Satte drei Jahre ist es bereits her, seit FROZEN SOUL ihre erste Eisbombe „Crypt of Ice“ fachgerecht im Januar gezündet haben. Sowohl in der Medienlandschaft als auch in der weltweiten Death Metal Community wurde das Debüt der Texaner hochgehandelt. Dieser großartige internationale Erfolg brachte dem Quintett um Frontmann Chad Green den Eröffnungsslot auf der diesjährigen DYING FETUS Tour ein. Für die Band ist es gleichzeitig der erste Trip durch Europa, welcher unter dem Motto des 80’er Werbeslogan ‚Like Ice in the sunshine‘ mit Festivalauftritten unter anderem auf dem Summer Breeze, dem Party San oder dem Wacken ihren Höhepunkt finden werden. Rund um diesen Livemarathon ist die Fertigstellung ihres zweiten Kältetod „Glacial domination“ mächtig vorangetrieben worden, so das die ständig wachsende Fangemeinde sich nun auf elf neue Fröstellein freuen kann. Tatkräftige Unterstützung zum Gelingen gab es bei der Produktion von TRIVIUM-Sänger/Gitarrist Matthew Heafy und Daniel Schmuck in der Co-Produktion.
„Es kam alles unerwartet und übertraf alles, was wir uns hätten vorstellen können“, sagt Chad. „Wir haben uns alle bis an die Grenzen des Möglichen gedrängt und sind eine Menge Risiken eingegangen. Alles im Namen des alten, ich meine, kalten Death Metals.“ Eine großartige Wertschätzung, die zeigt, das eiskalte Winde nicht nur im Black Metal wehen. „Wir haben versucht, etwas zu machen, das an die Klassiker des Old-School-Death-Metal anknüpft und gleichzeitig versucht, unsere Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Wir wollten Songs schreiben, die Spaß machen und eingängig sind, einem aber dennoch den Kick geben, den man braucht, um in Bewegung zu kommen. Ich denke, wir haben eine Platte geschaffen, die das schafft und gleichzeitig den Test der Zeit besteht.“ Wahre Worte, die automatisch eine gewisse Erwartungshaltung bei der interessierten Hörerschaft weckt, zumal die Messlatte bereits durch die bisherige Erfolgsgeschichte hoch angesetzt worden. Ein frostiger Raketenstart, welcher nun in der alleinigen Herrschaft der Gletscher enden soll. Kein einfaches Vorhaben, dabei die größten gefrorenen Wasserspeicher der Erde zu unterjochen.
Doch was die Texaner einmal im Fadenkreuz erfasst haben, wird ohne Rücksicht auf Verluste gnadenlos in Angriff genommen. Bereits der Opener „Invisible Tormentor“ peitscht als fieser Eisregen einem gnadenlos ins Gesicht. Unheimlich schnell kristallisiert sich die existente FROZEN SOUL DNA heraus. Das liegt im Schwerpunkt primär an den knurrenden Vocals von Chad Green, die markant wuchtig und erneut beständig klar in seinen Aussprachen sind und mittlerweile ein unverkennbaren charakterstaken Wiedererkennungswert besitzen. Eine wuchtige erste Etappe auf „Glacial Domination“, die eine zielgerichtete Dynamik über die Eisoberschicht wirbeln lässt.
Augenscheinlich geht es bei „Arsenal of War“ in den brutalen Infight auf dem schneebefallenen Schlachtfeld. Dabei ist der thematische Hintergrund bei dieser brachialen Attacke für die Band eine sehr bewegende Angelegenheit. „Ich werde dein Licht durch Dunkelheit und Schnee tragen. Gerechte Seele, der ich geschworen habe. Ich werde dich tragen. In meinem Kriegsarsenal.“ Diese treffenden Textzeilen sind Chads Bruder Cory gewidmet, welcher Vorfeld der Albumaufnahmen viel zu früh verschieden ist. Eine schöne Art von einem engen Familienmitglied endgültiger Abschied zu nehmen. Bislang hat diese Death Metal Präsentation keinen Deut in ihrer eiskalten Verrohung nachgegeben.
Auch „Death and Glory“ haut in dieselbe tobsüchtige Kerbe und stampft wutentbrannt vorwärts. Bei diesen knackigen drei Minuten verifiziert die Gitarrenfront um Michael Munday und Chris Bonner ihr technisches Können. Dank einem attraktiven Geschwindigkeitsriffing und präziseren Licks liegt ein Hauch von ‚Tech-Death‘ in der Luft, ohne das FROZEN SOUL dabei ihren eingeschlagenen Kriegspfad verlassen. „Morbid Effigy“ klingt durchweg organisch roh und hat mit dem charakteristischen Gastauftritt von John Gallagher (DYING FETUS) eine gewisse Höhlenmensch-Eingängigkeit.
Der zweite ‚Metalpromi‘ im Bunde wurde bereits am Anfang dieser Rezension erwähnt. TRIVIUM-Sänger/Gitarrist Matthew Heafy hält nicht nur die Produktionsfäden in den Händen, sondern sorgt zusätzlich beim Titeltrack „Glacial Domination“ für ein Gastsolo. Dass die fünf US-Brutalos seit ihrem Debüt „Crypt of Ice“ sich den oft zitierten BOLT THROWER Vergleich gefallen lassen müssen, ist nun keine neue Erkenntnis. Der drittletzte Song „Best Served Cold“ könnte in diesem Bezug als Hidden Track auf der „Those Once Loyal“ der britischen Legenden geführt werden. Pure Dominanz, die über das nötige Maß an verdreckter Erbarmungslosigkeit verfügt und sich in Zukunft zu 100 Prozent zu einer charakterstarken Naturgewalt entwickeln wird.