Ich kannte bisher nur die deutsche Doom-Combo WHEEL aus dem Ruhrpott. Kollege Matthias Decklar hat deren Album „Preserved In Time“ (2021) hier besprochen. Doch es gibt auch WHEEL aus Finnland, die seit 2015 miteinander musizieren und 2019 ihr Debüt „Moving Backwards“ einzimmerten. Zwei Jahre später kam mit „Resident Human“ der Nachfolger. Beide Platten gingen seinerzeit allerdings an mir vorbei. Kürzlich haben die Finnen das Label gewechselt, wobei sie jetzt mit InsideOut bei einem Prog-Spezi gelandet sind. Nach einer Einstands-EP „Rumination“ (2022) jetzt also Longplayer Numero drei, dem ich hiermit auf den Zahn fühle.
Ein energisches Riffing eröffnet den Opener „Empire“ (siehe Video), wobei der dann einsetzende Gesang aufgrund der warmen, weiche Stimme völlig im Gegensatz zum aggressiven Einstieg steht. Mit knapp viereinhalb Minuten ist es zusammen mit „Disciple“ der kürzeste Song auf der nur sieben Nummern enthaltenen Scheibe. Das eineinhalbminütige Zwischenspiel „Caught In The Afterglow“ lass ich mal außen vor. Das heißt, dass vier Lieder Überlänge aufweisen, so dass diesen Songs viel Raum zur Entfaltung gegeben werden. Also unmittelbar eingängig ist die Musik von WHEEL nicht und ich könnte den ausgenudelten Spruch „Gegensätze ziehen sich an“ hier recht gut beschreibend anbringen. Denn düstere, manchmal sperrige und druckvolle Passagen wechseln sich mit ruhigeren, sanften Klängen ab. Das erinnert mich hier und da an SOEN, die diesen Spagat nach meinem Geschmack ja perfekt beherrschen. Auch Frontmann James Lascelles verzichtet auf Geschrei und singt in einer angenehmen, mittleren Stimmlage. Trotzdem muss der Prog Metal-Fan die Platte öfter hören, damit sich Komplexibität von Songs wie der Zehnminüter „Submission“ oder der genauso lange Rausschmeißer „The Freeze“ in Hirn und Ohr entfalten kann. Ich persönlich stehe aber genau auf diese Art von Musik, weil sie keinem festen Schema folgt, mich immer wieder überrascht und auch Bilder im Kopf entstehen lässt. Ja, hier und da würde ich mir vielleicht ein paar eingängigere Melodien wünschen, aber so geht das Quartett auch nicht auf Nummer sicher und spielen mutig ihr Ding!
Das Teil kommt sogar auf Vinyl, die mir hier auch vorliegt. Ein schönes Gatefold-Cover bietet innen alle Texte und Produktions-Infos. Die schwarze, 180g schwere Platte steckt in einer ebenfalls schwarzen und sogar gefütterten Hülle, das hat man heutzutage selten. Die Press-und Soundqualität ist auch superb, keine statischen Ladungen oder andere Knackgeräusche stören den Genuss! Applaus dafür.