Es gibt nicht mehr viele Bands, bei denen eine angekündigte neue Studioplatte noch eine derartige Vorfreude bei den Fans auslöst wie DEEP PURPLE! Da können vielleicht nur noch IRON MAIDEN mithalten, obwohl bei den eisernen Jungfrauen die Erwartungshaltung eine ganz andere ist. Nö, Druck müssen sich Ian Gillan & Co. nicht mehr machen, was ja auch ein Vorteil sein kann. Im Vorfeld wurde ein Wechsel am Gitarren-Posten bekannt, der Ire SIMON MCBRIDE, ein gestandener Musiker der schon länger bei Solo-Touren von Keyboarder DON AIREY mit dabei ist, übernahm von STEVE MORSE, der sich um seine krebskranke Frau kümmerte, die ja leider im Februar diesen Jahres verstarb (R.I.P.). Und was schon vorletztes Jahr als Aushilfsposten auf Tour begann, wurde nun auch im Studio konsequent fortgeführt. Eine gute Entscheidung bin ich geneigt herauszurufen, denn Simon passt perfekt zur Band, integriert sich wunderbar und bringt durch sein kraftvolles Gitarren-Spiel frischen Wind ins neue, mittlerweile 23. Studioalbum!
Logisch, ein neues „In Rock“ oder „Fireball“ durften nicht erwartet werden, aber wenn ich die letzten beiden Studioalben „inFinite“ (2017) und „Woosh!“ (2020) – die Cover-Scheibe „Turning To Crime“ außenvor gelassen – als Vergleich anlege, bin ich einfach nur geflasht, was bei „= 1“ qualitativ so abgeht. Einige, bei DP Überraschungen erwarten den geneigten Hörer, wie etwa ein cooles, modernes Synthie-Solo von Keyboarder Don Airey, das dem ungewöhnlichen Opener „Show Me“ die Krone aufsetzt. Wer hätte schließlich nicht die berühmte Schweine-Orgel erwartet? Die kommt dann aber doch logischerweise desöfteren zum Einsatz, wie etwa beim vorzüglichen „Portable Door“ (siehe Video), das ja bekanntlich als erste Single ausgekoppelt wurde. Ja, vieles rockt wie Sau, ohne die bei den genannten Vorgängern hier und da vermissten, eingängigen Melodien vermissen zu lassen. Und der Gesang von Ian Gillan klingt sehr souverän, wobei er immer noch kräftig und ausdrucksstark seine Stärken ausspielt. Trotzdem reicht es bei „“I`m Saying Nothing“ noch für einen kurzen, aber lauten Scream!! Auch bei „Now You`re Talking“ gibt Ian Gillan gefühlt alles, was er noch draufhat…eine ganze Menge also, Hut ab! Das lockere „Lazy Sod“ ist dann mal wieder ein Paradebeispiel für den „alten“ DP-Sound, eine Wonne wie durch mehere Stimmungs- und Rhythmuswechsel incl. Orgel-Solo der immense Spaß am Musizieren vermittelt wird. Klar, ruhigere Nummern sind auch vertreten, so gefällt mir vor allem die leicht bluesige Ballade „If I Were You“ durch einen Gitarren-Sound, der tatsächlich an den guten alten Ritchie „Ihr wisst schon wen ich meine“ erinnert, besonders gut. „I`ll Catch You“ wartet gegen Ende mit einer schwulstigen Bar-Atmosphäre incl. hintergründigen Piano-Klängen und einem Gary Moore-Gedächtnis-Solo auf, da rinnt der Schweiß von der Stirn und meine Freudentränen wollen mit aller Macht ins Freie!
Was bleibt mir noch zu sagen? Stamm-Produzent Bob Ezrin zauberte einen rundum gelungenen, ausgewogenen und warmen Sound hin, der auch der Rhythmus-Sektion um Basser ROGER GLOVER und Schlagzeuger IAN PAICE viel Raum gibt. Raum für Spekulationen dann beim Titel „= 1“, wobei sich jeder seine eigenen Gedanken über die Bedeutung machen kann. Für mich bedeutet er einfach, dass bei diesem Album alles einen Sinn ergibt und auf den Punkt gebracht wurde!