Markus Pfeffer steht seit vielen Jahren für abwechslungsreiche Rockmusik in den verschiedensten Bands bzw. Projekten. Ich kenn ihn seit WINTERLAND, mit denen er ja Ende der 90er auch englisch-sprachige Musik machte, bevor er 2010 und Alben wie „Alles Geht“ oder „Immer Weiter“ ind Deutsch Rock-Fach wechselte. Nun, Winterland liegen zurzeit auf Eis, woran auch die Erfolge mit seinem All Star-Singer-Projekt BARNABAS SKY und zwei Alben sowie die Zusammenarbeit mit Sänger Carsten „Lizard“ Schulz (u.a. ex-EVIDENCE ONE, DEVOID) unter dem Banner LAZARUS DREAM verantwortlich sind. Mit letztgenanntem Projekt steht mit „Imaginary Life“ sogar schon das dritte Album seit 2020 in den Regalen. Da drängt sich meine erste Frage beim Telefonat mit dem Multi-Instrumentalisten und Songwriter aus Kaiserslautern förmlich auf!
Hi Markus, schön mal wieder mit dir zwanglos zu quatschen . Wir kennen uns auch schon zu lange, um dies hier ein echtes Interview zu nennen. Weshalb ich auch weiß, dass du mir meine erste etwas kritische Frage nicht krumm nimmst. Du bist in den letzten vier Jahren mit Lazarus Dream und Barnabas Sky mit insgesamt fünf Veröffentlichungen sehr präsent in der deutschen Rock-Szene. Und das, ohne auch jemals live aufgetreten zu sein. Hast du keine Angst, dass die Musik-Fans deiner Kompositionen überdrüssig werden?
Solange es einen Allessandro Del Vecchio gibt, der gefühlt fünf mal so viele Platten unter zig Namen schreibt…nein, haha! Scherz beiseite, wenn ich genau darüber nachdenke, schlägt das Pendel eher zum Nein aus. Denn ich versuche bei den rund 150 Songs, die ich in den letzten Jahren geschrieben habe, un d weitere kommen ja dazu, gewisse Bündel zu machen, die ich den Projekten zuordne und die sich prägnant voneinander in Stil und Machart unterscheiden. Ja, es gibt sicher Elemente, die sich vielleicht ähneln, sei es vom Songwriting, einer Song-Struktur, einem Solo-Part oder einem Riffing. Aber der Haupt-Unterschied für die Hörer wird immer die Stimme bleiben und solange ich diese variiere glaube ich, dass sich kleine Abnutzungs-Erscheinungen einstellen.
Okay, das ist nachvollziehbar. Aber es ist ja schön, dass du immer wieder mit Neuerungen aufwartest. Als da wäre zunächst der neue Drummer Markus Herzog, der seinen Vornamens-Vetter Kullmann ersetzt. Wie kam es dazu?
Genau richtig. Ja, Carsten kennt ihn schon länger und der Wechsel hat einen ganz wichtigen Grund. Denn Herzog ist ein festes Band-Mitglied, der auch auf den Promo-Fotos auftritt, während Kullmann nur, bitte in Anführungsstrichen, Gast-Musiker auf den ersten beiden Platten war. Wir wollen damit den Veranstaltern ganz klar signalisieren, dass wir auch sehr gerne live auftreten möchten und wenn sie uns mal für ein Festival buchen möchtet…wilr sind bereit! Mit zwei Mitgliedern signalisiert man den Leuten, dass man ein Studio-Projekt ist, aber mit drei Mitgliedern könnte es durchaus schonmal Richtung Bühne gehen. Denn die zwei fehlenden Mucker für eine Show wären schnell gefunden. Eine ganze Tour würde ich aufgrund der Rahmenbedingungen zwar immer noch ausschließen, aber für einen Auftritt bei einem schönen Festival wie dem Indoor oder wie es früher das HEAT-Festival war or ein paar Hundert Leuten wären wir sehr gerne bereit!
