60 Wochen Planung, drei Undergroundbands machen eine Live-DVD! In Andernach fand kurz vor Silvester eine wohl bis dato einmalige Aktion statt. Die beiden Koblenzer Metalbands Secutor und Steelpreacher, sowie die befreundeten halb-hessischen Dragonsfire nahmen zusammen im Juz Live Club zu Andernach eine Live-DVD mit ihren drei Auftritten auf.
Mit jeweils 70 Minuten Spielzeit und über das gleiche Drumkit / Bühne spielten alle drei Bands bei einem gut geplanten Bombensound und einer wirklich fetten Lichtshow bei der für jeden Song die Lichter eigens programmiert wurden. Dieses professionellen Setting hatte sich voll ausgezahlt, denn selten erstrahlten die Musiker in dieser Halle in solch einem Glanz und Gloria wie an diesem Abend. Ich will nicht wissen wieviel Aufwand und Vorbereitung das Alles benötigte! Im mit circa 430 Zuschauern gut gefüllten Club gab es natürlich einen Merchandisestand der drei Combos, wo zu fairem Kurs diverse Artikel verkauft wurden. Vor der Einrichtung gab es ein Zelt in der Fankommentare für die DVD aufgezeichnet wurden, was sicherlich interessant werden wird. Den Fragenkatalog gab es übrigens vorab im Netz.
Als erstes auf die Bühne stürmten die Thrasher Secutor um Frontglatze Bobby Bald die sich alle in Jeans und schwarze ärmellose Shirts geworfen hatten und mit „Dreck“ und Blut verschmiert die Krieger und Gladiatoren ihres Artworks und Bandnamen nacheiferten. Auch eine rote Fahne wurde vom reichlich mit Kunstblut verschmierten Frontmann Bobby zu Anfang geschwungen, was sehr cool aussah. Was bei Maiden und Co. klappt kann auch hier nicht falsch sein, oder? Die Menge fraß den Secutoren freudig aus der Hand und ich fragte mich ernsthaft, wie die Combo mit einem Album namens „Stand Defiant“ und ner EP die Spielzeit füllen wollte. Sie konnten das locker mit den wirklich klischeehaft betitelten, aber gutklassigen neuen Liedern „Executor“ und „Speedkings“ des irgendwann erscheinenden zweiten Albums. Neben bierseligen Thrashern wie „Raise The Tankard“ oder der mit Damenunterstützung (die Alkohol an die Menge vergaben) unterlegte Song „The Use Of Booze“ stieg der Stimmungspegel gewaltig und die Faust reckenden Zuschauer brüllten laut Refrains und Titel mit. Dabei war die Gruppe bewegungsfreudig, während Frontmann Bobby gute und nicht zu lange Ansagen machte und auch ordentlich bei Stimme war. Die Musiker waren auch gut eingespielt, so dass ich hier von einem äußerst stimmigen und gelungenen Auftritt sprechen kann. Ehrlich gesagt fand ich Secutor an diesem Abend ganz knapp sogar am besten! Sehr schade ist jedoch, dass sich die Band und Sänger Bobby zwei Wochen nach diesem Konzert getrennt haben. Aber so ist das Leben!
