Der Juni entpuppt sich als echte Geldkatzen – Melkmaschine in Hamburg in diesem Jahr, stehen doch mehrere Hochkaräter in diesem Monat an. GHOST, SLIPKNOT oder PANTERA um nur einige zu nennen. Und natürlich auch DISTURBED! Deren letztes Album „Divisive“ erschien Ende 2022, und bisher wurden die Songs in Deutschland zumindest nicht live präsentiert. Und überhaupt ist es schon über 4 Jahre her, seit das Quartett aus Chicago das letzte seine Visitenkarte in unseren Breitengraden abgegeben hat. Ausnahmsweise bin ich heute pünktlich und kann demzufolge auch über den Support Act ASKING ALEXANDRIA berichten!
Tja, da ist man pünktlich um auch die Vorband entsprechend unter die Lupe zu nehmen, und dann kommen ASKING ALEXANDRIA. Was bis jetzt noch nichts schlechtes bedeuten soll, aber direkt vor dem Auftritt werden drölfzig Tonnen Trockennebel auf die Bühne gepustet, so dass man (nicht nur gefühlt!) die Hand vor den Augen nicht mehr sehen kann. Die Band gibt es auch schon seit 20 Jahren, für mich sind sie aber immer noch eine von vielen Metalcore Bands, die irgendwann in einer Zeit erschiene, als ich mit dieser Art von Metal nicht wirklich etwas anfangen konnte.
Wenn ich ehrlich bin dauert der Zustand bis heute an, es gibt nur sehr wenige Metalcore Truppen die meine Sympathien genießen. Und ASKING ALEXANDRIA gehören nicht dazu. Die Bocklosigkeit von Frontmann Danny Worsnop ist schon fast greifbar. Versteckt unter einem Kapuzenmantel (oder ähnliches) sowie einer Sonnenbrille (!) wabert der Frontmann ein paar Mal hin und her und raunzt seine Vocals raus. Schlagzeuger James Cassells ist hinter seinen riesigen Schlagzeug Burg verschwunden, und lediglich Gitarrist Cameron Liddell sowie sein Kollege an den vier Saiten Sam Bettley sind Aktivposten und versuchen sich in der Kommunikation mit den Publikum.
Und so verkommt der Auftritt der Engländer schnell zu Langeweile. Ein paar Posen schüttelt sich der Sänger noch raus, aber das war es auch schon. Auch die Begeisterung der Fans sowie aller Interessierten lässt aufgrund dieser Performance schnell nach. Und überhaupt: wo ist eigentlich der zweite Gitarrist Ben Bruce? Auch im Nachgang lässt sich das nicht herausfinden. Ein sehr langweiliger Auftritt von ASKING ALEXANDRIA.
Die Umbaupause zieht sich ein wenig, so dass noch Zeit für einen Hopfensmoothie ist. Doch dann muss ich schon wieder zum Treffpunkt der uns Fotografen zum Graben bringt. Die Spannung ist jetzt auf dem Höhepunkt, und kurz darauf geht das Licht aus.
DISTURBED kommen auf die Bühne, und das ohne die halbe Halle einzuräuchern oder einen riesigen Zinnober auf der Bühne zu veranstalten. Eher gesagt ist das sehr spartanisch, außer ein paar ordentlichen Lichttraversen kommt das Quartett ohne jegliche Aufbauten oder sonstigen Tinnef aus. Der Einstieg mit „Hey You“ vom aktuellen Album ist gewagt, klappt aber denn das Publikum ist erstmal generell aus dem Häuschen. Und wenn direkt danach „Stupify“ und „Ten Thousand Fists“ kommen kann eh nicht mehr viel falsch gehen. Die Masse gehorcht den Amerikanern aufs Wort und so ist der Anblick von sehr vielen Fäusten in der Luft schon beeindruckend.
Gerade der Song ist ja auch immer ein gewisser Gradmesser für Frontmann David Draiman, aber er liefert sauber ab und ist bei voller Stimme. Gitarrist Dan Donegan und Bassist John Moyer sind schon ein wenig in Bewegung, der gesamte Spielraum der Bühne wird aber nicht wirklich genutzt. Könnte und sollte man ansprechen, auf der anderen Seite ist die Setlist ein rasanter Ritt durch sieben Alben. Lediglich das in meinen Augen wirklich schwache Album „Asylum“ findet zu Recht keinerlei Berücksichtigung. Wer bei Songs wie „Indestructible“, „Bad Man“ oder „Are You Ready“ ruhig stehen kann hat hier eh nix verloren.
Mit „A Reason To Fight“ wird auch ordentlich Tempo aus der Nummer genommen, und Sänger David spricht vorher ein paar Worte. Dass er selber fast an Depressionen zerbrochen ist, und gute Freunde wie Chester Bennington und andere an diese Krankheit verloren hat.
Ein meiner Meinung nach unnötiges Gitarren Solo geht dann in „Land Of Confusion“ über, ein Song, der zwar ein Cover von GENESIS ist, der aber von DISTURBED seht respektvoll umgesetzt wurde. Und der nichts, aber auch wirklich gar nichts an seiner Aktualität verloren hat.
Natürlich darf auch ein weiteres Cover nicht fehlen. Ob man jetzt aber für „Sound Of Silence“ wirklich einen weißen Flügel auf die Bühne rollen muss? Naja, was solls, David ist ein hervorragender Sänger, und auch hier beweisen DISTURBED, dass sie es verstehen Lieder von anderen Künstlern mit Liebe aber auch der nötigen Intensität umsetzen können.
Erstaunlicherweise beginnt der Zugabenteil dann mit „Unstoppable“ bevor der Überhit intoniert wird. „Down With The Sickness“ lässt nochmal alle Dämme im Publikum brechen. Sind bisher die Leute in der nicht ganz ausverkauften Sporthalle schon mächtig steil gegangen, so kommen jetzt noch mal alle in Bewegung. Der vermutete Feierabend fällt komischerweise aus, denn DISTURBED legen mit „Inside The Fire“ nochmal nach. Eine Songauswahl die ich nicht ganz nachvollziehen kann, aber für den ein oder anderen Besucher war es nochmal ein Highlight. Nach knapp 90 Minuten ist dann aber wirklich Schicht im Schacht.
DISTURBED haben eine eindrucksvolle Visitenkarte abgegeben. Ein spartanische Show, die allein mit starken Songs überzeugen kann, und über einen sehr charmanten Frontmann und sattelfesten Sänger verfügt. In dieser Verfassung, und vielleicht mit einem starken neuen Album ohne Cover Songs in naher Zukunft, ist das Quartett definitiv zu höherem berufen!