Die Freisinger Art-Progger von RPWL haben sich ja schon seit langem vom reinen Image einer Pink Floyd-Tribute-Band freigespielt. Ok, durch die Stimme von Sänger YOGI LANG, der der eines David Gilmour ähnelt, sind gewisse Parallelen, oder soll ich lieber Reminiszenzen sagen (?) nicht von der Hand zu weisen. Das gilt übrigens auch für das vorzügliche Gitarren-Spiel von KALLE WALLNER. So werden neue RPWL-Alben von Prog-Spezis immer mit Spannung erwartet, auch von mir! Beschäftigte sich das Konzept des letzten Studio-Epos „Tales Of outer Space“ noch mit dem Gedanken, wenn plötzlich Aliens unsere Erde besuchen würden, taucht die Gruppe beim neuen „Crime Scene“ in die Gedankenwelt von Profilern ein, die das Morbide, Perverse, Bizarre oder Verstörende bei Gewaltverbrechern ergründen müssen.
Und genauso spannend wie das Thema gestalten sich die sechs neuen Tracks musikalisch, ich bin geneigt zu sagen, eben typisch für die Band. Melodisch eingängiger Art-Rock, der mit einigen, dezenten progressiven Einlagen und viel Atmosphäre aufgehübscht wird. Dass die Musik trotzdem ziemlich weit von kommerziellem Einheitsbrei entfernt ist, werte ich als eine der vielen Stärken des Quartetts. Klar, ein Song wie „A Cold Spring Day In `22“ (siehe Video) ist vom ersten Ton an als typischer RPWL-Song zu erkennen, dafür überrascht die Gruppe etwa beim Rausschmeißer „Another Life Beyond Control“ mit fuzzigen Gitarren, die ich von Kalle so noch nicht gehört habe, zumindest nicht bei RPWL. Hier steht der ruhige „Earcatcher-Refrain“ im satten Gegensatz zum wie angesprochen fuzzig, frechen Gitarren-Sound und -Solo. Nun ja, zum rockigeren Austoben hat er schließlich immer noch seine Zweitband BLIND EGO bzw. seine Solo-Arbeiten. Denn bei RPWL ist von aggressiven oder düsteren Klängen weniger zu hören, es stehen meist Gefühl und Songdienlichkeit im Vordergrund. In Sachen Härtegrad plus steht das über 12-minütige „King Of The World“ Pate, einer von 4 Longtracks, das schon zu Beginn mit einem Gitarren-Intermezzo startet, sich dann aber wieder beruhigt. Ein sehr abwechslungsreicher und spannender Song, ohne dass ich das Attribut jetzt im Verbund mit dem Albumtitel überstrapazieren möchte. Tolles Album mal wieder.