Dass aus der Not einer globalen Pandemie auch eine gewinnbringende Tugend gemacht werden kann, zeigt das schwedische Quintett GRAND CADAVER. Was anfänglich nur als improvisierter Zeitvertreib ins Leben gerufen wurde, blickt im Handumdrehen drei Jahre nach der Gründung auf die EP „Madness Comes“ (2021) und der ersten Langrille „Into the Maw of Death“ (2021). Ganz schön viel Songmaterial, denn Mikael Stanne (Dark Tranquility – The Halo Effect), Stefan Lagergren (The Grifted, früher Treblinka/Tiamat – Expulsion), Alex Stjernfeldt (Novarupta, Child und früher Mr. Death), Christian Jansson (Pagandom – Dark Tranquility) und Daniel Liljekvist (Disrupted, Vorder und früher bei Katatonia) bereits durch die Boxen gedrückt haben. Als wäre hier nicht schon das Ende der Fahnenstange erreicht, wird ganz aktuell ein weiteres vorzeigbares Ergebnis ihrer gemeinsamen Studiosessions mit dem Titel „Deities Of Deathlike Sleep“ unter die Menschheit gebracht.
Schweden steht besonders im Extremmetal seit über dreißig Jahren ganz im Einfluss der beiden uneinnehmbaren Hochburgen. Während Göteborg den melodischen Klängen zugewandt ist, setzt Stockholm auf das unverkennbar verzerrte HM2 Dauerfeuer. GRAND CADAVER setzen bei ihrer Produktion auf eine dominante Prägung, welche sich ausgiebig aus den jeweiligen Honigtöpfen beider Genre ganz unverfroren bedient. Das gewonnene Ergebnis präsentiert dabei einen exzellenten Spirit, welcher sich grundlegend auf die extremere Herangehensweise konzentriert. Hier ist in bester Manier der Einfluss aus der Melo-Death-Szene in das ohnehin schon monströse Konstrukt eingewebt worden. Immer wieder blitzt bei der obligatorischen Elchjagd die jahrelange Erfahrung durch. Im Ansatz lässt sich nur erahnen, mit welchem großartigem Talent die einzelnen Bandmitglieder ausgestattet sind.
Die zehn Tracks absolvieren insgesamt eine energiegeladene Darbietung, bei der die Geschwindigkeit und die Dynamik unzertrennlich Hand in Hand gehen. Bei all dieser beschriebenen Harmonie bestimmt eher eine düstere Grausamkeit das Geschehen. Dass die Melodien die tonangebende Gitarrenarbeit unterstreichen, zeigt, wo GRAND CADAVER besonders viel Wert drauf legen. Manchmal kann Gutes so einfach sein. Der zweite Studioauswurf reißt einen von der ersten Minute mit. Zu keinem Zeitpunkt wirkt „Deities Of Deathlike Sleep“ als moderner Schwedentod in Kopie. Der Anspieltipp „True Necrogeny“ wird sich im besten Midtempo durch die Gehörgänge brennen.
