Die aus dem Punkrock kommenden DER GANZE REST gründeten sich bereits 2013 und hauen mit „Incendium“ (lateinisch „Der Brand“ oder „Brandstifter“) ihr drittes Studioalbum raus. Die Texte der beiden ersten Scheiben waren sowohl politisch inspiriert, behandelten aber auch „normale“ Themen im Leben junger Menschen wie Feiern oder Beziehungen. Stilistisch ist das Quartett aus dem Raum Stuttgart mittlerweile enorm breit aufgestellt, so scheut sich die Band nicht auch Elemente aus Pop, Hardcore, Metal oder Reggae in ihren Sound zu integrieren!
Eine Änderung gibt es allerdings beim neuen Album, denn erstmals setzen die 4 Jungs plus ein Mädel (als Gast (?) bei drei Liedern) zwischendurch auf englische Texte. Ich weiß gar nicht so recht, was ich davon halten soll, nehme es einfach mal so neutral hin. Ich kann es einerseits schon nachvollziehen, andererseits verstehen vielleicht ein paar Fans die Message in Liedern wie „Stay Angry“, „Sewer Rats“ oder „Fever“ nicht, weil schließlich nicht jeder der englischen Sprache mächtig ist. Aber egal, DER GANZE REST hat sich dazu entschieden, was das neue Album halt auch so abwechslungsreich wie nie zuvor macht.
Mir persönlich gefällt die Platte recht gut, denn es werden weiterhin wichtige Themen angesprochen, so geht es bei „Danke Gut“ (siehe Video) um Menschen, die vielleicht depressiv sind und denen mit dem Lied Mut zugesprochen werden soll, positiv zu bleiben. Ein schöner Text auch bei „Wenn Ich Jetzt Geh“, bei dem sich Gedanken gemacht wird, wie Zurückgebliebene nach dem Tod eines geliebten Menschen weitermachen können. Musikalisch wird die sensible Thematik sehr eingängig und mit weiblichen Backgrounds als akustische Halbballade gekonnt umgesetzt, ich würde solche Lieder sehr gerne öfter auch im Mainstream-Radio hören. Trotz einiger „härterer“ Zwischentöne klingt die Musik der Band sehr eingängig und melodisch, wie etwa bei „Keine Angst“ bewiesen wird. Ja, und auch die englisch gesungenen Stücke haben ihren eigenen, neuen Charme. Manchmal würde ich mir wünschen, dass die Songs eine etwas längere Laufzeit hätten, denn der Gitarrist kann was und ich würde seinen Solos gerne halt länger zuhören. Ganz prima aber auch der „Biersong“, der mit Blechbläsern aufgepimpt wird und ein ideales Party-Lied zum Mitgrölen ist! „Alles Egal“ lässt dem Hörer Raum für eigene Interpretationen, von Kriegstreiberei bis die desolate Flüchtlings-Politik unserer Regierung passt der Text! Super!! Aber ich möchte auch nicht verschweigen, dass sich mit „Our Dream“ ein recht belangloses Stück Musik gegen Ende der Platte eingeschmuggelt hat. Das abschließende „Fever“ knallt dann aber noch mit modernem Rap-Metal ordentlich rein!