Nachdem sich die Wege von TRIBULATION und ihrem langjährigen Gitarrist Jonathan Hultén vor knapp drei Jahren getrennt hatten, steht mit Joseph Tholl (TYRANN, VOJD, Ex-ENFORCER) der neue Mann an der Klampfe. Mit neuem Schwung und bewährtem Konzept geht es mit „Hamarita“ in die mittlerweile fünfte Extended Play Runde. Seit dem zweiten Album „The Formulas of Death“ vor zehn Jahren hat der Goth-Metal bei der Band Einzug gehalten und bis heute Bestand. Mit „Strange Gateways Beckon“, welcher der Band 2015 einen großen Bekanntheitsgrad bescherte, kommt aus heutiger Sicht ein Segen und ein Fluch zugleich. An diesem Gradmesser mussten sich bereits die nachfolgenden Alben „Down Below“ (2018) und „Where the Gloom Becomes Sound“ zwei Jahre später messen und schlugen stilistisch genau in die gleiche Kerbe.
Wenn die Band auf einen unverkennbaren Stil nach Art des Hauses eingeschworen ist, kann sich mit der Zeit eine gewisse Monotonie breit machen. Kennst Du einen Song, kennst man alle. Die australischen Hardrocker von AC/DC können in dem Zusammenhang nicht nur ein Lied davon singen. So klingen die beiden letzten Veröffentlichungen getreu dem Motto: TRIBULATION spielen TRIBULATION Dinge, bei denen sich beim spielerischen Glanz etwas Staub angesetzt hat. Die aufkommende Vermutung, dass die veränderte Besetzung der Band zu den Death Metal Wurzeln aus den Anfangstagen zurückkehrt, hat sich mit der EP „Hamarita“ nicht bestätigt. Die vier Schweden gestalten unbeirrt ihre Fortsetzung
Mit einer leicht bizarren Rockausrichtung wird der Opener „Hamartia“ eingeleitet. Das pulsierende Tempo mit eingenordeten Heavy Metal Attitüden macht die Runde. Hier legt der eingängige Wiedererkennungswert direkt offen. Die extra angeraute Reibeisenstimme von Johannes Andersson stellt erneut das unverwechselbare Alleinstellungsmerkmal dar, welches sein Gesangstalent durchweg in den Mittelpunkt stellt. Etwas ungewöhnlich wird mitten im Track die Lautstärke runtergeregelt, nur um an den anschließenden Gitarrensoli an einer klangvollen Gewichtung teil zu haben. So ein treibender Einstieg zu Beginn ist nie verkehrt.
Nicht ganz so euphorisch kommt nachfolgend „Axis Mundi“ um die Ecke. Im Laufe der viereinhalb Minuten kriecht einem in bedächtiger Art die Kälte durch die Gliedmaßen und hinterlässt ein uncharmantes Fröstelgefühl. Das gemäßigte Midtempo wird gehalten und baut anhand des fast eigensinnigen Riffings ein bedrohliches Stimmungsbild mit leichtem progressiven Unterton auf. Fast schon bedächtig geschmackvoll baut sich der dritte Track im Bunde „Hemoclysm“ im Laufe der folgenden knapp sieben Minuten auf. Der überwiegende Teil besteht aus einem ehrgeizigen Gitarrensoli, welches äußerst stimmig durch die Boxen erklingt. Ein äußerst gutes Timing der Spielzeit bringt den fast schon epischen Charakter von TRIBULATION am besten zur Geltung.
Somit ist die Bestandsaufnahme der eigenen Neueinspielungen abgeschlossen, da bei dem anstehenden Finale eine persönliche Huldigung gegenüber den amerikanischen Hardrockern BLUE ÖYSTER CULT ausgesprochen wird. Mit einer ureigenen Interpretation von „Vengeance (The Pact)“ zelebrieren die vier Schweden diesen Klassikrock Song, welcher Anfang der 80er seine Auferstehung feierte. Diese Covervariante besticht in typischer Manier mit der Stimme aus der Gruft und bringt somit die düstere Variante ins Spiel, während beim Kehrreim der Klargesang an einen gewissen „Papa Emeritus“ aus Schweden erinnert. Am Ende eine ganz nette Coverzugabe, die allerdings nicht wirklich hängenbleibt.