Auf ihrer Europa-Tournee machten QUEENSRŸCHE auch Halt in Hamburg. Das Konzert war viele Wochen vorher schon ausverkauft. Die Band war in letzter Zeit nicht oft in Deutschland, das letzte Mal ist schon fünfeinhalb Jahre her. Die Tour war insofern besonders, als die Band unter der Überschrift „The Origins“ die erste EP aus dem Jahr 1984 und das Album-Debüt „The Warning“ am Stück spielte.
Den Anfang machten überpünktlich um 19:58 Uhr aber die aus Ventura, Kalifornien stammenden NIGHT DEMON, die seit 14 Jahren aktiv sind, in dieser Zeit drei Alben, ein Live-Album, eine Compilation, eine EP und diverse Singles veröffentlicht haben, jedoch vor allem als vorzügliche Live-Band bekannt sind.
Das Duo um Gründer, Bandleader, Bassist und Sänger Jarvis Leatherby und Gitarrist Armand John Anthony besteht bereits seit 2016 und versteht sich blind. Drummer Brian Wilson (HELLWITCH, MIDNIGHT SPELL, YNGWIE MALMSTEEN) ist seit 2023 dabei und hat sich gut in das Konstrukt integriert. Los ging´s mit dem wie die Faust auf das Auge passende „Night Of The Demon“ von DEMON, die lustigerweise einen Tag später in der gleichen Stadt waren und auf einem Festival auftraten. Die Band stieg mit „Outsider“ vom gleichnamigen aktuellen Album sehr energiereich ein und liess im Laufe des Sets „Beyond The Grave“, „Escape From Beyond“ und „The Wrath“ vom gleichen Album folgen. Vom 2017er Album „Darkness Remains“ gab es „Dawn Rider“ und das sehr gut aufgenommene „Welcome To The Night“ zu hören. Das zwei Jahre zuvor erschiene Album „Curse Of The Damned“ wurde durch „The Howling Man“ vertreten und die EP aus dem Jahr 2012 wurde mit „The Chalice“ (mit dem Bandmaskottchen auf der Bühne) und dem unvermeidlichen „Night Demon“ berücksichtigt. Auf die obligatorische Cover-Version verzichtete die Band aufgrund des Support-Slots. Der Sound war großartig. So konnten Drums und Bass schön viel Druck aufbauen und die Gitarre war gut am sägen.
NIGHT DEMON legten erneut einen 50-minütigen sehr intensiven und euphorischen Gig hin, dafür schätzt und liebt man sie und auch die Reaktionen waren sehr gut. Ansagen gab es fast gar keine, nur vor dem Rausschmeißer „Night Demon“ richtete Jarvis ein paar Worte an das Publikum und bedankte sich für die Unterstützung.
Leider keine Fotos von NIGHT DEMON!
Nach einer längeren Umbaupause ging es dann los und es wurde schnell klar, dass die Leute ausschließlich wegen QUEENSRŸCHE da waren. Das sah man ganz gut am Merch, das die Leute trotz hoher Preise kauften. Da bot die Band recht viel an. Vom T-Shirt in drei verschiedenen Motiven (40 €) über eine signierte Setlist (25 €), einen signierten Drumstick (25 €) bis zum Drum-Fell (250 €) war da alles dabei.
Die Band startete mit der EP „Queen Of The Reich“ (leider ohne den Bonustrack „The Prophecy“) und danach ging es mit der „The Warning“- LP weiter. Die Songs wurden jeweils in chronologischer Reihenfolge gespielt, wie sie auch auf Vinyl bzw. CD veröffentlicht wurden. Es war inzwischen so voll, dass man auch weiter hinten am Mischpult kaum Platz hatte, um die Luftgitarre herauszuholen. Anfangs war der Sound nicht besonders gut, weil der Gesang zu leise abgemischt und der Bass zu laut war. Auch die Drums, insbesondere die Bass Drum, hatte einen unnatürlich Sound. Das kann auch an der verwinkelten Halle gelegen haben, wo man aufgrund der Balken nicht überall ein gutes Sichtfeld hatte. Nach den EP-Songs wurde es dann besser.
Es gibt Menschen, die der Band einen schnellen Cash-In vorwerfen, weil die neueren Alben nicht so gut wie erhofft ankommen und weil mit Geoff Tate (Gesang), Chris DeGarmo (Gitarre) und Scott Rockenfield (Drums) drei wichtige Musiker nicht dabei sind. Aber so ist das eben, im Laufe der Zeit ändern sich eben Dinge und da macht ein Line-Up nach über 40 Jahren keine Ausnahme. Die QUEENSRŸCHE- Version ist derzeit die bestmögliche Version und die hat es geschafft, die Frühzeit der Band sehr ansprechend und authentisch rüberzubringen. Insbesondere Todd La Torre (Gesang) ist ein absoluter Könner der Band, der jeden Act besser macht. Das hat er schon vor mehr als zehn Jahren bei CRIMSON GLORY bewiesen, es sei nur an den legendären Auftritt beim 2011er KEEP IT TRUE- Festival erinnert. Zwar hat er an diesem Abend die ganz hohen Schreie wie z.B. bei „Queen Of The Reich“ nicht ganz hinbekommen aber der Mann ist eben auch schon 51 Jahre alt.
Todd hielt sich, wie zuvor auch schon Jarvis bei NIGHT DEMOIN, mit Ansagen zurück und ließ die Musik sprechen. Lediglich zweimal richtete er sein Wort an das Publikum. An dem letzten Abend der Tour kann man das schonmal machen. Nach dem regulären Set war erst einmal Schluss, es gab jedoch mit „Walk In The Shadows“ (von „Rage For Order“, 1986), „Empire“ (vom gleichnamigen 1990er Album) und „Eyes Of A Stranger“ („Operation: Mindcrime“, 1988) noch drei Zugaben. Die Zugaben wurden von der Band auf der Tour übrigens flexibel gehalten und wechselten ständig. Nach knapp 100 Minuten war dann Feierabend. Hat Spaß gemacht!