WIESMOOR ROCKT VOL. 1

Billing

Torfrock, Engst, ZSK, Drei Meter Feldweg, Drunken Swallows, Run Zero, Zorrows, White Sparrows, Show Off Freaks, Dezibel Biest, Die Toten Ärzte, Rantanplan

Ort

Freilichtbühne Wiesmoor

Datum

13.07.2024

Bilder

Nina Kannwischer

 

Wow, vorab einmal ein dickes Lob an die Organisatoren und das Publikum!

Vom Parken bis zum Einhalten des doch ganz schön straffen Zeitplans hat alles super funktioniert. Auch wenn der Parkplatz noch reichlich unter Wasser stand, da es am Freitag sinnflutartig gegossen hat, konnten doch alle untergebracht werden. Und was wäre auch schon ein Festival ohne Regen.

In diesem Sinne haben diejenigen, die sich aus dem Haus und vom Sofa getraut haben, wirklich alles gegeben um dem bis ca. 19 Uhr echt beschissenen Wetter zu trotzen.

DEZIBEL BIEST

Das Quartett aus Niedersachsen hat schon beim Linecheck gezeigt das ihr Name Programm ist. Sie starten pünktlich um 14.00 Uhr und geben gleich Vollgas. Die Oldenburger nehmen das nasse Publikum mit und versuchen die noch überschaubare Menge anzuheizen. Sie machen auch vor „Bibi und Tina“ nicht halt! Die „partytaugliche Rockmusik mit deutschsprachigen Texten“ (Zitat Bandinfo) taugt gut dazu um die Leute in Gang zu bringen.

DIE TOTEN ÄRZTE

Die Cover Band Institution aus Hamburg mit über 20 Jahren Erfahrung legen auf der etwas kleineren Seitenbühne los. Der Sound ist leider nicht so klar und kommt etwas breiig rüber. Das macht der Stimmung aber nichts aus. Die Leute gehen mit, die Lieder sind bekannt und man ist Text- und Regenfest. Der harte Kern nimmt das Wasser von oben, passend zum Song „…immer mitten in die Fresse rein!“. Zur Urversion von „Junge“, gibt es Verstärkung aus dem Publikum und ein gewisser Stefan darf mitsingen. Es lohnt sich also doch ein cooles T-Shirt anzuziehen um aufzufallen.

TORFROCK

TORFROCK wird von den Fans und vielen Kindern sehnsüchtig erwartet und die Stimmung ist dementsprechend aufgeheizt. Alle können mitsingen und das mittlerweile auch besser als Frontmann Klaus Büchner. Der Gesang ist unterirdisch, die Gedichte „aufgesagt“ und 90 Minuten gehen auch nicht mehr ohne Pinkelpause. Die Kids feiern trotzdem und der Alkohol hilft bei den Großen. Alles in Allem wie erwartet: beste Partystimmung mit Hörnerhelmträgern, aber für mich hat es nicht mehr viel mit Musik zu tun, und vielleicht ist ein würdiger Abgang besser als zu warten bis man umkippt.

WHITE SPARROWS

Die Südhessen machen ihrem antifaschistischem Punkrock-Ruf alle Ehre. Das Quartett hat Dampf und legt nach einem doch recht melodischen Start richtig los und geht steil nach vorn. Leider haben auch diese Jungs das Pech mit dem etwas schwächeren Sound der Nebenbühne. Das stört die meisten Leute aber nicht und ein Moshpit jagt den Nächsten. Sie kommen rotzig und ursprünglich rüber und machen echt Laune.

ENGST

Die Berliner betreten die große Bühne, begleitet von Flaggenträgern im Publikum, und die Stimmung ist gleich im Vollgasmodus. Fast schon zu perfekter Sound (ist das noch Punkrock?), aber die Leute gehen ab und es stört auch (fast) niemanden das man Trompeten hört, die gar nicht auf der Bühne sind.  Angeleitete double Circle Pits und der Sänger mittendrin. Die vier Musiker aus der Hauptstadt machen einfach gute Stimmung und stecken die Leute mit ihrer Energie an. Der Wasserpegel von oben sinkt, dafür steigt der Alkoholpegel bei den meisten Zuschauern an. Dementsprechend trauen sich immer mehr Leute sich in die Menge zu stürzen. Und zum Abschluss gab es noch ein „Freibier!“-Selfie vom Sänger Matthias Engst, zusammen mit dem Publikum.

