Nicht weniger als drei absolute Schwergewichte des Rock und Metal machten sich gemeinsam auf Tour. JUDAS PRIEST, SAXON und URIAH HEEP. Ein echtes Triumvirat der englischen Stromgitarren Musik. Auch das Publikum in Hamburg wusste das zu schätzen, denn die Barclays Arena war mit über 11.000 Besucher sehr gut gefüllt. Und da alle drei Kapellen glänzen wollten, ging es schon früh am Abend los.
So betraten um kurz vor sieben die Herren von URIAH HEEP die Bühne. Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich mit dem Material von URIAH HEEP in der Breite nicht wirklich vertraut bin. Umso überraschter war ich, dass die Herren aus England ihre Songs mit amtlich Schmackes durch die Boxen pusteten. Ein Song wie „Hurricane“ vom aktuellen Album „Chaos & Colour“ kommt rockig und mit groovig rüber. Das letzte Original Mitglied in Form von Mike Box an der Gitarre wird begleitet von den dienstältesten Mitgliedern Bernie Shaw (Gesang) und Keyboarder Phil Lanzon. Dazu kommen noch Davey Rimmer am Bass und Russell Gilbrook am Schlagzeug.
Viel Zeit blieb URIAH HEEP nicht, lediglich acht Songs stehen auf der Setlist, und so hielt sich die Kommunikation mit dem Publikum Grenzen. Erstaunlich fand ich den glasklaren Sound der da aus den Boxen kam, das war schon faszinierend. Zum Ende kamen natürlich die Gassenhauer „Easy Livin'“ und „Lady In Black“, und die gesamte Halle sang mit. Schon bei der ersten Support Band Gänsehaut Momente in der gut gefüllten Arena….das gibt es auch nicht alle Tage. URIAH HEEP machten definitiv Bock auf mehr!
Nach gut 30 Minuten Umbaupause kam dann das nächste Schwergewicht auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Biff Byford und seine Mitstreiter kamen zum Intro „The Prophecy“ auf die Bühne, und direkt kam Schwung in die Halle. „Hell, Fire And Damnation“, der Titeltrack des aktuellen Albums war der erste Song. Überraschenderweise sollte von dem Langeisen später im Verlauf des Abends nur noch „Madame Guillotine“ kommen, der Rest waren Klassiker die mindestens 40 Jahre auf dem Buckel halten. Ist das nun gut oder schlecht? Die Hardcore Fan Fraktion feierte diese Aneinanderreihung von Evergreens gnadenlos ab. Ich sehe das eher skeptisch, und finde den Weg, den IRON MAIDEN schon seit geraumer Zeit einschlugen, wesentlich besser. Hier fliegen ständig Hits aus dem Programm und werden auch mal durch eher unpopuläre oder besonders seltene Stücke ersetzt.
Denn nach vier Songs nahm die Spiellaune von SAXON merklich ab und verkam zu einem routinierten runterkurbeln der ollen Schinken. Selbst das Abstimmen des Publikums, ob nun „Strong Arm Of The Law“ oder „Dallas 1 PM“ gespielt werden sollte, änderte relativ wenig. SAXON verpassten es, dem Abend etwas magisches zu geben, obwohl der Rahmen dafür grandios war.
Klar, Songs wie „Denim And Leather“ oder „Princess Of The Night“ sind starke Nummern, aber wenn diese jedes Mal zum gleichen Zeitpunkt eines Konzertes erklingen, kommt irgendwann Langeweile auf.
Die Spannung war schon ziemlich hoch im weiten Rund, die Umbaupause zog sich hin, aber als gegen halb zehn „War Pigs“ von BLACK SABBATH ertönte war klar, dass nun der Höhepunkt des Abends folgen wird. Und JUDAS PRIEST lieferten amtlich ab!
Kaum verschwand der Vorhang in Richtung Bühnendecke ging es auch direkt mit „Panic Attack“ vom letzten Album „Invincible Shield“ los. Saßen die beiden Gitarristen Faulkner und Sneap zusammen mit Bassist Ian Hill und Frontmann Rob Halford anfangs noch vor dem Drumriser (und hinter dem Vorhang), so gingen alle zügig in Bewegung. Okay, Sneap und Faulkner beackerten die weitläufige Bühne, während Bassist Hill im Hintergrund Stellung bezog. Und Mister Halford? Wirkte zu Beginn wie ein Zootier was an Hospitalismus leidet. Er ging immer wieder vier, fünf Schritte nach vorn, dann wieder nach hinten, dann wieder nach vorn. Dazu die Spiegel Sonnenbrille und das Mikro fest mit beiden Händen umklammert. Irgendwie merkwürdig.
Als zweiter Song folgte direkt „You Got Another Thing Comin'“, und mit diesem Gassenhauer beendete Rob Halford seine „Vorstellung“ und er war der Metal Gott den viele so verehren.
Weiter ging es mit zwei Klassikern vom „British Steel“ Album. „Rapid Fire“ und „Breaking The Law“. Was für einen Backkatalog muss man haben wenn man als Band solche Kracher schon zu Beginn eines Konzerts abfeuern kann?
Und überhaupt: der Sound war grandios trotz einer ordentlichen Lautstärke. Die Bühne und alle weiteren Details waren in ein tolles Licht getaucht, und das Publikum trug seinen Teil zu einem großartigen Abend bei, in dem es laut mitsang und die Song lauthals beklatschte und jubelte.
Aber es gab auch allen Grund dazu: JUDAS PRIEST spielten ein echtes Feuerwerk an Hits. „Riding On Th Wind“ wurde mal wieder aus der Kiste geholt, von der gleichen Scheibe folgte „Devil’s Child“ sowie „Saints In Hell“, das meines Wissens nach auch nicht allzu oft live erklingt.
Die Intensität lässt nicht nach. Es kommen „Sinner“, „Turbo Lover“, „Invincible Shield“ und „“Victim Of Changes“. Das FLEETWOOD MAC Cover „The Green Manalishi“ ist fester Bestandteil ein jeder JUDAS PRIEST Show, und bevor das vermeintliche Ende des Auftritts mit „Painkiller“ eingeläutet wird, gibt es noch ein paar warme Worte von Rob Halford in Richtung Publikum.
Der Zugabenteil besteht aus „Electric Eye“, „Hell Bent For Leather“ (inklusive „mit-Motorrad-auf-die-Bühne-fahren“) sowie „Living After Midnight“ als Abschluss. Was für eine starke Show!
Zu den Klängen von „We Are The Champions“ von QUEEN geht dann das Hallenlicht an und die völlig begeisterten Zuschauer verlassen nach und nach die Halle.
JUDAS PRIEST haben es wirklich noch richtig drauf und man kann den Mannen um Rob Halford nur viel Gesundheit wünschen, damit wir diese Live Konzerte auch noch in ein paar Jahren sehen können.