Mit dem selbstbetitelten Album „Marty & The Bad Punch“ erschien jüngst schon die dritte Platte des Projekts um Songwriter und Rhythmus Gitarrist Martin Punsch. Der umtriebige, äußerst sympathische Bayer hat sich der klassischen Rockmusik verschworen, so ist er in den sozialen Netzwerken sehr aktiv und schreibt selbst Reviews oder Berichte. Von daher weiß er ganz genau wie der Interview-Hase läuft und es ist auch nicht das erste Mal, dass ich das Vergnügen habe, mich mit Martin zu unterhalten. Ich genieße unsere Telefonate auch zugegebenermaßen sehr, weil er gerne über seinen eigenen Tellerrand hinwegsieht und einfach viel zu erzählen hat. Von daher gibt es auch keinen festen Fragenkatalog, sondern um die schriftliche Zusammenfassung einer lockeren Unterhaltung, die eben seine neue Platte als Hauptthema beinhaltet!
Hi Martin, vor ein paar Tagen warst du noch in Birmingham beim MAGNUM-Konzert zu Ehren des leider viel zu früh verstorbenen Gitarristen Tony Clarkin. Wie war es denn?
Oh, das war wirklich cool! Der Schlagzeuger von MAGNUM, Lee Morris, ist genau wie ich Autogramm Jäger auf LPs und wir tauschen uns gerne mal aus. Er hat bei mir gesehen, dass ich mir zwei Platten von NESTOR habe signieren lassen und er hat mich gefragt, ob er eine davon haben könnte. Im Gegenzug hat er mir einen Platz für das Konzert in Birmingham besorgt, das logischerweise restlos ausverkauft war! Es war sehr würdevoll in Gedenken an Tony. Außerdem durfte ich mir vor dem Rückflug nochmal das Venue anschauen und die Band treffen, was für mich ein tolles Erlebnis war!
Da wäre ich auch gerne dabei gewesen. Aber lass uns zu deinem neuen Album kommen. Du hast mir im Vorfeld schon erzählt, dass du einiges anders machen wolltest als beim Vorgänger „Walk The Straight Line“. Kannst du das konkretisieren und ist es dir gelungen?
Haha, eine lange Geschichte! Eigentlich wollte ich schon nach dem ersten Album „Moon Over Baskerville“ Schluss machen. Und auf dem zweiten Album ist alles, wirklich alles gelandet, was ich noch irgendwo übrig hatte. Irgendwo wurde ich auch überredet, alles zu verwenden und auch nach dieser Platte wollte ich aufhören. Ich hatte das Gefühl, dass ich die beiden Platten mit angezogener Handbremse gemacht habe, was zur Corona-Zeit besonders stark zum Vorschein kam. Ja und dann habe ich mir gesagt, wenn ich jetzt nochmal ein Album mache, dann aber richtig mit zwei Ausrufezeichen!!
Ein anderer guter Bekannter hat mir gesagt, dass Musik machen auch in gewisser Weise süchtig macht. Ist das bei dir auch so?
Mmhh, süchtig vielleicht nicht, aber im Nachhinein betrachtet sehe ich die ersten beiden Platten mit anderen Augen. Jetzt, mit der neuen Scheibe habe ich das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Die beste Entscheidung war, dass ich die Produktion nicht mehr selbst gemacht habe, so dass ich mich aufs Songwriting und vielleicht noch auf andere, weniger zeitraubende Dinge konzentrieren konnte. Das Gaspedal konnte ich so eben besser durchdrücken. Ich habe ja immer noch einen festen Job, das darf man nicht vergessen! So fühlt sich mein drittes Album wie mein Debütalbum an, was ich mit dem einfachen Titel untermauern wollte.

Beim letzten Album waren ja noch „Gäste“ dabei, bei der neuen Scheibe ist davon keine Rede mehr, obwohl Tommy Denander das Bindeglied zu sein scheint, richtig?
Genau, Tommy weiß halt genau was er macht. Bei den ersten beiden Platten habe ich ja selbst produziert, wobei viel vom originalen Flair verloren ging. Damals habe ich auf Akustik-Gitarre oder Klavier aufgenommen, jetzt habe ich Tommy die Demos geschickt und er hat das Feeling in den Liedern eins zu eins übertragen. Das macht für mich einen Top-Produzenten aus!
Wenn wir von einem neuen Sound sprechen, gehört natürlich auch der Sänger dazu! Mit Dan Byrne hast du dir einen neuen Shouter geholt, der für meine Geschmack einen super Job macht. Den machte sein Vorgänger David Cagle aber auch, oder?
Ja durchaus, aber ich wollte einen kompletten Neustart, wozu auch ein neuer Sänger gehört. Mir schwebte ein Typ vor, der auch stimmlich explodieren kann und sich nicht nur in seiner mittleren Ebene wohlfühlt. Da habe ich mich bei youtube umgehört mit meiner Vorstellung aus einer Mischung aus Glenn Hughes und Paul Rodgers, haha! So bin ich auf Dan Byrne gestoßen, den ich auch mit Hilfe von Tommy Denander gewinnen konnte.
Gute Wahl jedenfalls. Im Vergleich zu anderen Projekten schreiben meist die Sänger auch die Texte. Bei dir ist das nicht so, du verfasst auch die Lyrics.
Ja genau so ist es, wobei ich gerne mal und immer wieder mal kleinere Fehler in den Texten einbaue. Das ist aber keine böse Absicht! Englisch ist eben nicht meine Mutersprache und mein Schul-Englisch reicht offensichtlich nicht. Aber das ist kein Problem, denn ich schicke die Texte zu Dan, der hier und da die Wörter in den richtigen Kontext setzt, ohne den Sinn zu verändern!

