Das mit den flächendeckenden Einschränkungsmaßnahmen der letzten Jahre und deren schwerwiegenden Folgen ganze Berufsbranchen um ihr nacktes Überleben zu kämpfen hatten ist in seinen Auswirkungen auch heute noch sichtbar. Für viele Produzenten und Musiker war dieses düstere Kapitel der letzten Zeit eine harte Prüfung, wenn nicht gar die härteste in dem bisherigen Leben gewesen. Zu Beginn der Pandemie lässt die internationale MMXX Crew in der niederschmetternden Gefühlswelt einen melodisch geprägten Hoffnungsschimmer aufgehen. Die Namensfindung der Band leitet sich passenderweise aus dem Gründungsjahr vor drei Jahren ab, was im Grunde einfach wie simpel ist. Das Trio hat sich bis zur Fertigstellung ihrer ersten vollwertigen spielerischen Komposition rund zwei Jahre Zeit gelassen. Als heilige Fracht deklarierten die Mitglieder der US-Doom/Death-Band DAYLIGHT DIES und der italienischen Black Metal Band GRIMNESS ihr erstes zusammengetragenes Ergebnis. Bei den zehnteiligen „Sacred Cargo“ schwappen eher die sanften Wellen an das Ufer des melancholischen Gewässers.
Entgegen der klassifizierten Death Doom Schublade geben sich MMXX bewusst sanft und nachdenklich. Gefühlvoller Klargesang, soweit das Auge reicht und nur selten bricht das grollende Ungetüm am Mikro seine Ketten, wie es unter anderem bei „Unavailing“ der Fall ist. Das gut abgestimmte Feintuning in der Songstruktur lässt diese Premiere in einem reifen Licht erstrahlen. Zusätzlich hat bei den Gesangsaufnahmen es ein resolutes Stelldichein von diversen Größen aus der Doom/Death-Szene gegeben. Neben u.a. Aaron Stainthorpe (MY DYING BRIDE), Mikko Kotamäki (SWALLOW THE SUN), Dan Swanö (EDGE OF SANITY), Carmelo Orlando (NOVEMBRE) u.v.a. trällerten ihr unvergleichliches Können ergänzend durch die Weiten der Stratosphäre.
Mit dieser betrübten Eleganz aus dem letzten Jahr, spült „The Next Wave“ eine neue abgespeckte Veröffentlichungsvariante in drei Teilen an Land. Dabei kristallisiert sich nahtlos eine Fortführung des Erstlingswerk heraus. Atmosphärische Schwermut prallt auf ergreifende satte Klänge, welche in den siebzehn Minuten die Vielfalt als Zusammenhalt in Einklang bringen. Grundlegend reicht die dargebotene Palette vom episch anmutigem Doom-Opener „Isolation“, bei dem die anmutigen Riffmelodien eine großartige Basis bilden, um den markanten Gesang von Mikko Kotamäki (SWALLOW THE SUN) ins passende Licht zu rücken. Nach diesem intensiven Einstieg zeigt „Alone“ nachfolgend, wie wandelbar die Stimmung auf einer Veröffentlichung ist. Das Herzstück dieser EP stellt sich durch die schönen Klargesangspassagen des Briten Mick Moss (SLEEPING PULSE, ANTIMATTER) einen stimmungsvolle Sehnsucht ein und generiert dabei ein stimmigen Übergang in das verträumte „Echoes“ Finale. Annährend fünf Minuten, welche in ruhigen Fahrgewässer treiben und trotz der simplen Instrumentalbegleitung sich faszinierend gibt. Das liegt im Schwerpunkt mit Sicherheit an der fesselnden Gesangsphilosophie von Alicia Nurho, die einem in sanfter Faszination gekonnt ins Ohr flüstert. Schade, das ausgerechnet an dieser Stelle nun Schluss ist. Der aufkommende Wunsch nach einem passend brachialem Abschluss bleibt somit unerfüllt.