Der Sommer im US Bundesstaat Texas ist kein Zuckerschlecken, denn das subtropische Klima verwandelt einige Breitengrade zum Vorhof der Hölle. Seit rund fünf Jahren nutzen die Black Metaller NECROFIER genau diese flammenden Bandherde als passende Steilvorlage, um ihren finsteren Mix aus rasenden Melodien gepaart mit Heavy Metal Einflüssen zu entfachen. Das aktuell zu einem herangewachsenen Quartett mit einigen Querverbindungen zu den lokalen OCEANS OF SLUMBER stellen sich selbst als zeitgenössischen Verfechter des Black-Metal-Revivalismus da. Bereits die musikalischen Erstkontakte in Form der EP „Visons In Fire“ (2018) & dem vollwertigen Debüt „Prophecies of Eternal Darkness“ (2021) untermauern diese aufgestellte These auf respektable Art. Bedenkt man, das die Vereinigten Staaten das drittgrößte Land auf dem Planeten darstellen, ist die Banddichte an bekannten Old School Black Metal Acts recht dünn besetzt. In dieser extremen Kategorie gehen die Medaillenplätze kampflos an die Vertreter aus den nordischen Gefilden Europas. Neues Zündholz gibt es jetzt in Form von „Burning Shadows in the Southern Night“. Im Gegensatz zu dem Debüt vor zwei Jahren wurde der ursprüngliche Gitarrist Joshua Craig Bokemeyer (CHURCH OF DISGUST) durch Semir Özerkan (OCEANS OF SLUMBER) ersetzt.
„Burning Shadows in the Southern Night“ ist der legitime Nachfolger, welcher etwas mehr als eine dreiviertel Stunde lang um die Gunst der wachsenden Fangemeinde buhlt. Das erschaffene Fundament besteht wie nicht anders zu erwarten aus Pechschwarzer Nostalgie und Traditionsbewusstsein. Kraftvoll und selbstbewusst bewegt sich das Quartett mit prägenden Geschwindigkeitsattacken durch die eisig-raue Klanglandschaft. Auffällig positiv wirkte sich das regelmäßig eingebrannte Heavy Metal Riffing. Das eröffnet NECROFIER ungeahnte Möglichkeit in diesem breit aufgestellten Spielraum und knüpft nicht einfach dort an, wo das Erstlingswerk aufgehört hat. In den gesamten zehn Stücken entsteht in den wenigsten Momenten der Eindruck, das sich nicht blind in den vorhandenen Schwarzwurzeln verbissen wird. Über den eiskalten Basics klirren üppig komplexe Solis, die genau diese eben beschriebene Vielfältigkeit verinnerlicht. Des Weiteren offenbaren die hymnische Hooks eine gewisse Kühnheit, welche durch viel Kalkül eine Menge Energie versprühen. Doch genug der positive Seiten dieser Veröffentlichung. Unter dem Strich sind die zusammengeschusterten Klänge und Noten in der Historie des Black Metal bereits zu oft spiegelgleich kreiert worden. Kaum einer der zehn Songs hat das wirkliche Potenzial, sich dauerhaft im Gehörgang einzunisten oder gar als ‚Übersong‘ betitelt zu werden. Auf musikalische Ebene ist es eine beständige Nummer, doch bei dem vorhandenen Gesamtrahmen fehlen mitreißende Aufgeregtheiten.