Die finnische Sängerin TARJA TURUNEN hat gemeinsam mit dem EDM-Künstler TORSTEN STENZEL das Projekt OUTLANDERS veröffentlicht, ein Crossover aus Ambient, House, Art-und Gitarren-Rock, um den Sound mal vorsichtig zu umschreiben. Auf alle Fälle jedoch sehr chillige, aber auch unterhaltsame und ungewöhnliche Klänge, für das alle Beteiligten eine Menge Arbeit und Herzblut investiert haben. Zum Gelingen tragen dabei auch viele Gitarristen aus dem Hard & Heavy-Sektor bei, wie ihr in meiner Rezi zur Platte auch nachlesen könnt, falls ihr es noch nicht getan haben solltet (klick!). Da ich es irre spannend finde, dass TORSTEN STENZEL, ein Star in der Elektronischen Musik-Szene, die Produktions-Fäden gemeinsam mit TARJA in seinem Studio auf der Karibik-Insel Antigua zusammennähte und er gerade nicht aus dem Heavy-Genre kommt, habe ich dem gebürtigen Hessen ein paar Fragen gestellt.
Hallo Torsten, schön dass du dir für unser Magazin etwas Zeit nimmst. Ich spreche ja schließlich mit einem Superstar aus der Electronic Dance Music, wie ich bei Recherchen im Internet erfahren habe. Du bist gebürtiger Hesse, lebst und arbeitest jedoch in der Karibik. Das klingt für mich nach einem wahr gewordenen Traum! Was waren die Gründe für den Ortswechsel?
Ich bin ja schon 1998 nach Ibiza ausgewandert, quasi noch während meines ersten grossen Hits mit Dj Sakin & Friends „Braveheart“. Mich hat es immer ans Meer gezogen und als jemand, der in einem kleinen Dorf im Taunus aufgewachsen ist, fand ich auch die Idee von einer Insel immer reizvoll, weil ich es eben klein und beschaulich mag. Ibiza schien da perfekt, auch wegen der extrem aktiven Dance Scene und den Clubs. Dort hatte ich dann auch meine Frau kennengelernt und nach 10 wilden Jahren und mit einer kleinen Tochter war es Zeit, die Insel zu verlassen. Wir wollten aber auf eine andere Insel. Als ich im Hafen von San Antonio war, hat mir ein Freund von der Karibik erzählt. Anguilla sollte angeblich so toll sein. Ich bin dann nach Hause und habe meiner Frau gesagt, dass wir uns mal die Karibik anschauen sollten. An den Namen der Insel konnte ich allerdings mich nicht mehr richtig erinnern, nur dass es was mit „A“ war. Sie hat dann gegoogled und da kam dann direkt Antigua. Wir haben dann einen Urlaub gebucht und uns in die Insel verliebt. Das Ganze ist jetzt 16 Jahre her und wir sind immer noch hier, aber geschieden und die kleine Tochter ist selbst erfolgreiche Sängerin (Au/Ra) und lebt in London.
Schöne Geschichte. Kommen wir zum Haupt-Thema dieses Interviews, nämlich das Projekt OUTLANDERS. Wie hast du TARJA kennengelernt und warum hat es 10 Jahre gedauert, das Album fertig zu stellen?
Tarja und ich haben uns ja bei ihrem „My Winter Storm“ Album kennen gelernt. Dort hatte ich ja 6 Titel mitgeschrieben. Kurz danach hatten wir die Idee ein eigenes elektronisches Projekt zu starten, aber mit Ihren Einflüssen. Etwas neues, experimentelles, so kam es dann zu OUTLANDERS. Aber durch Ihren extrem vollen Touring Kalender hatten wir nur begrenzt Zeit. Wir haben dann jedes mal, wenn sie auf Antigua war, zusammen Musik gemacht. Das hat sich dann ziemlich lange hingezogen, weil auch noch mein Studio Rechner dabei kaputt gegangen ist und auf der Festplatte viele Aufnahmen waren. Wir mussten also einiges doppelt aufnehmen. Und so dauerte es dann Jahre bis alles fertig war. Die Tatsache das wir soviel berühmte Gitarristen auf dem Album haben hat natürlich zusätzlich noch einmal alles verlangsamt.
