Eigentlich ist ja mein werter Kollege Thorsten Dietrich für die Schweden von BLOODBOUND zuständig. Doch da ich die Mucke des 2004 gegründeten Sextetts ebenfalls richtig gut finde, schnappte ich ihm das nunmehr zehnte Studioalbum „Tales From the North“ einfach mal vor der Nase weg und hoffe, dass er sich nicht zu sehr darüber ärgert. Er darf dafür, wenn ihm danach ist, die nächste Blues-Platte vom Bonamassa gerne besprechen (Scherz!). Wie Thorsten auch, gefällt mir diese Beständigkeit in der Abwechslung bei BLOODBOUND besonders gut, musikalisch klingt kein Album gleich und auch thematisch lassen sich Sänger Patrik und seine Mitstreiter immer gerne mal was Neues einfallen. Richtig schrottiger Stoff war bisher jedenfalls nicht darunter, wobei mein persönliches „Referenz-Album“ immer noch „Unholy Cross“ (2011) mit großen Hits wie „Moria“ oder „Drop The Bomb“ ist, die die Gruppe bei jedem Konzert heute noch spielen müssen!
So, diesmal beschäftigen sich die Schweden mit der nordischen Mythologie, was auf dem saucoolen Cover-Artwork mit dem Band-Dämon passend umgesetzt wurde, wobei der Titel „Tales From The North“ mit Runen-ähnlicher Schrift präsentiert wird. So heißt dann auch gleich der Opener, der sich nach ruhigem Intro zu einer melodisch eingängigen Abgeh-Nummer mit Double-Bass entwickelt. „Drink With The Gods“ ist dann so eine Party-Nummer, die bei zukünftigen Konzerten ganz sicher auf der Setlist stehen wird, super eingängig lädt sie zum Mitsingen und Tanzen ein. Bei einigen Liedern werden dann durch die Keyboards nordische Flöten-Töne gespielt, was natürlich zum Thema passt. Auch dezente Growls werden ab und an integriert („Odin`s Prayer“). Die Stimme von Patrik ist etwas seltener als zuvor in ihren allerhöchsten Lagen ansässig und auch stilistisch entfernen sich BLOODBOUND etwas mehr von ihren Landsmännern von SABATON, obwohl ein Song wie „Between The Enemy Lines“ sowohl vom Titel wie auch musikalisch durchaus passen würde. Aber insgesamt hat mal wieder alles Hand und Fuß, wobei die ganz hohe Qualität von „Unholy Cross“ erneut nicht getoppt werden kann. Aber das ist wie so oft Jammern auf hohem Niveau, denn Up-Tempo Songs wie etwa „Land Of Heroes“ oder „Sail Among The Dead“ bringen echt Spaß und werden garantiert alle Fans zufrieden stellen. BLOODBOUND drehen mal wieder an einigen kleinen Stellschrauben, ohne allerdings ihr gewohntes Fahrwasser zu verlassen. Etwas Nordic Folk, mal ne Spur Epik wie beim Rausschmeißer „1066“ (siehe Video) und der gewohnte Bombast verbunden mit der erworbenen Erfahrung beim Songwriting lassen „Tales Of The North“ zu einem sehr starken neuen Output werden. Zu einer höheren Bewertung fehlt mir dann nur eine echte Power-Ballade wie „Brothers Of War“ von meinem Lieblings-Album.