Der britische Musiker SEAN WEBSTER hat sich mittlerweile fest in der europäischen Rock- und Blues-Szene etabliert. So ist er ein gern gesehener bzw. gehörter Gast in der Blues-Garage Isernhagen, einer Location zu der es mich ebenfalls immer wieder gerne hinzieht und die ich innerhalb von nur einer Stunde Fahrzeit erreichen kann. Jedenfalls durfte ich Anfang 2022 sein Live-Album „Three Nights Live“ hier rezensieren (siehe Review), das mir überaus gut gefiel. Das lag zu einem an dieser prägnanten, intensiv rauchigen Stimmes des Sängers und Gitarristen, aber auch an dem Stil mit seiner Band, der zwar bluesorientiert ist, sich jedoch auch an Rock, Folk, Pop und Country entlanghangelt.
Jetzt kommt mit „Summer Has Gone“ die neue Studioplatte von SEAN WEBSTER und seiner Band, die erste seit 2017 und „Leave Your Heart at The Door“. Zuvor veröffentlichte er ein akustisches Soloalbum („Almost“-2020) sowie eine Zusammenarbeit mit dem niederländischen Gitarristen ERWIN JAVA („Java I Webster“-2023). Mir scheint, als wären beide Scheiben wichtige Zwischenstationen zum nächsten Schritt in Richtung Erfolg. Denn „Summer Has Gone“ bedient mehr denn je den Geschmack eines Publikums, das nicht nur auf den oft schwermütigen, reinen und traditionellen Blues fixiert ist. Dass dabei das Gros der neun neuen Lieder ruhiger bzw. melancholischer angelegt ist, tut der hohen Qualität der Musik keinen Abbruch. Aber so kommen die oft nachdenklichen Texte eben besser zur Geltung. Vieles tendiert in Richtung Americana mit einem Schuss Westcoast, also eher in die amerikanische Richtung. Hier mal eine wabernde Orgel im Hintergrund („Forever Gone Away“), dann darf auch mal ein Duett mit der amerikanischen Singer/Songwriterin HILDE VOS für Abwechslung sorgen. Der Titeltrack gehört für mich dann zu einer der besten Balladen, die ich bisher gehört habe. Stimmlich würde ich SEAN WEBSTER irgendwo zwischen Chris Rea und Joe Cocker einordnen und auch sein Gitarren-Spiel ist einfach famos! So wäre es meiner Meinung nach eine Schande, wenn dieser Künstler nicht langsam mal die Lorbeeren für seine Kunst einfahren dürfte. Fans von Bonamassa, King King, Ainsley Lister oder Eamonn McCormack sollten, nein müssen hier unbedingt reinhören!
Leider gibt es von dieser Platte noch keinen Song als Video, also habe ich euch ein spezielles Live-Video angehängt. Und zwar performt Sean Webster hier den Etta James-Klassiker „I´d Rather Go Blind“ akustisch während der Pandemie vor 30 Zuschauern! Hammer!!
