Es führt wohl kein Weg daran vorbei, das ich zum Einstieg in den Artikel ein paar kurze Worte über die Dame schreibe, die mit ihrer Band HOLY MOSES zusammen ein Stück Musikgeschichte geschrieben hat. Mich verwundert es immer wieder, dass Sabina Classen nicht von allen die Anerkennung bekommt, die sie meiner Meinung absolut verdient hat. Genau so wie Doro Pesch ist sie eine absolute Pionierin in der Metal Szene. Vielleicht sogar ein wenig mehr wir ihre Kollegin, womit ich die Leistung Doros und den Einfluss in keinster Weise schmälern möchte! Was den Verdienst für mich noch wertvoller erscheinen lässt ist die Tatsache, dass Sabina nach meiner Einschätzung noch mehr um Akzeptanz kämpfen musste Anfang der Achtziger wie ihre Mitstreiterinnen. In einem neuen „extremen“ Genre was sich selber erst gerade auf den Weg machte die Herzen ihrer Fans zu erobern verkörperte Sabina schon früh alles das, was wir heute zum Glück als selbstverständlich bei Alissa White-Gluz als Beispiel toll finden. Sabina war taff, schmutzig und selbstbewusst. Eben nicht mehr die typische Glam Rock Lady wie man sie in den Siebzigern und auch nach in den Achtzigern oft gesehen hat. Was viele Jungs in dieser Zeit mit ihren androgynen Aussehen einschließt. Statt liebliche Stimme, schrie Sabina sich die Seele aus dem Leib und ebnete so Bands wie JINJER oder ARCH ENEMY den Weg die heute die Titelseiten bekannter Metal Magazin schmücken. Sie ist sicherlich mit ihren Mut und den musikalischen Schaffen von HOLY MOSES Vorbild für viele Frauen in der Metal-Szene geworden und das sicher nicht nur in den extremen Genres.
Jetzt 40 Jahre und zwölf Studioalben später verabschiedet sich die Thrash-Legende HOLY MOSES aus Aachen mit ihren letzten Album „Invisible Queen“ in die musikalische Rente. Deshalb Danke, HOLY MOSES und Danke Sabina! für über 40 Jahre Thrash Metal Geballer.
Dass HOLY MOSES in Rente geht, liegt auf alle Fälle nicht daran, dass sie zum alten Eisen gehören. Im Gegenteil, „Invisible Queen“ klingt musikalisch und was die Produktion angeht kein bisschen angestaubt, wofür es schon einmal einen ganz klaren Daumen nach oben gibt. Aber auch sonst beweisen HOLY MOSES, das die Band zum Abschluss noch einmal richtig Bock hatte und so ein Album erschaffen haben, was sich nicht nur einreiht in die Reihe von Klassikern wie „Finished With The Dogs“ (1987), „The New Machine Of Liechtenstein“ (1989), oder „Terminal Terror“ (1991), sondern sogar vielleicht das beste, aber auf alle Fälle das anspruchsvollste Album ihrer Karriere geschaffen haben. Technisch , ja stellenweise sogar schon progressiv für HOLY MOSES Verhältnisse wird auf dem 12 Lieder starken Album feinster Metal zelebriert. Der Sound lässt keine Wünsche offen und kracht düster und aggressiv durch die Boxen. Auf dem letzten Tonträger geht es dabei wie gewohnt brachial zu Werke wie z. B. in „Downfall Of Mankind“ oder „Cult Of The Machine“ ohne dabei aber Langweile aufkommen zu lassen. Immer wieder schafft es die Band die Spannung oben zu halten und Highlights zu setzen wie mit dem melodischen und düsteren und teerflüssigen „Alternative Reality“. Der Track ist auch direkt mein Favorit und Anspieltipp.
Es gibt vieles zu entdecken, wenn man sich die Zeit nimmt und ich merke der Musik an, dass sich hier jemand viel Gedanken um das Werk gemacht hat und HOLY MOSES es wichtig war,mit einem starken Statement das letzte Studioalbum und damit das letzte Kapitel zu schließen. Das ist ihnen mehr als gelungen!