Ich schreibe so etwas nicht gerne, aber eine meiner Lieblingsbands des epischen Metals mit vielen Klassikeralben wie „Noble Savage“ oder Age Of Consent“ , VIRGIN STEELE hat in den letzten Jahren eher sehr mittelprächtiges Material veröffentlicht. Der Prozess war schleichend und begann schon grob beim Album „The Black Light Bachhanalia“ von 2010 was ich rückwirkend viel zu gut bewertet habe. In der Zeit hatten die Musiker um Frontmann David DeFeis auch einige Klassiker überarbeitet und toll aufgemacht heraus gebracht was auch eine Rolle spielen kann. Der Tiefpunkt war für mich dann das total uninspirierte „Nocturnes Of Hellfire & Damnation“ (2015) was zwar ein cooles Artwork hatte aber in Sachen Produktion (Schlagzeug!) und besonders Gesang wenig überzeugte. Danach kam 2018 „Seven Devils Moonshine“ ein fettes Boxset was drei (!) neuen Alben und zwei neu aufgelegte Compilations beinhaltete. Das habe ich eher als Masse statt Klasse empfunden. Problem Nr. 1 ist für mich das Fehlen eines echten Schlagzeugers und die ausladenden Lieder allgemein, sowie das Songwriting natürlich.
Das Problem hat auch das neue Studioalbum „The Passion Of Dionysus“ und nicht nur da! VIRGIN STEELE hatten immer tolle bis gute Artworks. Ist ja alles Geschmackssache, aber ein Konzeptalbum über den griechischen Gott des Weines zu machen und dann Frontmann David deFeis auf einem verfremdeten Foto am Kreuz hängend als Artwork zu nutzen ist irgendwie zu abgefahren für mich und halt günstig. Das Labelinfo erzähl inhaltlich folgendes: „Es hat unverkennbar mit Dionysos zu tun und wie der Titel bereits verrät, seiner Passion, seinem Leiden und seiner Ankunft in Theben, um die Verleumdung seiner Mutter zu rächen und den König von Theben dafür zu bestrafen, dass er dort seine Anbetung verweigert hatte. Davon abgesehen passiert aber noch viel mehr.“
Allgemein verzettelt sich die Band, bis auf zwei Tracks von 10 haben alle Lieder Überlänge zwischen sieben und 12 Minuten! Weniger wäre hier oft mehr. Denn eines ist sicher: Das sind tolle Musiker, aber deFeis lebt, wenn ich Interviews richte deute seit Jahrzehnten in seiner eigenen Blase und könnte mit einem richtigen Produzenten von außerhalb der auch im Songwriting berät wieder zur alten Stärke kommen. Das haben ja auch andere geschafft. Im Grunde plätschern die Lieder nett vor sich hin, Metal und flotte Riffs höre ich hier kaum. Das ist eher ein Soundtrack mit viel „Gemaunze“ und Geschrei von DeFeis, was mal cool und auch öfters nervig daherkommt. Im Hintergrund gelauscht ist diese Scheibe hier in Ordnung und weit besser als der Vorgänger von 2015, aber wer Alben bis ins Jahre 2000 kennt versteht was ich meine. aus „The Passion Of Dionysus“ hätte man ein starkes Album machen können, wenn man dieses auch in seiner Länge etwas eingedampft hätte. Wer sich die Singles, ganz schnöde Lyric Videos auf You Tube angeschaut hat wird aufgefallen sein, dass vom Label die Kommentarfunktion deaktiviert wurde. (bei allen, auch den alten Clips!) Das sagt schon alles…