Du hast bis zum Album-Release Mitte März gleich fünf Singles rausgehauen, die allesamt mit Videos bei youtube gepusht wurden. Alle sind dabei unterschiedlich und höchst unterhaltsam. „Have Faith“ etwa wurde in Schweden gedreht, während du bei „Heart Attack“ auf einen sexy Avatar setzt.
Stimmt, in Schweden war ich zum ersten Mal als es darum ging, meine Gitarren einzuspielen. Anfang 2023 habe ich überlegt, wo der geeignete Ort dafür wäre. Ich hätte auch zu Frank Pané ins Studio fahren können, der hätte mir ganz sicher auch geholfen, aber letztendlich haben wir uns dafür entschieden, dass ich zu Tommy Denander rüberfliege, weil er am besten weiß, was zu den anderen Gitarren bzw. dem Sound so passt. Im Juni 2023 bin ich dann rüber nach Stockholm und wir haben schon angefangen, einige Sachen zu mixen. Da hab ich Tommy gefragt, was er bei „Have Faith“ von Streichern hält, weil mir bei dem Song etwas gefehlt hat. Da hat er sein Keyboard genommen und ein paar Streicher Plug-Ins dazugespielt. Aber ich meinte dann „Halt!, ich dachte an echte Streicher, haha!“ Okay, da er über ausgezeichntete Kontakte verfügt, hat er mir für den nächsten Tag einen Termin im Studio von ABBA-Musiker Benny Andersson besorgt. Da hab ich mir erstmal eine Studio-Tour geben lassen und mir anschließend den Kontakt zu den Stockholm-Strings vermitteln lassen. Das sind drei Mädels, die das professionell machen und am 31.08.2023 haben wir dann aufgenommen. Die Partituren waren für Violine, Cello und Viola und damit es wie ein großes Orchester klingt, haben wir die Mikrofone an verschiedenen Stellen platziert, in verschiedenen Tonarten spielen lassen und am Ende ist alles richtig genial geworden! Aber auch scheiße teuer, haha!! Genau ein Jahr später war ich dann nochmal drüben und wir haben das von dir angesprochene Video gedreht.
Bei der Songauswahl gibt es einen Unterschied von der CD bzw. Streaming-Version zu der Vinyl-Variante. „Streets Of Belfast“ ist auf der LP nicht drauf, warum ist das so?
Das hat mehrere Gründe. Erstens war einfach kein Platz mehr und zweitens ist der Song ja ein Tribut an Gary Moore. Ich wollte einfach nicht, dass das eventuell etwas überstrapazierte Thema Gary Moore mein Vinyl-Album „übertünscht“. Es ist zwar eine hübsche Special-Nummer, gehört für mich aber nicht direkt zum Album dazu.
Kann ich gut nachvollziehen und da ist es doch eine gute Lösung, den Song als Bonus auf CD und Stream zu platzieren. Was ist denn in näherer Zukunft von dir noch zu erwarten?
Oh, für das Album hatten wir insgesamt 16 Songs gemacht. Ich bin dann auch Freund von kleinen Zwischenmahlzeiten, um es mal scherzhaft auszudrücken. Da gibt es beispielsweise noch „Better Be Strong“, den du vom Debütalbum kennst, den haben wir zusammen mit Dan neu aufgenommen, aber im Duett mit Robin Beck, was sensationell klingt. Wann und wie wir den dann veröffentlichen, steht aber noch nicht fest. Jetzt stehen erstmal noch die beiden Videos zu „Keep Pushin` On“ und „Deadwood“, der letzten Single vor VÖ an. Dabei liegt mir besonders das Video zu „Keep Pushin` On“ am Herzen, das wir im Style von den alten Pixar-Filmen gedreht haben, was ich wirklich extrem cool finde!

Wir drücken dir jedenfalls ganz fest die Daumen, dass du mit deiner Musik viele Rockfans erreichst. Abschließende Frage: Wie sieht es denn mit Live-Aktivitäten aus?
Ach ja, eine England-Tour wäre toll, haha! Quatsch, Scherz, an eine Tour ist momentan noch nicht zu denken, obwohl Träumen ja erlaubt ist. Eine ganze Tournee ist auch nicht finanzierbar, ein Auftritt auf einem Festival schon eher, dafür müssten dann aber die Interessen-Anfragen erst mal da sein. Was ich mir auch vorstellen könnte, wären punktuelle Auftritte zu einem bestimmten Anlass wie zur Einweihung eines Clubs oder ähnliches. Letztes Jahr, als wir bei Rock im Kupferhaus aufgetreten sind war schon ein besonderes Erlebnis!