Nach langer Zeit bin ich mal wieder im Übel & Gefährlich. Für alle die den Club nicht kennen: der befindet sich im 4. (oder 5.) Stock im großen Bunker an der Feldstrasse auf St. Pauli, einen Steinwurf vom Millerntor Stadion entfernt, wo der magische FC St. Pauli seine Heimspiele austrägt.
Das ist schon ein ganz besonderes Ambiente, allerdings treten hier eher selten Rock oder Metal Bands auf, so dass sich meine Besuche hier auf ein Minimum beschränken.
Erstaunlicherweise ist der Club heute bei HATEBREED nicht ausverkauft, was ich persönlich immer noch schräg finde. Das letzte Mal habe ich HATEBREED vor etwas mehr als einem Jahr beim SUMMER BREEZE Festival gesehen, wo sie auf der Hauptbühne gut 25.000 Leute zum ausrasten gebracht haben. Heute also knapp 750 Nasen, nunja, kann man nichts machen.
Bevor wir aber zum Headliner des heutigen Abends kommen gibt es noch eine Vorband. DAGGER THREAT aus Hamburg stehen auf der Bühne, und mir ist die Truppe trotz 15 Jahren Musikerfahrung in der Hansestadt komplett unbekannt. Laut Recherche gibt es die Kapelle seit 2016, und es wurden bereits zwei komplette Alben veröffentlicht. Da sollte man die Chance nutzen, wenn sie einem angeboten wird. Und der Opener für HATEBREED sollte so eine Chance sein.
Der Start ist allerdings nicht wirklich gelungen. Der Sound ist matschig und wird erst nach rund einer Viertel Stunde besser. Dazu kommen katastrophale Lichtverhältnisse, die mich in meiner Eigenschaft als Fotograf absolut verzweifeln lassen. Es ist stockdunkel, ab und zu kommen ein paar Strobos, in Abwechslung dazu werden die Musiker von hinten mit drei blauen oder roten Funzeln angeleuchtet. Mittlerweile habe ich über 800 Bands fotografiert, und so ist mir relativ schnell klar dass es hier und heute keine guten Bilder von DAGGER THREAT geben wird.
Aber auch musikalisch holt mich das Quintett nicht wirklich ab. Die Mischung aus Hardcore und Metal läuft nach einem gängigen Schema ab, die Breakdowns kann man relativ präzise vorhersagen und erst zum Ende hin gibt es mal die ein oder andere unerwartete Wendung in einem Song. Und das war es dann auch schon.
DAGGER THREAT
Die Umbaupause ist recht kurz, aber ein kurzer Blick auf den Merchstand von HATEBREED ist noch drin. Erstaunlicherweise werden die Leibchen der Amerikaner noch für 20 bis 25 Taler gehandelt, was ein sehr fairer Kurs in der heutigen Zeit ist. Seit Anfang des Jahres sind EUR 40,- oder mehr für ein Standard T-Shirt ja fast schon normal. Und wir reden hier nicht von irgendwelchen speziellen Geschichten!
Zurück zur Bühne, der Auftritt des Headliners bahnt sich an. Und während das Quintett mit „To The Threshold“ und „Burn The Lies“ das Publikum gleich ordentlich auf Touren bringt, muss ich feststellen, dass die Lichtverhältnisse sich nicht ändern. Sprich: auch jetzt unter widrigsten Umständen rausholen was die Canon Kamera halt hergibt. Zu allem Übel trägt Frontmann Jamey Jasta auch noch eine Baseball Cap, die einen ständigen Schatten auf sein Gesicht wirft. Auch der Sound ändert sich im Vergleich zur Vorband nur unwesentlich.
Zum Glück verfügen HATEBREED über bockstarke Songs, die diesen beiden negativen Faktoren auffangen können. „This Is Now“ und „As Diehard As They Come“ werden intoniert, bevor kurz danach mit „Destroy Everything“ das erste Mal der komplette Laden steil geht.
Es geht nahtlos weiter, „Empty Promises“, „Tear It Down“ und „Live For This“ folgen. Die Band schont weder sich noch das Publikum, der kleine Raum auf der Bühne wird so gut es eben genutzt, und Jamey wird seiner Rolle als formidabler Sänger und Frontmann gerecht.
Danach verflacht der Set ein wenig, was unter anderem daran liegt, dass zwar weiterhin gute Songs gespielt werden, die echten Highlights aber fehlen. Nach dem energiegeladenen Start schleicht sich jetzt die Routine in den Auftritt ein.
Das Publikum feiert trotzdem als ob es kein Morgen mehr gibt. Erst zum Ende hin geben HATEBREED nochmal Vollgas und beenden mit „Driven By Suffering“, „Last Breath“ und „I Will Be Heard“ das heutige Konzert. Das vom Publikum energisch geforderte „In Ashes They Shall Reap“ wird tatsächlich nicht gespielt.
Am Ende steht ein guter HATEBREED Club Gig, dessen Genuss von schlechtem Licht, einem durchwachsenen Sound und dem Fehlen des ein oder anderen (subjektiven!) Hits etwas geschmälert wird. Mal schauen, ob die Jungs es bei Summer Breeze im August anders oder besser machen werden!