So nach und nach kommen immer mehr Künstler aus dem Corona-Keller zum Vorschein, nach denen ich schon länger Ausschau halte und mich fragte, was aus denen so geworden ist. Zu denen gehört auch Daniel WIRTZ mit seiner Band. Keine Frage, der Musiker aus Frankfurt/Main litt besonders schwer an den Auswirkungen, denn bis zum Lockdown lief es richtig gut für ihn und seine Band. So stand man ganz kurz vor der Konzertreise mit Orchester, um das Album „Unplugged II“ gebührend zu präsentieren. Unterstützung fand er dann mitten im Lockdown durch seine vielen treuen Fans, die ihm das akustische und verständnishalber schwermütige Solo-Lockdown-Album „CoWirtz 19“ abkauften, das er mit viel Liebe und wenig Technik-Firlefanz produzierte und selbst vertrieb. Als Belohnung gab es ein T-Shirt sowie eine persönlich signierte Autogramm-Karte dazu. Auch ich beteiligte mich damals an dieser schönen Aktion, denn welcher Deutsch Rock-Fan will schon, dass einer der Besten keine Musik mehr machen kann, weil ihm die Einkünfte wegbrechen?
Ok, jetzt sind WIRTZ endlich mit einer neuen Studioplatte zurück, die „DNA“ betitelt wurde. Und hey, da hat sich beim Künstler offensichtlich einiges angestaut, denn so wütend und heavy habe ich die Band vorher noch nicht gehört. Einige Veränderungen im Line-Up wurden vorgenommen, so arbeitete Daniel etwa mit Pascal Kravetz, dem Sohn von Keyboarder-Legende Jean Jaques Kravetz (beide UDO LINDENBERG, PETER MAFFAY) zusammen, der ihm den Kontakt zum niederländischen Gitarristen JB Meijers herstellte, der ebenfalls bei Maffay aktiv ist. Gut, wer die Mucke von PM kennt, sollte jetzt keine Bezüge zum aktuellen WIRTZ-Album herstellen, das wäre ein Fehler.
So geht es mit dem Titelsong (siehe Video) eigentlich typisch WIRTZ zwar doch heavy, aber nicht überhart los. Textlich beschreibt der Frontmann etwas augenzwinkernd und mit einigen Metaphern die aktuelle Lage der Band, ein sehr positiver und beschwingter Einstand! Mit ner Portion mehr Schmackes und reichlich fetten Gitarren geht es mit „Dünnes Eis“ sehr sozialkritisch zu Werke, wobei einfach die aktuelle negative Stimmung im Lande aufgezeigt wird. Ja, sexuelle Missbräuche bei der Kirche, Kriege in Europa, Rechtsruck u.s.w. kann nicht ignoriert werden. Dass dabei eine Lösung der Probleme nicht präsentiert wird…nicht werden kann, sollte klar sein! Aber als ein Denkanstoß Richtung gesundem Menschenverstand darf dieser Song schon verstanden werden! Mit einem weiteren Statement gegen Dinge, die bei uns schieflaufen dann bei „Ein Klares Nein“, wobei hier textlich dargelegt wird, dass jeder zu seiner klaren Meinung stehen sollte, egal wie hip oder unbequem diese auch sein mag. Was ich echt super finde ist, dass Daniel bei seinen neuen Texten eigentlich genau in der Mitte der Gesellschaft steht, was ich eben schon mit dem Ausdruck „gesunder Menschenverstand“ ausdrücken wollte. Dass dieser immer mehr Leuten zurzeit abhanden gekommen ist, ist nicht zu leugnen, aber das ist nur meine Meinung! Etwas schleppender, jedoch nicht minder druckvoll dann ein Song wie „Lucy“, wobei ich beim Text eine Kritik an Influencerinnen heraushöre. Weitere Themen wie Umweltschutz („Atlantis“), Kriegstreiberei im Osten und Westen („Willkommen Im Krieg“) setzt die Band ziemlich düster hart, aber themengerecht um. Wie soll ein Künstler auch den aktuellen Ist-Zustand mit fröhlicher Musik darstellen? Eben, geht nicht! Auch die künstliche Lebensverlängerung durch den angeblichen medizinischen Fortschritt bekommt ihre kritische Abrechnung, Hut ab vor soviel Mut beim Text! Ja, ihr seht schon, so viel Positives gibt es nicht zu berichten, wenn da bei all dem ganzen Alltags-Scheiß nicht die Liebe wäre. Denn durch die wunderbare Ballade „Schweigen Mit Dir“ wird deutlich, was wirklich zählt im Leben…meiner Meinung nach jedenfalls! Welcome Back WIRTZ!!