Das GRUESOME Frontmann Matt Harvey ein leidenschaftlicher DEATH Fan ist, kann man bei der Musik von GRUESOME schwerlich ignorieren. Obendrauf gibt es bei GRUESOME Konzerten als Zugabe des öfteren „Pull The Plug“ zu hören.
Zu Beginn des Jahres 2022 sickerten langsam Neuigkeiten durch, nachdem die beiden ursprünglichen DEATH Mitglieder Rick Rozz und Terry Butler (letzterer ist mittlerweile ja schon länger bei OBITUARY) nach einige Chuck Schuldiner/DEATH Tribute Shows Bock auf mehr hatten. Und so wurden o.g. Matt Harvey sowie sein Schlagzeuger Gus Rios rekrutiert und diese ganze Sache nahm langsam Formen an.
Nachdem das Touren wieder möglich war, wurden einige Konzerte in Europa anberaumt, und zu Hören gibt es alle Songs vom Legenden Album „Leprosy“, sowie einige weitere Klassiker vom ersten DEATH Album „Scream Bloody Gore“. Keine Frage, ein Event, an dem man dabei sein muss.
PLAGUEMACE
Umso erstaunlicher, dass das Logo am heutigen Abend nicht komplett ausverkauft ist. Aber mir kommt das gerade Recht, es gibt keinen Fotograben und auch ein „nur“ zu einem Dreiviertel gefüllten Logo wird es verdammt eng.
Den Anfang machen die Dänen von PLAGUEMACE. Die Band ohne Plattenvertrag (!) wurde nach einem Konzert in Dänemark gefragt, ob sie auf der Tour von LEFT TO DIE mitspielen wollen, nachdem sie dort von einem Verantwortlichen von der Tour gesehen wurden. Wer sagt da schon Nein?
Demzufolge sind die 5 Jungspunde extrem gut drauf, kommen oben ohne auf die Bühne (nicht alle) und legen direkt los. Weder die Band noch das Songmaterial ist mir bekannt, aber da bin ich sicherlich nicht der Einzige hier, dem das so geht. Das Quintett prügelt einen charmanten Death Metal runter, der sich ohne mit der Wimper zu zucken bei allen gängigen Todesblei Trademarks bedient. Ein wenig schwedische Atmosphäre hier, ein paar amerikanische Breaks da und gelegentlich Dampfwalzen Attacken britischer Bauart. Das macht Laune und sorgt für Unterhaltung.
Auch während der rund 30 Minuten bleibt immer ein kleiner Schmunzler auf den Lippen. Frontmann Andreas Truelsen gibt ein paar Deutschkenntnisse zum Besten, und es werden allerlei Posen dargeboten. Das die Kapelle im Anschluss geschlossen am Merchstand anwesend ist, unterstreicht das sympathische Feeling das die Band trotz ihrem brutalen Sound versprüht. Auch wenn es mich musikalisch nicht umhaut, der Entertainment Faktor ist groß, und man sollte PLAGUEMACE mal eine Chance geben.
PLAGUEMACE
HIRAES
Ist bei PLAGUEMACE noch eher verhaltene Neugier beim Publikum Programm, so tauen die Hamburger bei den nun spielenden HIRAES langsam aber sicher auf. Die ersten beiden Reihen sind mit Fans gefüllt und gehen auch gleich steil.
Nach dem Ende von DAWN OF DISEASE im September 2020, kamen die Mitglieder Mathias Blässe (Schlagzeug), Oliver Kirchner (Gitarre) und Lukas Kerk (Gitarre) unter dem neuen Banner HIRAES wieder zusammen. Verstärkt wird die Band von Christian Wösten am Bass (EMBEDDED) und Britta Görtz am Mikro (CRITICAL MESS, ex-CRIPPER). Alles gestandene Musiker mit massiver Bühnenerfahrung.
Und das merkt man auch, der enge Raum auf der Bühne wird so gut es geht genutzt, und es gibt Interaktion mit dem Publikum. Wenn mich nicht alles täuscht, wird fast das komplette Debüt „Solitary“ gezockt. Nun gut, mehr Material scheint es im Moment noch nicht zu geben. Die Songs sitzen aber wie eine Eins und können das Publikum gut unterhalten und begeistern. Ein gelungener Auftritt von HIRAES!
