Ich bin zugegebenrmaßen kein ausgewiesener Freund von italienischem Prog Metal und Heavy Metal im Allgemeinen aus Italien. Klar, zuerst fallen mir da DGM ein, die mir persönlich einen Tick zu frickelig sind, was aber reine Geschmackssache ist. Die Band EVEN FLOW aus Sardinien ging vielleicht auch aus diesem Grund in der Vergangenheit an mir vorbei, obwohl die Gruppe um Gitarrist Pietro Paolo Lunesu und seinem trommelnden Bruder Giorgio schon seit Ende der 90er Jahre Musik macht und seitdem vier EPs sowie zwei Langeisen raushaute. Der Titel ist zwar italienisch, gesungen wird aber in Englisch, sogar akzentfrei, was ja bei den Azzurris ebenfalls nicht immer der Fall ist, gell? Bei uns auf der Seite existiert eine Rezi vom Kollegen Thorsten Dietrich über die EP „Mediterraneo“ aus dem Jahr 2022, also noch gar nicht so lange her. Nun denn, weg mit den Vorurteilen und reingehört ins neue Album „Rinascimento“, was übersetzt so viel wie Wiedergeburt bedeutet.
Die Gruppe soll ja laut Info im Prog-Metal beheimatet sein, aber wenn ich mir diese Platte so anhöre, ist da mehr Melodic Metal mit großen AOR-Anleihen zu hören als progressive Mucke! Erklärt das vielleicht den Titel? Das liegt dann vor allen Dingen an den größtenteils hervorragenden Melodien zusammen mit der wirklich angenehmen Stimme von Sänger Marco Pastorino. Der streut zwar ab und an ein paar Screams ein, aber meistens singt er mit zwar kräftiger, aber nicht allzu hoher Lage! Allein ein Ohrenkraller wie „Back On The Streets“ würde jeder „normalen“ AOR-Band gut zu Gesicht stehen, ein Song wie gemacht für die Rock-Radios (siehe Video)! Ok, der Song steht stilistisch nicht für das komplette Album, aber auch melodische Stampfer wie der Opener „In The Night“ oder „Wintersun“ zeugen einfach von großer Klasse und das Gespür für eingängige Melodien. Außerdem gibt es keine Lieder mit längerer Laufzeit als fünf Minuten, die meisten sind sogar zwischen drei und vier Minuten und somit im Radio-Bereich. Mit „Leaving It Behind“ und „Nothing Is The Same“ werden zwei ruhigere Instrumentals eingestreut, die einen auflockernden Charakter haben und noch am ehesten als Prog durchgehen. Das ziemlich rockige „Flying Colors“ beschließt dann ein höchst unterhaltsames, abwechslungsreiches Melodic (P)Rock-Album aus Italien, das bei mir jetzt öfter den Weg in den Player finden wird! Das schmucke Digi-Pack mit schönem Cover-Artwork und allen Texten im Booklet rundet den sehr positiven Gesamteindruck auch optisch ab! Molto bene! Einziger Schwachpunkt ist die mickrige Soundqualität, sonst wäre sogar eine höhere Bewertung herausgesprungen! Das Schlagzeug steht leider viel zu sehr im Vordergrund.