Setlist Secutor
Stand Defiant
Metal Addict
Detonator
Wargod
Executor
Raise The Tankard
Bleed For me
The Ancient Curse
The Use of Booze
Bastards from Hell
Speedkings
Until we die
Thrash or die
Secutor
Nun war es zeit für die Hessen Dragonsfire die ja live immer für Stimmung sorgen und die ich in den letzten 12 (?) Jahren in den verschiedensten Reinkarnationen bewundern konnte. Auch wenn die Herren teilweise merklich nervös schienen und dank der drei Gitarren und des nicht mehr ganz so neuen Bassisten Peter Scherer (Typ: baumlanger, stoischer Fels in der Brandung) viele Musiker auf der Bühne hatten wurde keiner umgerannt und es gab auch keine Zusammenstöße. Wie immer machte Schlagzeuger und Konzertorganisator Jan Müller ein paar Ansagen bzw. Zwiegespräche mit Sänger Dennis Ohler oder dem Publikum, wobei auch hier nicht zu viel geschwätzt wurde, sondern die Musik den Vorrang bekam. Mit zwei Alben und zwei satten EPs hatten die Dragons auch genug Material im Hintergrund was durch Dennis Ohlers Gesang positiv gesehen meist ganz anders klingt als in der Vergangenheit. Mit seiner klassischen Metalröhre im Sinne von Bands wie Judas Priest drückt Ohler den Liedern seinen Stempel auf, ohne das ich sie hier mit den CD-Versionen vergleichen will, quasi Dragonsfire 2.0. Das ist spannend, erfrischend und hat der Band sicherlich den Energiekick gegeben den sie nach diversen Fehlgriffen gebraucht hatte. Da der Mann auch alle Posen und den Kontakt mit dem Publikum gut beherrschte war hier gute Stimmung angesagt. Zuträglich war sicher auch die klug gewählte Setlist! Ein Ohrenschmaus bei dem neuere und alte Gassenhauer gut gemischt wurden. Für etwas Spaß sorgen die schon bei Secutor unterstützenden Damen die passend zu „Steel Eeel“ einen riesigen Stoffaal samt Angel über die Bühne zogen und nachher den Fisch zum Crowdsurfen ins Publikum warfen. Am Ende musste jeder zugestehen dass „Dragonsfire Rockxxx“. Der Track ist eines meiner Lieblingslieder der Truppe und ich muss immer an das witzige Cheerleader Video denken. Die hatten hier noch gefehlt. Vielleicht kommen die ja zum DVD Release im Mai?
Setlist Dragonsfire
Intro
Young & Wild
Blood For Blood
Wings Of Death
The Prophet
Steel Eel
Raging Fire
Devil’s Road
Cider Victims
Heretic
Oath Of Allegiance
Burning For Metal
Speed Demon
Dragonsfire Rockxxx
Zur leicht vorgerückten Stunde kamen die ehemals als Trio aufspielenden Steelpreacher aus Koblenz. Verstärkt um Sologitarrist und Wolfen Musiker Andreas Dötsch rockten die Schluckspechte nun als Quartett, so dass die singenden Gebrüder Hübinger an Gitarre und Bass etwas Entlastung bekamen und Soundlöcher nicht vorhanden sind. Nach einem kurzen Intro stürzten die Herren mit den 80er Jahre Pilotensonnenbrillen das Juz Andernach in eine bierselige Heavy Metal meets Rock ‚n‘ Roll Party inklusive Bierdusche und jeder Menge mitgrölbarer Gassenhauer. Nach drei Liedern war spätestens klar, warum diese Band den Headlinerslot hier bekommen hat! Bassist Mu Hübinger war wohl der Glückspilz des Abends, durfte er doch zweimal ran, da er auch Schlagzeuger bei Secutor ist. Die Stimmung war einfach gigantisch gut. Selbst ich als stocknüchterner Zuschauer hatte Spaß ohne Ende und konnte der einzigen Band neben Tankard die coole Lieder übers Trinken, Partys und Bier macht mit Spaß zuhören. Mit jedem weiteren Lied wurde die Hitschraube erhöht und im letzten Drittel gab es die Vollbedienung mit Liedern bei denen mindestens was „Bier-affines“ oder der Begriff Metal im Titel standen.
Setlist Steelpreacher
Intro
Hell Bent For Beer
Hammered And Down
Bitchcraft
Locked And Loaded
i’m Fucking Metal
To Hell And Back
Guitar Solo: Andi The Wicked
Seasons Of The Witch
Drinking With The Devil
Atlantean Dawn
D:O:A
Start Raising Hell
We Don’t Get Drunk
We Want Metal
Metal Hangover & Hellraiser
Soundguru und Crematory Musiker Rolf Munkes der auch vor Ort war und die wirklich unauffällig agierende Filmcrew werden nun an der DVD in Sachen Bild und Ton schrauben, so dass diese im Mai, einen Tag vor dem „A Chance For Metal Festival“ erscheinen wird. Hierfür wird es für 10 Euro Abendkasse only noch einmal ein weiterer Auftritt mit allen drei Bands geben wird, ein schlauer Schachzug!
Der ganze Abend war dazu noch völlig friedlich und entspannt für mich als Konzertbesucher. Eine Tatsache die ruhig noch mal gesagt werden darf.