüßungskomitee hält in einer angenehmen Atmosphäre via Akustikgitarre und wellenbrechenden Klängen einen kleinen Überraschungsmoment parat. Diese variable Stimmung fließt übergangslos in den eigentlichen Opener „Death Euphoria“ über und übergibt dabei das Staffelholz einem wüsten Mix aus altgedienten Frostklängen und subtil ausgeloteten Melodieanfällen. Hier spürt man direkt die aufsteigende Eiseskälte, wie bei einem Megamarsch mit nackten Füssen durch eine endlose Schneelandschaft gewartet wird.
Gesanglich werden die zu erwartenden heiseren Screams standardmäßig in der dreiviertel Stunde des Öfteren abgerufen, doch so ganz einheitlich stumpf zieht sich der rote Faden dann doch nicht durch das Album. Immer wieder mischen sich tiefer gestimmte Vocalpassagen unter anderem bei dem ersten richtigen Track mit ein. Das verleiht dem „Totenpass“ eine doch eigene akustische Note. Etwas ungewöhnlich ist, dass die Songs drei und vier als ein fünfzehnminütiges Paar auftreten. Die hier gegensätzlichen „Thriambus“ und „Threnoidia“ zeigen eine viertel Stunde lang, was es heißt, in der griechischen Antike sowohl einen Hymnus, als auch ein Trauer- oder Klagelied abzuhalten.
Immer wieder taucht der griechische Gott des Weines, der Illusion, der Verkleidung, der Ekstase und der Fruchtbarkeit Dionysos in den Texten von HÄXANU auf. So auch bei dem religiösen Opferungsritual „Sparagmos“, bei dem lebenden Tiere oder Menschen zerrissen wurden. Diese tödliche Grausamkeit erhält im gleichnamigen Track neben den klassischen Schwarzwurzelrasereien einen atmosphärischen Überbau.
„Ephòdion“ hält beständig das finstere Tempo, klingt allerdings eher wie ein langatmiger Lückenfüller. Es wird zu wenig Abweichung zu dem vorherigen Song geboten. Als hätte das Duo ein Gespür für die selbst eingebrockte Situation, wird bei „Niemand ist unsterblich“ auf die Lärmabteilung verzichtet. Stattdessen erklingen die besinnlichen Akustiklaute einer Gitarre. Zeit, um mit diesem Zwischenspiel kurz durchzuatmen, bevor das Finale eingeläutet wird. Bei dem gleichnamigen Titeltrack brechen die letzten Dämme und das Heer der Knochenfraktion durchschreitet im Gleichschritt den „Totenpass“. Dieser gelungene Ausklang rundet eine würdige Black Metal Zeremonie ab!