Keyboarder DON AIREY hat in der Vergangenheit neben seiner Haupt-Tätigkeit bei DEEP PURPLE bei unzähligen Bands/Projekten mitgemischt, u.v.a. bei MICHAEL SCHENKER, GARY MOORE oder BRUCE DICKINSON. Aber der 75-jährige Engländer hat auch schon einige Solo-Scheiben veröffentlicht, mal mit Vocals, aber oft handelte es sich auch um Instrumental-Alben mit gelegentlichem Gesang (z.B. „Light In The Sky“ -2008). Diesmal ist es bei „Pushed To The Edge“ aber umgekehrt, denn es handelt sich um ein Album, das gerade von den beiden Sängern CARL SENTANCE, dem aktuellen NAZARETH-Shouter sowie MITCHELL EMMS (Teilnehmer von The Voice UK) mitgeprägt wird. Ok, Carl Sentance kennt man schon von einigen vorherigen DON AIREY-Soloplatten, außerdem ist er regelmäßig mit dessen Band live unterwegs. Genauso wie übrigens SIMON MCBRIDE, neuer DP-Gitarrist und hier ebenfalls als Klampfer UND Co-Songwriter aktiv. „All In The Family“ also bin ich geneigt zu schreiben, was nicht ganz ohne ein kleines „Augenzwinkern“ geschieht.
Gut soweit, ich bin aber völlig ohne Vorurteile an „Pushed To The Edge“ herangegangen, nur um das mal klarzustellen. Und in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Einserseits finde ich es total klasse, wenn sich ein Soloalbum des betreffenden Musikers vom Stil seiner Haupt-Band abhebt. Andererseits gefallen mir allzu frickelige, instrumentale Eskapaden ohne Gesang nicht so sehr und mein „Rocker-Herz“ kommt zum Vorschein. Ist aber manchmal auch schwierig. Denn Ersteres ist beim neuen Album des Keyboarders DON AIREY hier nur bedingt der Fall. Es gibt nämlich einige Stücke, die sowohl auf das letzte Purple-Album „= 1“ als auch auf frühere Scheiben wie vor allem „Highway Star“ gepasst hätten. Beispiele wie der Opener „Tell Me“, „Out Of Focus“ oder „Moon Rising“ sprechen meiner Ansicht nach eine deutliche Sprache, auch wenn ein paar punktuelle Überraschungen wie Streichereinlagen, Mariachi-Trompeten oder Flamenco-Gitarren z.B. als Intro erlaubt sind. So gibt es auch einige wunderbare Orgel-Gitarren-Duelle auf die Lauscher, wenn auch die Protagonisten jeweils bei den Liedern selbst zusätzlich reichlich Spielräume für Solos erhalten. Hier ist ganz klar die rockige Handschrift des SIMON MCBRIDE zu erkennen, der beim Gros der Songs wie anfangs erwähnt als Co-Songwriter fungierte. Mit dem Rausschmeißer „Finnigan`s Awake“ sowie der Ballade „Girl From Highland Park“ gibt es lediglich zwei Instrumentals, die gerade aus den vorgenannten Gründen etwas aus dem musikalischen Rahmen der Platte purzeln.
So darf mein Rocker-Herz höher schlagen, denn insgesamt handelt es sich bei „Pushed To The Edge“ um ein saugutes und sehr unterhaltsames Hard Rock-Album mit zwei bockstarken Sängern und weiteren außergewöhnlichen Instrumentalisten, die allesamt höchst harmonisch und songdienlich miteinander musizieren. Ich könnte es auch problemlos als pures DON AIREY-Bandalbum bezeichnen. Neben den bereits erwähnten vier Musikern sind das Bassist Dave Marks, Drummer Jon Finnigan sowie Steve Bentley-Klein (Streichinstrunmente und Trompeten).
