Elbkante nennt sich ein neues Deutschrock-Quartett aus, logisch, Hamburg, was beim Blick aufs Cover durch das deutlich platzierte Stadtwappen links unten sofort zu erkennen ist. Ich dachte dadurch zunächst, dass es sich um eine Band handelt, die den Lokalkolorit ähnlich zur Schau stellen wie das z.B. Lotto King Karl oder Ohrenfeindt gerne tun. Doch die Sorge war umsonst, denn bis auf „Freunde“, wo sich die Band textlich kurz vorstellt, sind die Stadt Hamburg, der Kiez, einer der beiden großen Fußball-Zweitligisten oder sowas keine Themen. So wäre „Freunde“ für mich auch der ideale Opener für das Debütalbum gewesen. Aber der heißt „Komm Schon“ und gibt wenigstens musikalisch die Marschrichtung vor. Flotte, gitarrenlastige und schnörkellose Rockmusik, die mich ein wenig an den ganz jungen Marius Müller Westernhagen erinnert. Das mag vielleicht auch an Stimme und Gesangs-Stil von Frontmann Franz liegen, der dem einstigen Superstar auch bei der Betonung oft ähnelt. Aber von einer Kopie zu sprechen, würde auch zu weit gehen. Meist spielen sich die elf Songs im Midtempo ab, wobei es zwischendrin auch mal ruhiger wird, wie etwa bei „10 Jahre“ oder dem eingängigen „Hier Gehör Ich Hin“. Ich bin froh, dass Elbkante allzu politische Texte vermeiden. Es werden, neben den üblichen Beziehungs-Geschichten ein paar sozialkritische und/oder junge Erwachsene betreffende Themen behandelt, z.B. bei „Steh Auf“ oder „Leben“. Aber der Zeigefinger ist nie allzu erhoben, was mir gut in den Kram passt. Durch zwei Gitarren gibt es genügend Druck, von Kitsch oder Zuckerguss ist also weit und breit keine Spur, selbst bei den (wenigen) ruhigeren Momenten. Auch die Solos von Klampfer Jannik sind echt hörenswert, das passt wunderbar zusammen. So haben es Elbkante mit ihrem Debüt charmant geschafft, meine Aufmerksamkeit zu erregen und dass ich diese Gruppe weiter beobachten werde. Leider sind im Booklet lediglich die Texte abgedruckt, ein paar Informationen/Bilder von Band oder Produktions-Details wären wünschenswert gewesen.
Elbkante-Hier Gehör Ich Hin
Fazit
Für ein Debütalbum sehr beachtenswert und ein gelungener Start ins Deutschrock-Gefilde!