GHOST, THE HELLACOPTERS / BARCLAYS ARENA, HAMBURG

Billing

Ghost, The Hellacopters

Ort

Barclays Arena, Hamburg

Datum

19.06.2023

Bilder

Marc Schallmaier

Ein weiteres Großereignis steht heute in Hamburg an. GHOST und THE HELLACOPTERS schicken sich an die Barclays Arena in ihre Moleküle zu zerlegen. Und am Beispiel von GHOST kann man sehr gut sehen wie unbeirrt Tobias Forge seinen Weg gegangen ist, und zu was er es gebracht hat. Es ist noch nicht so lange her, da spielten GHOST in den 2.000er Locations. Nun sind wir in ganz anderen Dimensionen angekommen. Ob man das Ganze nun gut oder schlecht findet bleibt natürlich eine Geschmacksfrage. Fakt ist aber auch: wenn wieder mal die Diskussion über de „Nachfolge“ von Bands wie KISS, IRON MAIDEN, AC/DC etc. geführt wird, kann es an GHOST kein vorbei mehr geben.

Bevor die Geister aber loslegen liegt es an den Schweden von THE HELLACOPTERS das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Und das klappt erstaunlich gut! Grundsätzlich bin ich der Meinung dass diese Art von Mucke eher in einen kleinen Club passt, wo kaum Raum zwischen Band und Publikum ist und der Schweiß von der Decke tropft. Aber Nicke Andersson und seine Kollegen sind mittlerweile erfahren genug, dass sie auch mit verdammt viel Raum auf der Bühne umgehen können. Und so reißen er und sein Gitarren Kollege Dregen ordentlich Meter ab. Tieftöner Dolph DeBorst beschränkt sich da eher auf einen kleinen Radius, ist aber ansonsten mit vollem Einsatz dabei. Und so ballern sich THE HELLACOPTERS fast eine Stunde lang durch ihren Set, der einen netten Querschnitt durch nicht weniger als sieben Alben abbildet.
Gerade Gitarrist Dregen ist eine Rampensau vor dem Herrn, rennt unermüdlich hin und her und feuert das Publikum unentwegt an. Sein Kollege an den sechs Saiten geht da bedeutet cooler zu Werke, bewegt sich langsam und grazil, um dann in klassischen Posen seine Axt zu bearbeiten.
Insgesamt gibt es sechs Stücke vom letzten Album „Eyes Of Oblivion“ aus dem Jahre 2022, diese bilden somit den Schwerpunkt des Auftritts. Das Publikum nimmt allerdings alle Songs gut auf, was wirklich nicht zu erwarten war. Die große Masse ist in GHOST Bekleidung oder GHOST Maskerade vor Ort, was es für einen Support Act nicht immer ganz einfach macht. Aber THE HELLACOPTERS machen heute vieles richtig ohne sich als Band zu verbiegen. Und die Leute in der Barclays Arena sind hocherfreut.

Die Umbaupause zieht sich hin, betrachtet man die Bühnendeko allerdings nachdem der Vorhang gefallen ist, versteht man warum dass ganze ein wenig Zeit gedauert hat. Der gesamte Aufbau vermittelt das Gefühl in einer sehr großen Kathedrale zu stehen, inklusive einer Empore sowie mehreren Treppen. Das ist schon beeindruckend, mittlerweile aber auch notwendig, denn wenn ich mich nicht verzählt habe befinden sich mittlerweile acht (!) „Nameless Ghouls“ auf der Bühne. 2 Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard, Percussion sowie 2 Background Sänger*innen, die brauchen ja auch irgendwie Platz.
Der Einstieg mit „Kaisarion“ und „Rats“ ist auf jeden Fall fulminant, mit „Faith“ und „Spillways“ geht es nahtlos weiter. Und das Publikum? Geht gut mit uns ist begeistert. Sie bekommen eine perfekt durch choreografierte Show geboten, in der so gut wie nichts dem Zufall überlassen wird.
Aber ist das vielleicht zu perfekt? Ich kann mich an Auftritte in der Vergangenheit erinnern, und ja, auch da war ein Konzert von GHOST schon eine durchgeplante Show. Es gab aber immer wieder kleine Einstreuer, sei es Kommunikation mit dem Publikum, oder ein paar spontane Gitarren Riffs oder ähnliches. Von dieser Leichtigkeit, wie ich es mal beschreiben will, ist 2023 nichts übrig geblieben. Stücke wie „Hunter’s Moon“, „Call Me Little Sunshine“ oder „Miasma“ sind toll und kommen mit Druck und Präzision aus den Boxen. Aber es klingt ein wenig leidenschaftslos.
Und auch das Cover „Jesus He Knows Me“ von GENESIS wird ein wenig zu routiniert runtergezockt. Und dabei steckt soviel Kraft und Power in diesem Song, der prädestiniert dafür ist dass GHOST diesen nachspielen bzw. den Track mit ihrem Duktus versehen.
Es ist ein schmaler Grat den Tobias Forge und seine Mannen und/oder Frauen hier gehen. Die technische Perfektion einhergehend mit dem wirklich beeindruckenden Bühnenaufbau geht zu Lasten der Spontanität und für meinen Geschmack eben auch der Leidenschaft.
Und so gibt es satte 17 Songs, darunter Klassiker wie „He Is“ aber auch neuere Stücke wie „Respite On The Spitalfields“, bevor die Musikanten das erste Mal von der Bühne gehen.
Aber natürlich kommen GHOST noch einmal zurück. „Kiss The Go-Goat“, „Dance Macabre“ und „Square Hammer“ werden dem Publikum noch nachgereicht, bevor das Konzert dann tatsächlich zu Ende ist.

Es ist beeindruckend was GHOST in den heutigen Tagen auffahren, und auch hinter dem „value for money“ Fakt kann man bei 20 Songs (inklusive Zugaben) einen Haken machen. Ich bleibe dabei und prophezeie, dass GHOST eines Tages in die Fuss-Stapfen der „ganz Großen“ treten werden.
Das meine beiden persönlichen Hits „Monstrance Clock“ und „From The Pinnacle To The Pit“ nicht gespielt wurden, ist aber ein echter Wermutstropfen.

Not everyone likes Metal - Fuck them!!!