SCALD – ANCIENT DOOM METAL

Artist

Scald

Albumtitel

Ancient Doom Metal

Genre

Epic Doom Metal

Die Geschichte von SCALD ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine längst vergessene Band plötzlich zu Erfolg kam. Ihr Debüt „Will Of Gods Is A Great Power“ erschien 1997 in Russland ausschließlich als Kassette, zu dem Zeitpunkt war der charismatische Sänger Agyl bereits nicht mehr am Leben, denn er kam einen Monat vor dem Release bei einem Zugunglück ums Leben.

24 Jahre später, im Jahr 2021, legten High Roller Records das Album unter dem leicht veränderten Albumtitel „Will Of The Gods Is Great Power“ neu auf und plötzlich war der Doom Metal Underground ganz aufgeregt. Das Album verkaufte sich sehr gut, die Band wurde posthum einigermaßen bekannt und das führte dazu, das die längst aufgelöste Band, die allerdings 2019 einen einmaligen Gig auf dem „Hammer Of Doom“- Festival spielte und 2021 eine 7“ veröffentlichte, sich erneut zusammenfand und zwar im Original- Line-Up. Die vakante Stelle hinter dem Mikro wurde an Felipe Plaza Kutzbach vergeben, seines Zeichens Gitarrist und Sänger bei PROCESSION. Das passt, denn beide Bands sind im epischen Doom Metal beheimatet.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie die Band 27 Jahre später klingt. Natürlich sind die Musiker an ihren Instrumenten gereift doch um es vorweg zu nehmen: Der Stil und die Atmosphäre sind identisch zu dem Debüt. Erwartungsgemäß ist die Produktion deutlich besser, druckvoller und differenzierter und gibt den Instrumenten genügend Raum, um sich zu entfalten. Der neue Sänger Felipe macht sich hervorragend, denn wo die Vocals auf dem Debüt etwas dünn und brüchig war, ist sie hier kraftvoll und doch melodisch. Allerdings hat Felipe auch wesentlich mehr Erfahrung als der Originalsänger Agyl.

Die folkloristischen Einflüsse hat die Band beibehalten. Diese sind nicht nur slawisch geprägt sondern umfassen den gesamten Norden. Das passt zu den Texten, die sich auf alte skandinavische, slawische und finno-ugrische Mythen beziehen. Dazu muss man wissen, dass die Bandheimat Yaroslavl im Altertum eine Kreuzung all dieser Kulturen war. Dennoch sind SCALD natürlich keine Folk Metal- Band. Auch auf „Ancient Doom Metal“ dominiert der Epic Doom Metal, selten war ein Albumtitel passender. Freunde der epischen Ära von BATHORY dürften besonders leicht Zugang zu der Musik von SCALD finden, insbesondere bei den Chören.

Herausragend sind auf dem Album, das in den letzten drei Jahren entstand, die zahlreichen Gitarrenmelodien, -harmonien und Soli, die eine eigene Geschichte erzählen, aber auch von einer schweren Melancholie geprägt sind. Ebenso erwähnt werden muss das harmonische Zusammenspiel zwischen Gitarren, Bass, Drums und Gesang. Es klingt über die volle Albumdauer wie eine kompakte Einheit, die zum großen Ganzen verschmolzen ist.

Was mir jedoch fehlt, sind Songs, die im Ohr bleiben und sich dort festsetzen. Das sind sieben fantastische Songs mit Überlänge, die als Gesamtes hervorragend funktionieren und die Platte an sich bleibt auch hängen, es ragen allerdings keine einzelne Songs heraus. Das ändert jedoch wenig daran, dass der Band mit dem Album eine sehr gute Platte gelungen ist, die von Durchgang zu Durchgang immer besser und nicht so schnell langweilig wird. Was im Ohr hängen bleibt, sind dann eher die ausufernden Gitarrenmelodien wie bei „ALU (My Protection)“ oder „The Liberating Spells of Fire“, die Atmosphäre schaffen.

Ein Kritikpunkt, den ich gerne anbringen möchte, ist die mangelnde Abwechslung. Alle Songs kommen im getragenen Midtempo daher und auch die Gesangsmelodien wiederholen sich häufig. Das machen andere (epische) Doom- Bands aber auch nicht viel anders, doch der eine oder andere Spannungsbogen hätte das Album weiter aufgewertet.

Missfallen hat mir jedoch, dass der CD mit „The Enemy Among Us“ ein Bonustrack vorbehalten ist, der die Albumlänge jenseits der 50 Minuten-Marke ins Ziel kommen lässt. Das mag auch der Grund sein, den Song nicht mit auf das Vinyl zu nehmen, da sich eine Doppel-LP möglicherweise nicht rentiert hätte. Allerdings hätte man den Song auch als Bonus-7“ dem Vinyl zur Seite stellen können. Bei den derzeitigen LP-Preisen hätte das Format eher den Bonustrack verdient gehabt.

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Infos

Release

26.07.2024

Laufzeit

50:42 Minuten

Label

High Roller Records

Internet

Fazit
Pflichtalbum für alle epischen Doomköpfe mit nur wenigen Schönheitsfehlern!
12
von 15
Edelstahl
Let the Metal flow!