Die Kieler Metal-Formation INNER AXIS hatten bis zur Pandemie zwei Alben auf ihrer Haben-Seite, bis Corona vorerst den Wind aus den Segeln genommen hat. Doch der Vierer hat sich nicht von seinem Weg abbringen lassen und veröffentlichte mitten in der Auszeit die Doppel-Single „Steelbladed Avenger“/“Midnight Hunter“ (2021). Mit den dazugehörigen Videos kamen die beiden Songs überaus gut bei der geneigten Hörerschaft an und ließen so die Ewartungen auf das dritte Album in die Höhe schnellen.
Die Wartezeit ist mit „Midnight Forces“ jetzt endlich vorbei, wobei neben den o.g. älteren Songs weitere Stücke vertreten sind, die das Talent der Norddeutschen starken, klassischen Heavy Metal zu zocken, deutlich werden lassen. Logisch, stilistische Vorbilder wie Iron Maiden, Judas Priest oder vereinzelt auch Manowar (z.B. bei „Spartan War-Cry“) lassen sich nicht vermeiden, allerdings gelingt es INNER AXIS auf beeindruckende Weise, genügend eigene Trademarks mit einzubringen. Diese sind etwa textliche Hinweise auf berühmte Film-Klassiker, ohne deren Handlung allerdings nur plump nachzuerzählen, das wäre der Band sicher zu billig. So werden z.B. bei „Evil Dead“ Sam Raimi`s Horror-Klassiker „The Evil Dead“ (siehe Video) mit Kettensägen-Intermezzo genauso zitiert wie bei „Master & Commander“, der gleichnamige Seefahrer-Abenteuerfilm mit Russel Crowe. So gelingt es INNER AXIS scheinbar spielend leicht, das Metal-Niveau nicht nur erstaunlich hoch, sondern auch extrem abwechslungsreich zu gestalten. Es sitzt jedes Riff, die Gitarren-Duelle reißen mit und die-Solos schneiden scharf. Auch die Melodien fügen sich eingängig samt Chören ins starke Gesamtbild ein. Dass dazu auch einige Klischees gehören stört überhaupt nicht, sondern wird von Metal-Fans sogar erwartet! Bei den insgesamt zehn Songs wird von Epik über Dramatik bis hin zur schieren Power das ganze Metal-Programm aufgefahren. Sänger Kai Hagemann singt in einer sehr angenehmen, mittleren Stimmlage, wobei er wie angedeutet durch seine Mitstreiter im Hintergrund nach Kräften unterstützt wird.
Mir wurde freundlicherweise die Vinyl-Variante zur Besprechung zur Verfügung gestellt. Die LP in schlichtem Schwarz überzeugt mich dann ebenfalls auf ganzer Linie! Zwar erreicht sie das (für mich überbewertete) Gewicht von 180g nicht ganz, dafür klingt der Sound aber klar, druckvoll und vor allem sehr sauber! Das Inner-Sleeve ist aus weichem, dicken Papier, weshalb auf eine Fütterung verzichtet werden konnte. Außerdem wartet es beidseitig farbig bedruckt mit allen Texten, Produktions-Infos sowie Member-Fotos auf. Die Vinyl-Freunde dürfen sich also ebenfalls freuen!