RUN ZERO

RUN ZERO geben sich roh und brachial, feinster Punk ohne Schnörkel. Allerdings fällt auf, dass der Bassist nicht „original“ ist. Krankheitsbedingt wurde er aber bestens vertreten von Jens, von den SCHKANDOLMOKERS“ (Gute Besserung an Michael!). Für meinen Geschmack war der Auftritt mit nur 30 Minuten leider viel zu kurz.

RANTANPLAN

Die Ska-Punks aus Hamburg starten direkt mit einer Bläserfraktion, bestehend aus Posaune und Trompete, und haben die Menge gleich in ihren Bann gezogen. Der Gesang geht leider zeitweise etwas im fetten Sound vom Bass und den Bläsern unter, aber das tut der Stimmung nicht weh. Ganz im Gegenteil. Sie bringen definitiv etwas Abwechslung ins Programm. Party on!

SHOW OFF FREAKS

Die Jungs aus Prignitz nehmen die Stimmung mit rüber zur Nebenbühne und machen dort ihre Party weiter. Ich persönlich muss für mich leider sagen, dass sie etwas an mir vorbei gegangen sind, obwohl ihr Song „Wohin Es Geht“ schon fast Ohrwurmcharakter hat. Aber irgendwie holen die mich nicht richtig ab und somit begnüge ich mich damit den Feiernden beim Circle Pit zuzugucken.

ZSK

Die Skatepunk Band liefert so richtig ab! Man merkt den Wahlberlinern an, dass sie keine Anfänger auf ihrem Gebiet sind. Sie machen Show und nehmen nicht nur das Publikum mit, sondern holen auch ein junges Mädel (7 Jahre) auf die Bühne und bescheren ihr einen fetten Auftritt. Nicht nur ihre Texte sind politisch, sondern auch ihre Ansprachen gegen die AFD und den Ukrainekrieg. Antifaschisten at their best. Sie holen damit nicht nur ihre eingefleischte Fangemeinde ab, sondern ziehen das komplette Publikum in ihren Bann.

DRUNKEN SWALLOWS

Der Vierer aus Oldenburg in Holstein rockt ähnlich wie RUN ZERO, ungeschliffen mit fetten Riffs und klarem Statement. Die Band feiert das Publikum und umgekehrt. Ein Geburtstagsständchen für einen gewissen „René“ inklusive. Und am Schluss noch eine klare Ermahnung: „Wir wollen kein viertes Reich!“ Damit ist doch alles gesagt, und die Dreiviertel Stunde Spielzeit vergeht wie im Flug.

DREI METER FELDWEG

Punkrock aus der Lüneburger Heide, und die Band nimmt einen gleich mit auf ihren Weg. Der Sound ist zwar alles andere als klar, aber das macht gar nichts. Sänger Bennet Ramm hat eine enorme Bühnenpräsenz und die ganze Band zeigt deutlich, das sie Spaß hat. Und das schwappt auf die Leute über. Spätestens bei dem Song „Sommer, Sonne, Bier“ gibt es kein Halten mehr. Der Schaumstoffmittelfinger für (bzw. gegen) die AFD ragt auf dem Mikrofonständer. So zeigen also auch die Fun-Punks mit einer ordentlichen Portion Humor klare Kante.

ZORROWS

Die vier Jungs von ZORROWS geben für die letzte halbe Stunde nochmal alles und zeigen, dass Ostfriesen so richtig Krach machen können! Und die, die noch da sind (denn es ist mittlerweile merklich weniger geworden an Leuten) haben Spaß vor der Bühne und gehen voll mit. Die Jungs auf den Brettern, die die Welt bedeuten, haben Power und machen wirklich Laune. Damit runden sie den doch recht langen Tag perfekt ab!

Als Fazit zum ersten WIESMOOR ROCKT kann ich nur sagen: „Hut ab!“ Es waren tolle Bands am Start, die ihre Sache wirklich gut gemacht haben. Aber ich muss auch sagen, das vielleicht manchmal weniger mehr ist. Vielleicht reichen beim nächsten Mal auch 8 Bands statt 12.

..."munter bleiben"