HIRAES
Rick Rozz kann es entweder kaum erwarten seine alten Hits zu spielen oder er will die Nummer hier schnell über die Bühne bringen. Jedenfalls ist er nach der kurzen Umbaupause auf der Bühne stehen geblieben, fummelt ein wenig an seiner Gitarre herum und verteilt seine Pleks an die Fans in den ersten Reihen. Wobei ich auch tatsächlich zweimal hinschauen muss um ihn zu erkennen. Der Mann ist richtig alt geworden, und hat sich seine Mütze sehr tief ins Gesicht gezogen. Er war in den letzten Jahren aber auch nicht wirklich präsent, die Bands in denen er spielte flogen sehr tief unter dem Radar.
Egal, die anderen drei Musiker kommen auf die Bühne, das Publikum johlt und die Stimmung ist kurz vor dem Siedepunkt.
Und dann geht es los, die ersten Takte von „Leprosy“ erklingen, eine der besten und größten Death Metal Scheiben überhaupt. Gestartet wird in der Original Reihenfolge: „Leprosy“, „Born Dead“ und „Forgotten Past“.
Nach etwa zwanzig Sekunden allgemeiner Zurückhaltung brechen alle Dämme: headbangen, mitschreien, Moshpit, Pogo…..Metal Herz, was willst Du mehr? Und auch ich kann mich nicht mehr zurückhalten. Nach „Born Dead“ verstaue ich in Windeseile meine Kamera um bei „Forgotten Past“ mit in den Moshpit einzutauchen.
Musikalisch ist das wirklich eine 1 zu 1 Kopie, es gibt keinen Qualitätsabfall und die Songs werden absolut originalgetreu wieder gegeben. Und der Gesang? Ich habe DEATH leider nie live erleben dürfen, aber genauso muss es geklungen haben. Matt Harvey kopiert den Gesang von Chuck Schuldiner das es schon fast unheimlich ist.
Da „Leprosy“ nur etwas über 38 Minuten geht, müssen weitere Songs ran, damit es ein echtes „Konzert“ wird. Es kommen „Mutilation“ und „Baptized In Blood“ vom DEATH Debüt „Scream Bloody Gore“, verbunden mit der ersten Danksagung von Matt ans Publikum. Selbiges besteht schon in erster Linie aus der Ü 40 Generation, aber es sind tatsächlich auch viele jüngere Metalheads am Start,
Weiter geht es mit Stücken von „Leprosy“, allerdings verlassen wir aus gutem Grund nun die Original Reihenfolge. „Open Casket“, „Primitive Ways“ und „Choke On It“ bilden eigentlich den Abschluss vom Album, kommen aber aus Gründen nun schon. Es folgt „Denial Of Life“, ein weiterer Klassiker vom DEATH Debüt.
Überraschenderweise folgt nun „Corpse Grinder“! Ursprünglich war der Song auf einem der ersten DEATH Demos zu finden, er wurde aber später nie wieder von Chuck und DEATH aufgenommen. Kam Lee, damals bei DEATH am Start, nahm den Song später mit seiner Kapelle MASSACRE auf, und beanspruchte die Credits für sich. Würde Chuck noch leben würden die sich wahrscheinlich bis heute streiten wem die Rechte an dem Song gehören.
Apropos, Mastermind Schuldiner wäre in diesem Jahr 56 geworden. Ein Genie, das leider viel zu früh von uns gegangen ist. Und so gibt es nicht nur einmal die Sprechchöre „Chuck Schuldiner“ heute aus dem Publikum zu hören.
Im Programm geht es weiter mit „Left To Die“, bevor mit „Zombie Ritual“ die Band die Bühne verlässt. Schon jetzt sind die Erschöpfungserscheinungen im Publikum deutlich sichtbar, die wenigsten haben noch die Power wie vor 20 Jahren. Es werden Getränke gereicht und man ist froh über eine Verschnaufpause.
Aber natürlich kommen die vier Musiker noch einmal auf die Bühne. Frontmann Matt Harvey bedankt sich überschwänglich beim Publikum, vor allem aber auch bei Rick Rozz und Terry Butler, die es ihm möglich machen diese Songs zu spielen.
Muss man jetzt noch explizit erwähnen, welche beiden Stücke auf die durchgepeitschte Menge losgelassen werden?
„Pull The Plug“ ertönt, und der gesamte Laden sing/schreit mit! Als absoluten Rausschmeißer gibt es dann noch „Evil Dead“, danach ist dann wirklich Feierabend.
LEFT TO DIE
Ein verdammt starkes Konzert, und für jemanden wie mich, der so gut wie keine Möglichkeit hatte, DEATH mit Chuck zu sehen, eine absolute Offenbarung und die Erfüllung eines Wunschtraums. Ich hoffe inständig, dass LEFT TO DIE irgendwann noch einmal auf Tour kommen! Alle, die nicht da waren: ihr habt etwas GROSSES verpasst!