Die Auswahl der Gitarristen ist tatsächlich erstaunlich, gerade weil alle nicht auf jedem 2. Projekt zu hören sind. Ich denke da z.B. an MIKE OLDFIELD. Wie kam es dazu und haben auch Gitarristen abgesagt?
Mike kenne ich persönlich, da war es einfacher. Der Rest ist der unglaublichen Arbeit und Geduld von Tarjas Mann Marcelo geschuldet. Er war unglaublich engagiert! Wo auch immer es eine Gelegenheit gab Kontakte zu knüpfen, hat er zugeschlagen. Wahnsinn wie er das alles gemacht hat und einen riesen Respekt dafür. Das Ganze hat ja ewig gedauert und oft gab es ein endloses Hin und Her. Klar haben wir nicht jeden bekommen. Ich hätte zum Beispiel gerne Eric Clapton als Gast gehabt, weil er auch ein Haus hier hat und seine Reha-Klinik „Crossroads“ auf Antigua ist. Aber alle Gast-Gitarristen hatten bei ihren Parts freie Hand.
Wer hat eigentlich Texte und Musik geschrieben? Und könntest du deine Parts mal etwas näher beschreiben? Ich stelle es mir nämlich sehr schwer vor, Rockmusik zu produzieren, wenn man selbst aus einem völlig anderen Genre kommt!
Es ist ein Mix, einige Songs haben wir zusammen geschrieben, einige Tarja alleine und dann haben wir noch ein paar Cover dabei. Texte sind generell Tarjas Resort, sie hat einen sehr speziellen Geschmack und genaue Vorstellungen, sie lässt sich da nicht reinreden. Ich selbst habe bei dem Projekt sehr viel lernen müssen, weil die normalen Genre-Gesetze außer Kraft gesetzt sind. Mit Gesetze meine ich z.B., wie laut man eine Gitarre in einem Pop/Dance Track oder in einem Rock-Elektronischen Projekt mischt. Da liegen Welten dazwischen. Oder auch Drums und Vocals, alles ist ganz anders als im Dance-Bereich. Von daher hat alles auch da etwas gedauert. Manchmal haben wir eine ganze Woche lange den Fade um plus/minus 1.5db bewegt (lacht).
Ist der Name OUTLANDERS bewusst gewählt und was sind deine Inspirations-Quellen dabei?
Ja, erstmal ist das Album ja auf einer kleinen Insel entstanden. Also weit weg von der Zivilisation. Dann fühlen wir uns beide auch so und wie Du schon sagst, kann man das ganze Album nicht so einfach in eine Schublade stecken. Was wäre da passender als „Outlanders“ ? Auch wenn Tarja und ich aus verschiedenen Welten kommen, haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und sind Freunde geworden. Auf diesem Album haben wir uns sehr von Antigua inspirieren lassen. Ich denke man hört auch diese Freiheit und Weite des Ozeans auf der Platte.
Absolut! Was meinst du, wird es eine Fortsetzung geben und wäre eventuell sogar eine Live-Umsetzung vorstellbar?
Erst einmal abwarten, wie es von den Fans angenommen wird. Ich würde mich jedenfalls riesig freuen, damit weiter zu machen! Auch einer Tour wäre ich überhaupt nicht abgeneigt. Wir könnten natürlich nicht alle Gitarristen am Start haben, aber der Ein oder Andere wäre bestimmt dabei!
Dann warten wir mal entspannt ab und ich sage erstmal Danke für dieses angenehme Interview und der Sicht aus Augen abseits des Hard & Heavy-Sektors! Viel Erfolg weiterhin!