Allgemein ist bekannt, das der „abtrünnige Engel“, welcher vom Himmel gefallen ist, unter verschiedenen Pseudonymen sich seinen Platz in der Unterwelt zu Eigen gemacht hat. Ob nun als Satan, Teufel, Samael oder Lucifer; der Fürst der Hölle hat tausend Namen und Gestalten. Die Faszination an dem personifizierten Bösen hat seit eh und je eine unerklärliche Strahlkraft und zieht unzählige Menschen in Ihren Bann. So auch die Internationale Formation, die unter dem Namen LUCIFER seit sieben Jahren ihren Mix aus verdammten Heavy Metal Rock zelebrieren. Es muss also nicht immer der Black Metal herhalten, wenn dem Gehörnten gehuldigt wird. Mit ordentlich rockigen Retrotouch aus den 70’ern im Gepäck startete die Band mit der gleichnamigen „Lucifer“ Serie mit dem ersten Teil. Schon mit diesem Auftakt gleitet okkultistische Stimmung durch die Boxen.
Das Timing zur aktuell vierten Veröffentlichung kann zeitgleich mit dem amerikanischen Kürbiskopffest nicht besser geplant worden sein. In Verbindung mit dem traditionellen Gruselspaß erhält „Lucifer IV“ einen wesentlich intensiveren Spirit, als wenn es zu schweißtreibenden sommerlichen Temperaturen in den Regalen stehen würde. Aus dem Aspekt gesehen also alles richtig gemacht. Stilistisch wird der Budenzauber mit dem Track „Archangel of Death“ eröffnet, welcher einen ganz starken Soundtrack-Charakter der Marke James Bond aufweist. Genau in diese Schiene gehört auch der vorletzte Song „Orion“. Bei diesen musikalischen Aufhängern würde es also nicht verwunderlich sein, wenn LUCIFER den kommenden Titeltrack zum sechsundzwanzigsten 007 Streifen liefert. „Wild Hearses“ versprüht nach einem schleppenden Beginn den Charme eines Liveauftritts in einem verrauchten Undergroundclub Anfang der 70’er, wo der Hard Rock anfing das Laufen lernte.
Zusätzlich verfügt die Band mit der charismatischen Frontfrau Johanna Platow Andersson einen wahren Blickfang. Schon die herzerweichenden Klänge ihrer Stimme schlängeln sich wie ein schleichendes Gift durch die Hörgänge und eher man sich versieht hat der diabolische Zauber einen in seinen Bann geschlagen. Völlig willenlos erliegt man dem attraktiven Wesen der Unterwelt mit der engelsgleichen Unschuldsmiene. Dieser hinreißende Retrorock der Verdammnis hat den goldigen Reiz als wenn ABBA sich mit den früheren KISS vereint, was besonders bei dem eingängigen „Bring Me His Head“ deutlich wird. Das orgelgeschwängerte „Mausoleum“ gehört zu den Stücken des Albums, welcher sich im Ohrwurmformat hervortut und genau an der Stelle an der Anlage die Repeattaste des Öfteren gedrückt wird. Es ist echt selten auf eine Veröffentlichung zu treffen, welche durchgängig keinen Ausfall zu bieten hat und spielerisch auf einer vielfältigen Schiene sein Konzept rigoros durchzieht. Als ganz großen Pluspunkt ist die angesprochene charmante Aura zu werten, welche sich wie eine Haube über den rockigen Retrosound legt. Neben dem perfekten Zeitpunkt dieser Veröffentlichung ist der Inhalt von „Lucifer IV“ mehr als nur gelungen von der Hand gegangen. An diesem Album gibt es kein Vorbeikommen. Andere dunkle Retroveröffentlichen in der heutigen Zeit müssen sich mit genau diesem Werk messen !