Was haben JOE BONAMASSA und Reinhard Mey gemeinsam? Da kommt ihr nie drauf, wetten? Okay, ich erlöse euch: Beide veröffentlichen nach einer Tournee in schöner Regelmäßigkeit einen Live-Mitschnitt eines Auftritts aus derselbigen. Gut, der amerikanische Superstar packt auch meist gleichzeitig einen Konzert-Film des betreffenden bzw. eines speziellen Gigs auf DVD und/oder Blu-ray zur CD dazu, was beim deutschen Liedermacher wenig Sinn ergeben würde. Und ja, da JB quasi das ganze Jahr ständig irgendwo weltweit auf Tour ist, kann es schonmal vorkommen, dass die Live-Konserve noch während der laufenden Konzert-Reise erscheint, sozusagen als Appetizer für die dürstenden Fans. Was jetzt allerdings nur in gewisser Weise für „Tales Of Time“ gilt, denn mit der Live-Umsetzung zu seinem letzten Studioalbum „Time Clocks“ war JOE BONAMASSA ja schon letztes Jahr auch in Europa unterwegs, jedoch beehrt uns JB im April und Mai diesen Jahres auch wieder. Ob er allerdings dabei auch einen derart immensen, technischen Aufwand wie beim Konzert-Film zu „Tales Of Time“ betreibt, glaube ich nicht, denn das Motto wird auf den Plakaten nicht genannt. Aber egal, denn viele Konzerte sind jetzt schon ausverkauft, da heißt es also ranhalten.
So, genug der Vorrede, ich komme zum neuen Live-Album des Meisters an den sechs Saiten mit dem schönen Titel „Tales Of Time“. Hierbei wurde die Show aus dem Red Rocks Amphitheatre zu Denver/Colorado im August letzten Jahres aufgezeichnet, die an 2 aufeinanderfolgenden Tagen stattfanden. Hier kennt er sich aus, denn schon „Muddy Wolf At Red Rocks“ (2014) wurde hier in Bild und Ton festgehalten. Zunächst möchte ich zur CD kommen, die mit ihren 10 Live-Songs den Schwerpunkt auf o.g. letztem Studioalbum „Time Clocks“ legen. Gleich acht Stücke aus dem Album performte JB im ersten Teil vor einem begeisterten, aber sitzendem Publikum, die Setlist entnehmt ihr dann bitte meiner Aufführung unten im Text.
Soweit so gut also, denn die besondere Atmosphäre, die größtenteils dem Auftrittsort geschuldet ist, kommt nur auf der blauen Scheibe bzw. auf dem Bildschirm rüber. Klar, das Amphitheater nahe Denver liegt inmitten von roten Felsen, also Gestein, was neben einem tollen Ambiente wohl für einen besonderen Sound sorgt, ähnlich ist das ja auch bei der Freilicht-Bühne auf der Loreley am Rhein in St. Goarshausen. Im Red Rocks Theatre spielten neben Bonamassa jedenfalls schon viele andere Superstars wie U2, Neil Young, Pink, Coldplay und sogar die Beatles Ende der 60er!!
Doch nicht nur der Sound ist beim visuellen Teil perfekt, sondern auch die Video-und Licht-Show lässt offene Münder zurück. Auf einer großen Mittel-Leinwand sowie zwei etwas kleineren Projektions-Flächen links und rechts der Bühne werden passende, extra für die Show gedrehte Video-Sequenzen und/oder Live-Aufnahmen der Musiker gezeigt. Dabei fährt JB auf der Bühne noch nicht mal sein größtes Besteck auf, eine klassische Rock-Besetzung plus 3 Chor-Sängerinnen tut es auch. Dabei geben mit Gitarrist JOSH SMITH, Bassist CALVIN TURNER sowie Drummer LEMAR CARTER drei neue Band-Mitglieder ihren Live-Einstand. Keyboarder REESE WYNANS ist ja schon länger im Bonamassa-Tross dabei, der, genau wie JOSH SMITH schon Solo-Alben veröffentlicht hat. Aber der wie immer sonnenbebrillte Superstar steht weiterhin im Mittelpunkt, wobei er seinen sonst üblichen, klassischen feinen Zwirn in einen stylischen rot-blauen Cowboy-Ausgeh-Zweiteiler getauscht hat! Auch die Gitarren tauscht JB gefühlt nach jedem Lied aus, so wie Helene Fischer ihr Kleid, um es mal etwas scherzhaft auszudrücken. Darunter ist dann sogar eine Flying-V für die Zugabe „The Ballad Of John Henry“. Und wenn JB 3 mal sogar ein besonders modernes Sound-Effekt-Gerät mit Antenne benutzt, das auf Nähe reagiert, ist das ganz großes Kino! Ich weiß zwar, dass es solche Geräte gibt, weiß aber nicht, wie diese heißen! Während die CD sich wie oben angedeutet auf „Time Clocks“ konzentriert, bietet die DVD bzw. Blu-ray selbstverständlich die gesamte Show. Und das in DTS 5.1 Surround-Sound und kristallklarem Bild. Das u.a. Video zu „Time Clocks“ wird den interessierten Anhängern schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, aber wie immer gibt es schon mehr Songs aus der Shows bei youtube zu sehen. Ich selbst bin da ja noch oldschool unterwegs, ich kaufe mir tatsächlich noch lieber Blu-rays oder DVDs von Konzerten. Erst letztens habe ich mir nach einem Konzert von Epitaph eine Live-DVD am Merch-Stand geholt, wobei mich ein Typ hinter mir ausgelacht hat. Ja ich weiß, heute wird nur noch gestreamt! Egal, ich wollte damit nur sagen, dass ich dieses CD/Blu-ray-Pack allen JB-Fans nur uneingeschränkt empfehlen kann, denn wieder mal schafft es der Künstler, Maßstäbe in Sachen Live-Unterhaltung zu setzen! Und das mit einer Setlist, die bis auf „Midnight Blues“ von Gary Moore nur eigene Songs beinhaltet.
Das 24-seitige, farbige Hochglanz-Booklet bietet viele Fotos der Shows sowie die üblichen Infos, aber auch ein schönes, augenzwinkerndes Vorwort von JB, in dem er auf das scheußliche Wetter vor und während des ersten Abends eingeht und mitteilt, dass die Fans mit der DVD das Konzert jetzt trockenen Fußes im Wohnzimmer genießen können! Herrlich, oder? Auch die Vinyl-Fans kommen auf ihre Kosten, denn zusammen mit den visuellen Optionen erscheint „Tails Of Time“ auch auf drei LPs! Das alles kann man halt nicht streamen.
Hier wie immer für euch an dieser Stelle die Setlist:
CD:
-Notches
-The Heart That Never Waits
-Curtain Call
-Mind’s Eye
-Questions and Answers
-The Loyal Kind
-Known Unknowns
-Time Clocks
-Just ‚Cos You Can Don’t Mean You Should
-Evil Mama
DVD/Blu-ray:
-Notches
-Heart That Never Waits
-Curtain Call
-Mind’s Eye
-Questions and Answers
-Loyal Kind
-Known Unknown
-Time Clocks
-Evil Mama
-Midnight Blues
-I Didn’t Think She Would Do It
-Just ‚Cos You Can
-Mountain Time
Bonus:
-Dust Bowl
-Band Vorstellung
-The Ballad of John Henry