Wir hatten ja kürzlich so ein kleines Redaktionstreffen anl. des RONNIE ATKINS-Konzerts in Hamburg. Nach zwei oder drei Bierchen, es könnten auch schon vier gewesen sein, meinte unser Herausgeber Marc dann, dass es bestimmt lustig wäre, wenn ein jeder mal eine Platte besprechen könnte, die normalerweise völlig abseits seines eigentlichen Musik-Geschmacks liegt. Nun, dem Schreiber ist davor nicht Bange und ich stüze mich auf Metal Core aus deutschen Landen! Wenigstens, das muss ich gestehen, steht bei TORRENTIAL DREAM noch der für mich schöne Ausdruck „Progressive“ davor!
Seit 2020 veröffentlichten TR ganze acht, sicherlich digitale Singles und das Quartett um Frontmann Chris Danner durfte sogar schonmal mit TENSIDE die Bühne teilen. Nun aber das erste richtige Album, dass es auch physisch zu erwerben gibt!
Mit mächtig Dampf und „Fountain Of Youth“ geht die Reise los, die als Konzept ein Dutzend Songs rund um Künstliche Intelligenz (KI), also ein top aktuelles Thema bereithält. Genannter Frontmann singt mit einer echt angenehmen Klarstimme, vermag aber auch mit den üblichen Shouts und Screams, bei denen ich sogar noch die Texte verstehe zu überzeugen. So extrem wie ich dachte empfinde ich die Musik gar nicht, wobei es mir in den Kram passt, dass viele Synthies, starke Melodien wie bei „Count On You“ und viel Atmosphäre das Gebolze aufhübschen. Ja, ruhigere Passagen mit technischen Spielereien und Effekten gibt es genauso wie ultra schnelle und technisch anspruchsvolle, progressive Passagen („Wanderers“). Einzig der oft ähnliche Songaufbau mit ruhigerer und klaren Einleitung mit folgenden Screams/Gitarren-Brettern im Wechsel fällt mir etwas negativ auf. Aber insgesamt beeindruckt mich die Gesangsleistung schon sehr und mir fällt es nicht schwer, die Platte am Stück durchzuhören. Die 80er Jahre und mich an frühe Commodore-Sounds erinnernde Einleitung zu „Faults Are Thick Where Love Is Thin“ ist ganz prima, so wie der ganze Song überhaupt zu meinen Faves gehört. Das coole Cover Artwork passt perfekt zu Bandname und Album-Konzept, das gibt einen Extra-Punkt. Ebenfalls bemerkenswert, dass TR die Scheibe völlig eigenständig und ohne größeres Label im Rücken raushauen, Respekt davor! Den gibt es auch für die für mich völlig überraschende Ballade „Lighthouse“, wobei der Sänger mal auf den Einsatz von Gebrüll (fast) komplett verzichtet, Applaus dafür, denn seine Klar-Stimme gefällt mir richtig gut!