Ist man heute als Band oder Musiker nicht schon fast gezwungen, live aufzutreten?
Naja, mich bräuchte man nicht zu zwingen auf die Bühne zu gehen. Eher müsste man mich zwingen, wieder von der Bühne zu gehen, haha!!
Hey, du weißt was ich meine! Meine Frage zielte auf die Einnahmen hinsichtlich Merch-und Plattenverkäufen!
Ja klar! Aber da muss man Unterschiede machen von Band zu Band. Letztlich war ich mit Jürgen Walzer und DYSPERIA für ein paar Songs als Gast auf der Bühne. Die Leute die da waren, hatten ihre CDs schon vorher gekauft. Den Absatz von CDs hast du bei Einzel-Gigs eher nicht, dafür musst du schon auf Tour gehen. Da kommt dann das große Problem Streaming ins Spiel, denn vor allem junge Leute streamen nur noch, das ist einfach so! Und solange das Streamen nicht fair mit Tantiemen für den Urheber abgerechnet wird, wird es für uns Musiker unbefriedigend bleiben.
Ist das auch der Grund, weshalb du nicht auf den Vinyl-Zug aufspringen möchtest?
Da gebe ich dir absolut Recht, wobei das Problem des Überangebots an Rockmusik auch nicht von der Hand zu weisen ist und damit einhergeht! Wenn ich richtig informiert bin, lohnt sich eine Vinyl-Pressung erst ab einem Absatz von etwa 1.000 Platten. Kleinere Gruppen werden es da sehr schwer haben, nur etableirte werden das hinkriegen. Ich weiß, dass viele Bands es versuchen, gerade über eine Pressung in Ost-Europa, über die Qualität möchte ich jetzt nicht diskutieren.
Darüber könnten wir uns noch tagelang unterhalten, wir werden es nicht lösen können! Kommen wir doch lieber zu LAZARUS DREAM zurück. Ihr habt in allen drei Alben das Wort „Life“ oder „Live“ im Titel…Zufall?
Ganz klares NEIN!! Beim Debüt „Alive“ wollten wir die Bibel-Geschichte von Lazarus darstellen. Lazarus war ja gestorben und wurde durch Jesus wieder zum Leben erweckt. Beim zweiten Album „Lifelines“ wurde das Konzept durch eine Idee von Carsten fortgesetzt, indem auf dem Cover die Lyrik zum Song „Mind Like A Windmill“ und zur Textzeile „Throw Me A Lifeline“, also …wirf mir eine Lebenslinie zu…durch Stan Decker umgesetzt wurde. Ja, und auf dem dritten Album gibt es ja den Song „My Imaginary Life“, wobei wir das erste Wort einfach wegggelassen haben und so den Titel in diese Tradition miteingewoben haben. Das war schon bewusst.
Schöne Erklärung! Ich weiß von dir, dasss es zu jedem Song eine mehr oder weniger persönliche Geschichte von dir gibt. Da wir hier nicht auf alle Lieder auf „Imaginary Life“ eingehen können, möchte ich mir zwei Stücke ruaspicken, wenn du erlaubst. Als Erstes geht es um „Beauty Among The Ruins“, einer bluesigen Ballade. Vorher war Blues bei dir nicht zu hören, woher der Sinneswandel?
