Der ehemalige STAHLMANN-Gitarrist NEILL FREIWALD ist mit seiner Band ERDLING seit Gründung 2014 extrem fleißig. Denn es stehen sage und schreibe schon 5 Studioalben in der Vita der Deutsch-Metaller, die mit dem letzten Output „Helheim“ ihre Zusammensetzung durchmischten. Aber logischerweise steht Neill als Frontmann weiterhin als Verantwortlicher im Fokus, auch beim neusten, 6. Album „Bestia“, das schonmal mit einem sehenswerten Cover-Artwork einen guten ersten visuellen Eindruck macht.
Es geht auch gleich mit dem Titelsong kräftig, aber trotzdem melodisch eingängig los, der jedoch vom härtesten Stück der Platte „Deus“ (siehe Video) Tempo-mäßig ganz klar abgehängt wird. Erst mit dem dritten Lied „Und Die Erde Singt“ darf erstmals kurz durchgeatmet werden, ein hübscher, tanzbarer Ohrenkraller im Midtempo. „Khaos“ erinnert mich dann sowohl musikalisch als auch textlich an RAMMSTEIN, wobei es hier um nichts anderes als die Beschreibung des menschlichen Tuns geht. Für mich aber, trotz der Hinweise an die erfolgreichste deutsche Band, eines der Highlights. Zu denen gehört für mich auch „Über Bord“, vor allem weil Neill hier nicht mit seiner aggressiven Stimme singt, sondern in den Strophen sanft klingt, was gut zum traurigen Text über den Verlust einer großen Liebe passt. Überhaupt stehen eher düstere Themen im Vordergrund, wie beim riffgewaltigen, wütenden „Karthasis“ oder der ersten Single „Freiheit“, die den aktuellen ERDLING-Sound-Mix aus Industrial Metal mit Gothic-Elementen und einer Brise Melodic-Dramatik in unterschiedlicher Art auf den Punkt bringen. Eine Spur nordische Mythologie dann bei „Utgard“, wobei mir die nicht verständlichen Brüll-Attacken nicht so gut gefallen. Und dann ist auch mit der nachdenklichen abschließenden Ballade „Der Erste Regen“ die Runde aus zehn Songs schon vorbei.
Zunächst wusste ich nicht so recht, was ich mit der Scheibe anfangen sollte, weshalb ich quasi gezwungen wurde, mir „Bestia“ sofort noch einmal anzuhören. Sowas ist für mich aber immer ein gutes Zeichen. Und bei all der Düsternis, die das Album durchzieht, steht am Ende Hoffnung auf der Agenda. Ja, dieses Album wächst tatsächlich, aber es rockt auch wie die sprichwörtliche Sau und ist der Inbegriff von Dynamik!
