Punkrock aus Düsseldorf? Wer denkt da nicht automatisch an DIE TOTEN HOSEN, oder? Aber es gibt natürlich noch andere Punk-Gruppen aus der Stadt, die auch für ihr leckeres Altbier, die Luxus-Einkaufsstraße Kö oder ihre längste Theke der Welt bekannt ist. Eine davon sind VIER METER HUSTENSAFT, die sich in der Pandemie gründeten und schon kurz darauf ihre Debüt-EP „Also Weiblichen Gesang Find` Ich Ja Eher So Semi“ raushauten, bevor 2022 ihre erste lange Scheibe „Influenza“ rauskam. Also den Bandnamen finde ich grundsätzlich töfte, er ist halt mega eingängig…wenn es da nicht die Kollegen DREI METER FELDWEG gäbe, die schon länger in der Szene aktiv sind, ziemlich erfolgreich dazu. Egal, hier singt mit Yvonne Wagner eine Frau, was beim Punk auch nicht allzu oft vorkommt. Ihre drei Mitstreiter sind aber Kerle, die zudem die Chöre beisteuern.
Beim Punk sind es ja meist die Texte, die im Vordergrund stehen. So auch beim neuen 5-Tracker „Kein Vergeben Kein Vergessen“. Denn musikalisch gibt es eigentlich nichts Besonderes zu berichten, allein Gitarrist Philipp Altenhofen scheint aus dem Heavy Metal zu kommen und zockt ein paar richtig geile Solos! Allerdings ähneln sich die Songs doch arg in Sachen Aufbau, Tempo und Melodieführung. Aber dafür verfügt die Frontdame über eine angenehme Stimme, die sogar mitunter ein paar dreckige Momente zwischendrin aufweist. Das passt dann auch zu den teils wütenden Texten über Alkohol-und Medikamenten-Missbrauch („Hammerschlageffekt“) oder die rechte Querdenker-Ideologie, die beispielsweise den Klimawandel leugnet („Alle Gegen Einen“). Bei „Night Beaver“ ist der soziale Druck Thema, der die Menschen krank machen kann. Klar, die Band bezieht auch klare Stellung über Hass bzw. Intoleranz gegen Vielfältigkeit oder sexuelle Selbstbestimmung bei „Misch Dich Ein“. Das alles aber sind für mich typische Punk-Themen, wie sie gefühlt jede Band dieser Stilrichtung bringt. Einzig der Opener „Kein Vergeben“ (siehe Video) behandelt mit fehlendem Vertrauen der Eltern in ihre Kinder ein besonderes, etwas trauriges Thema. Hubschrauber-Eltern ist ja auch so ein Begriff, der dahingehend aktuell im Fokus steht. Bei diesem Lied stellt sich mir die Frage, ob der Text autobiografischer Natur ist. Das Cover-Artwork der CD, die im schmucken Digi-Pack kommt ist ein echter Hingucker und würde sich als Vinyl richtig gut machen!