Ach, ich weiß gar nicht ob es Blues ist! Ich habe diese Einschätzung tatsächlich schon von einigen vor dir gehört und finde es irgendwie witzig. Denn ich dachte, dass ich im Rock-Bereich alles spielen könnte außer Blues..aber offensichtlich doch, haha!! Aber der Song entstand aus einer Rhythmus-Idee für ein Schlagzeug, ich habe mir einen Bass in die Hand genommen und erst zwei Tage darauf die Gitarren dazu eingespielt, die du auf dem Song hörst. Wahrscheinlich ist dieses Blues-Gefühl genau aus diesem Groove entstanden, der nach diesen schwebenden Gitarren verlangte. Aber ehrlich gesagt, bewusst bluesig ist hier gar nichts, eher Zufall haha!! Bei mir entstehen die Gitarren-Sounds spontan, geplant wird eher selten. Ich glaube dass der Song als bluesig empfunden wird, weil der Gitarren-Sound so weich ist. Ich habe ihn durch eine Röhren-Vorstufe gejagt, mit einem anderen Plek gearbeitet, damit man den Anschlag nicht so hört und in der Summe komprimiert, damit das „klack klack klack“ wegfällt…daraus ist dieser Sound entstanden, den die Hörer als bluesig empfinden. Der Zufall wollte es, dass Carsten an dem Tag als er den Song einsingen wollte, etwas verschnupft war. Aber genau dieser leicht nasale Gesang passte perfekt zum Endergebnis, die alle hören können!
Sehr lustig! Kommen wir zum zweiten Song der mir auf dem Herzen liegt, und zwar zum famosen Titelstück! Hierzu hat Stephan Lill von VANDEN PLAS ein superbes Gitarren-Solo beigesteuert. Ich wusste gar nicht, dass Stephan dein erster Gitarren-Lehrer war…unglaublich!
Ok, ich versuche mich kurz zu halten und konzentriere mich auf die Fakten. Ich war als Jugendlicher im Leichtathletik-Verein und mein damaliger Trainer war Ulli Knapp, seinerzeit Keyboarder von VANDEN PLAS. Mittlerweile trainiert er deutschlandweit sehr erfolgreich Talente in der Leichtathletik und ist höchst anerkannt! Ihm habe ich damals erzählt, dass ich gerne Rockstar wäre und Gitarre lernen würde. Ulli hat mir Stephan empfohlen, der mich dann glücklicherweise aufgenommen hat. Und übrigens, VANDEN PLAS war eine der ersten Bands, die ich 1988 live gesehen habe! Damals in den Anfängen haben sie noch gepost und wie Bon Jovi geklungen, was sie auch gut gemacht haben. Das Erste was ich damals konnte war Tapping, was ich dann quasi als Ehrarbietung für Stephan Lill vor seinem Solo bei „My Imaginary Life“ gebracht habe.
Okay, kommen wir zu meinem absoluten Lieblings-Stück auf der Scheibe, und zwar „My Prayer“…was hat es damit auf sich?
Echt dein Fave? Das freut mich, denn genau der Song ist 100% Markus Pfeffer! Hier werden meine Helden wie The Edge von U2, Charlie Burchill von den SIMPLE MINDS oder allen voran David Gilmour von PINK FLOYD quasi dargestellt. Diese britischen Gitarren-Sounds haben mich schon immer fasziniert. Das ist übrigens auch das Leitmotiv von „Ewige Beginner“ von WINTERLAND 2011. Ich habe schon länger nicht mit diesen Sounds gearbeitet, aber für „My Prayer“ hatte es sich echt aufgedrängt. Dafür klingen die Chöre von Carsten wie Gospels. Ich spielte tatsächlich mit dem Gedanken, alles von einem richtigen Gospel-Chor einsingen zu lassen, aber das scheiterte an den Möglichkeiten…wobei ich wirklich von der Umsetzung durch Carsten, der alles alleine eingesungen hat begeistert bin!
Dann kommen wir zum Ende unsrer Unterhaltung und auf die nähere Zukunft zu sprechen. Ich hörte von einem neuen Projekt?
Genau, mein neues Baby heißt ATLANTIS DRIVE, wobei ich mit dem Keyboarder von DEVOID und HARDLINE, Jorris Guilbaud, die Songs geschrieben habe. Sänger wird Mark Boals sein und die Platte wird voraussichtlich Mitte diesen Jahres erscheinen. Ich bin gespannt, wie die Scheibe angenommen wird. Für mich ist diese Arbeitsweise mit einem Co-Songwriter auch neu und speziell!
Wir drücken dir und für alle deine Aktivitäten fest die Daumen!