Ich berichte immer wieder gerne über deutsche Blues-Künstler, denn wir haben in unserem Land eine ganz vorzügliche und übrigens immer größer werdende Blues-Szene. Und da ich in der Nähe von Bielefeld wohne, freut es mich besonders, dass einige der besten Blues-Gitarristen bzw. -Sänger eben aus Ostwestfalen kommen und öfters mal in der Nähe auftreten, wie z.B. RICHIE ARNDT, GREYHOUND GEORGE oder BAD TEMPER JOE. Aber auch Namen wie HENRIK FREISCHLADER, ABI WALLENSTEIN oder FRANK DIEZ sind echte Könner aus deutschen Landen, wir brauchen also nicht immer über den Großen Teich zu schielen, um guten Blues zu hören. Und so darf ich an dieser Stelle auch eine Lanze für ANDREAS DIEHLMANN mit seiner Band brechen, der in den letzten 5 Jahren ganze 7 Alben veröffentlichte und 2022 den Deutschen Blues Award in der Kategorie Band gewinnen konnte. Und da er, wie meine Frau aus Kassel kommt, macht ihn das für mich natürlich noch sympathischer!
„Long Way To Go“ heißt das neue Studioalbum und kommt mit 8 Eigenkompositionen sowie (lediglich) einer Cover-Nummer aus. Dabei gelingt es dem Gitarristen und Sänger, der mit rauer, kratziger Stimme seinen Songs einen authentischen, erdigen Vibe verleiht, dem härteren Blues Rock näher zu sein als dem klassischen Blues. Gerade in vordergründig „einfachen“ Songstrukturen, wie etwa bei den schnelleren Songs „Wedding Dress“, dem Boogie Woogie „Pretty Baby“ oder „Way To Hell“, spielt der Band-Leader durch sein technisch versiertes Spiel an den 6 Saiten seine Stärken aus. Ja, da sag noch Einer, dass Blues immer schleppend oder träge sein muss, wenn Herr Diehlmann mit seinen drei Mitstreitern an Orgel (TOM BORNEMANN), Bass (JÖRG SEBALD) und Drums (TOM BONN) loslegt, ist meist Feuer unterm Kessel! Dabei klingt der eröffnende Titelsong durch den wunderbaren Klang der Slide-Guitar nach Südstaaten-Feeling pur, was für ein grandioser Einstieg! Doch auch der Slow-Blues wird natürlich berücksichtigt, die beiden überlangen Balladen „Broken (Into Little Bits)“ und „Baby It`s Gonna Rain All Night“ bieten der Melancholie die perfekte Bühne. Da darf dann der schön warme Klang der Orgel, die bei weiteren drei Songs zu hören ist, guten Gewissens als Sahne-Häubchen bezeichnet werden. Das abschließende „The Sky Is Crying“, ein ELMORE JAMES-Cover gibt es als Bonus allerdings nur auf der CD. Trotzdem dürfen sich auch die Vinyl-Freaks erfreuen, denn das Teil wird auch als 180g Langspielplatte erhältlich sein.