Im letzten Jahr wurde das Debütalbum der Freisinger Edel-Prog-Schmiede RPWL „God Has Failed“ schon sage und schreibe 20 Jahre alt. Von der Ur-Besetzung sind mittlerweile nur noch Sänger/Keyboarder Yogi Lang sowie Gitarrist Kalle Wallner mit dabei, aber die beiden sind eben auch hauptverantwortlich für den Erfolg, zählt die Truppe doch neben Subsignal zu den Aushängeschildern in Sachen feinstem Prog aus Deutschland. Außerdem ist man dem Standing einer Pink Floyd-Kopie schon lange entfleucht.
Nun, RPWL hatten ihren Fans auf der „Live From Outer Space“-Tour 2019 versprochen, ein Jahr später schon wiederzukommen, um eben jenes Debütalbum komplett live aufzuführen, um den runden Geburtstag auf den Bühnen gemeinsam mit ihren Anhängern zu feiern. Wie jeder weiß, wurde daraus nichts, Corona durchkreuzte ganz kurz vorher die Pläne der Musiker. Dabei wurde schon reichlich geprobt, wobei auch die beiden Backgroundsängerinnen der o.g. 2019er Tour, Bine Heller und Carolin von Brünken, mit dabei waren. Außerdem wurde mit Basser Frank Thumbach ein weiterer Gast im Proberaum begrüßt.
Also entschlossen sich Yogi, Kalle und Co. Dazu, das geplante Event trotzdem durchzuführen und begaben sich in die Luitpoldhalle zu Freising, um ihr Debütalbum live und in der Originalreihenfolge der Songs zu spielen. Also „fast“ wie auf Tour, nur halt ohne Publikum und in zwei Tagen aufgenommen. Tja, da für mich der Begriff „Live“ fest mit der Anwesenheit von Fans verbunden ist, stelle ich den Titel etwas in Frage. Ebenso fehlen mir wichtige Aspekte wie der Kontakt mit dem Publikum bzw. dessen Reaktionen, Ansagen, Zugaben und eventuelle kleinere Fehler. Aus diesen Gründen ist „God Has Failed Live & Personal“ für mich mehr ein Re-Release unter Berücksichtigung der im Laufe der Jahre gewonnenen Fähigkeiten bzw. Entwicklung der Band. Des Weiteren tragen natürlich die weiblichen Backgrounds der stimmgewaltigen Damen zum Gelingen der Geschichte bei sowie gewisse Unterschiede bei den aktuellen Arrangements/Solos. Da RPWL auch vor Publikum einen gewissen Hang zum Perfektionismus an den Tag legen, hört sich eben auch die Platte für mich extrem nach Studio an, wobei ich beim famosen Gitarren-Spiel Wallners regelmäßig eine wohlige Gänsehaut bekomme, der Kerl beherrscht sein Instrument wie kein Zweiter! So werden sich alle RPWL-Fans tierisch freuen, auch, oder gerade, wenn sie das Debütalbum schon im Schrank stehen haben. Denn die Unterschiede sind teilweise schon enorm und ein Vergleich bringt nicht nur Spaß, sondern zeigt die großartige Entwicklung dieser wunderbaren Band!
Da die beiden „Shows“ auch gefilmt wurden, gibt es das Ganze auch fürs Heimkino auf DVD und Blu-ray zu erwerben. Aber auch die Vinyl-Anhänger werden bedacht, ganz wie man das bei RPWL gewohnt ist.
Zwar ist die Anhängerschaft den voluminösen Klang der CDs von RPWL ebenfalls gewohnt, doch möchte ich diese Tatsache abschließend nicht außen vorlassen!