Seit drei Jahren hat sich im Norden des europäischen Stiefelstaates ein weiterer blutiger Farbkleks auf der internationalen Death Metal Landkarte manifestiert. Die beiden ehemaligen DAEMONIAC Mitglieder Luigi ‚Gigi‘ Corinto (Bass) und Davide ‚Dave‘ Bacchetta (Schlagzeug) hatten im Verbund mit Frontfrau und Gitarristin Lorenza De Rossi (PSYCHOTOMY; STENCH OF PROFIT) die Band DEAD CHASM gegründet. Eine äußerst passende Wahl, wenn man bedenkt, dass sich der Mittelmeerstaat Anfang 2020 als wahrer Seuchenherd in der globalen Pandemie entwickelte und offenen Auges am tödlichen Abgrund steht. Im wegweisender Apokalypse von dem Erhabenen zu philosophieren, welches allen unbekannt ist, klingt noch vor dem ersten Hördurchlauf nach einem weiteren Endzeit-Desaster. Nicht ganz unpassend zeigt sich „Sublimis Ignotum Omni“ von seiner ganz düsteren Seite. Den Mittelpunkt des schwarzen Lochs bildet ein augenförmiges Zentrum das Herzstück dieser endgültigen Vernichtung. Eine Massenanziehung, die nicht nur optisch für einen derben Bewegungsdrang sorgt.
Bereits im letzten Jahr zeigt die gleichnamige erste Gravitation auf kompromisslose Art, dass sich im Sektor des Death Metal ein neuer mörderischer Gesteinbrocken in die Umlaufbahn eingefunden hat. Die erste vollwertige Nachfolger „Sublimis Ignotum Omni“ hält im Orbit den eingeschlagenen Kurs weitestgehend. Hat man dabei noch die tiefgehende Soundproduktion der ‚Dead Chasm‘ EP im Kurzzeitgedächtnis parat, kratzt der Auftakt „Apparitions“ zwar in gewohnter Brutalität durch die Lauscher, doch irgend etwas ist anders. Es fehlt die raumgreifende Tiefe, die in den nächsten dreißig Minuten an vielen Stellen nur die Oberfläche penetriert. Stilistisch bleibt das Trio in den morastigen Death Metal Sümpfen mit der ausgewogenen Doom-Einschlägen und erhält die nötige Schärfe durch die herrlich tiefen Gesangspassagen von Lorenza de Rossi.
Das aufgestellte Konzept aus groovigen Passagen mit schwedischem Akzent, welche in regelmäßigen Abständen sich in der Blastbeatabteilung bedient, beschert sieben Runden lang eine gepfefferte Gewaltorgie. Soweit sind die zertrümmernden Basis professionell verarbeitet worden und halten eine Menge Unique Parts inne. Doch in Bezug auf die Self-titelt EP haben DEAD CHASM von den ersten in den vierten Gang geschaltet und dabei die bisher raumfüllenden Doomelemente aus dem dritten Untergeschoss etwas aus den Augen verloren. Nach diesem brutalen Überholspurmanöver bleibt der Wunsch, dass das Trio in Zukunft den Fokus unter anderem auf die eingebauten Unterschiedselemente des Ridebeckens verstärkt setzt. Wird es für kommende Veröffentlichung beherzigt, steht den drei Italienern ein Quantensprung in der Bekanntheitsskala nach oben nichts mehr im Weg.