Vom Papier her gehören RUNEMAGICK bereits zum alten Eisen. Seit Ende der 90er hat das Quartett aus Göteborg bislang satte zwölf Studiowerke abgeliefert. Während die anfänglichen Veröffentlichungen noch dem reinen Death Metal zuzuordnen waren, öffnete sich mit „Resurrection in Blood“ pünktlich zur Jahrtausendwende eine nachhaltige Verfeinerung ihrer spielerischen Ausrichtung. Statt nur tödliche Giftspritzen zu verschießen wurde vermehrt auf düstere Untergangsstimmung gesetzt und der Doom Metal nahm immer mehr an Einfluss auf das musikalische Treiben. Durch diese unzerstörbare Marschrichtung sind bis heute Alben wie „Envenom“ (2005), „Dawn Of The End“ (2007) oder „Evoked From Abysmal Sleep“ (2018) aus der schwedischen Feder entstanden.
Die Skandinavier um Gründungsmitglied und Sänger Leif Nicklas Rudolfsson liefern großartig gestimmte Produktionen ab, doch paradoxerweise nimmt außer Genreintressierte und Die-Hard-Fans kaum jemand Notiz von ihrem regen Treiben. Die Tatsache das RUNEMAGICK bislang noch kein bahnbrechendes Überalbum präsentiert hat, dürfte dazu beigetragen haben immer noch im Windschatten zu segeln. Eine beständige Weiterentwicklung allein ist heutzutage kein Garant mehr, um sich langfristig in der Beletage einzunisten.
Mit „Beyond the Cenotaph of Mankind“ gibt es jetzt den dreizehnten Anlauf, an dem unbefriedigenden Status positiv zu schrauben. Mit dem XXL Einstieg „Archaic Magick (After the Red Sun)“ wird direkt der längste Beschwörungsformel vorgelegt. Hier kommen KRYPTS unendlichen Erniedrigungsschluchten Vibes zum Zuge, bei dem HOODED MENACE Blut für den brennenden Eid fließen lässt. Eine elementare Spannkraft baut achtundvierzig Minuten lang eine Klanglandschaft auf, die nicht mit okkulten Death-Doom Reizen geizt. RUNEMAGICKS gallige Atmosphäre und seine Vorliebe für schlechte Trip-Riffs vereinen das düster gehaltene Brauwerk zu einer weiteren berauschenden Ladung sträflich unterschätzter Melodien.
Die mit dem Kopf nickenden, fast Stoner-artigen Grooves, schlängeln sich gemeinsam mit den schnellen Tremolo-Riffs in einer fachkundigen Sicherheit durch das zu bewältigende Konzeptlabyrinth. Eine einfließende Treffsicherheit, die spielerisch sich schwer in eine bestimmte Sparte einordnen lässt. Nicht ganz Death Metal, Stoner Doom oder Death’n’Roll. Es wirkt wenig überfrachtet und schafft für einen konzentrierteren und unmittelbareren Auftritt Platz. Außer „Revocation of Spectral Paths“ sind sämtliche Songs oberhalb der siebenminütigen Marke eingespielt worden. Für Bands des schwerwütigen Genre keine Seltenheit, doch Tracks wie unter Anderem „The Storm Rode Beyond the Firmament“ sind einen Hauch zu lang ausgefallen. Da würde eine knackige Kürze dem ganzen gut zu Gesicht stehen. Unabhängig davon haben die vier Schweden es geschafft, ihren eingeschlagenen Weg mit viel bedachtem Weitblick fortzusetzen.