Sigmund Freud dürfte heutzutage wohl fast jedem ein Begriff sein. Er dürfte der wohl einflussreichste Mediziner sein, wenn es um Psychologie geht, und gilt als Begründer der Psychoanalyse. Nun kommt Regisseur Marvin Kren daher, und nimmt sich der Figur in seiner Serie „Freud“ an, doch wer nun eine lahme Biographie eines vollbärtigen österreichischen Mediziners erwartet, der mit Thesen und Theorien herumphilosophiert, der liegt so falsch wie nur was! Kren inszeniert einen Freud Anfang 30, der soeben von einer Studienreise aus Frankreich zurückgekehrt ist. Er kokst, hängt den Frauen nach und hält sich nur mehr schlecht als recht über Wasser. Seine Theorien zur Hypnose und dergleichen finden im Wien des Jahres 1886 eher Gelächter als Anklang. Als plötzlich eine grausame Mordserie beginnt, findet sich Freud auf einmal in einem Potpourrie aus Blut und Verschwörung wieder. Zusammen mit dem Ex-Soldat und Polizeiinspektor Albert Kiss, sowie dem Medium Fleur Salome beginnt Freud Nachforschungen anzustellen…
Man sieht also sofort, mit dem klassischen Sigmund Freud hat das hier nur sehr wenig zu tun, auch wenn Kren dessen Theorien und Annahmen natürlich mit in die Geschichte einfließen lässt. „Freud“ bewegt sich definitiv auf Thriller und Horrorpfaden, und das kommt nicht von ungefähr. Marvin Kren ist zwar für die Berliner Clansaga „4 Blocks“ bekannt, und hat mittlerweile auch einige „Tatorte“ gedreht, allerdings bescherte er uns auch den Zombiestreifen „Rammbock“, „Blutgletscher“ und eine Episode der Horror-Anthologie „ABCs of Death 2“, und das merkt man! „Freud“ wird oft mit „Babylon Berlin“ verglichen, ich möchte meine Vergleiche eher mit „From Hell“ ziehen, und das ein oder andere Mal kam mir auch die Serie „Hannibal“ um den berühmt-berüchtigten Kannibalen in den Sinn. Optisch ist die Serie super ausgestattet, düster, die Effekte sind gut, die teils recht harten und heftigen Szenen fügen sich sehr gut ins Gesamtbild ein, Darstellerisch kann man ebenso nichts meckern. Schön zu sehen, dass man sowas auch aus deutschen Landen (als österreichisch-tschechische Ko-Produktion) mal zu sehen bekommt. Mehr Mut in solchen Bereichen würde der hiesigen Film- und Serienlandschaft endlich mal gut tun! Wer an den Vergleichswerken gefallen findet, der kann auch hier getrost zugreifen. Im Booklet findet man ein Interview mit Kren, zu Folge eins ist ein Audiokommentar an Bord.