Keith Richards ist für mich jetzt schon eine lebende Legende. Und das nicht nur aufgrund seiner ewigen Mitgliedschaft als Songwriter und Gitarrist bei den Rolling Stones, sondern wegen seiner vielen Charity-Projekte, die er meist nicht an die große Glocke hängt, seinem Kult-Auftritt in „Fluch Der Karibik-Am Ende Der Welt“, seiner genialen Biografie „Life“, seinen vielen Helferdiensten für Freunde (u.a. Sheryl Crow, Buddy Guy oder Peter Tosh) und nicht zuletzt auch wegen seiner bisherigen drei Soloalben. Die zweite Solo-Scheibe „Main Offender“ (1992) erfährt jetzt aufgrund des 3o-jährigen Jubiläums, genau wie der Vorgänger „Talk Is Cheap“ vor vier bzw. „Live At Hollywood Palladium“ vor zwei Jahren eine remasterte Wiederveröffentlichung.
Unter den zehn Songs auf „Main Offender“ befinden sich in den USA sogar ein paar Charterfolge, so wie „Eileen“, „Hate It When You Leave“ und „Wicked As It Seems“. Dass er auch Reggae kann, beweist er hier außerdem mit dem lässigen „Words Of Wonder“. Das Gros der Musik auf der Platte ist grundsätzlich schon mit den Stones vergleichbar, jedoch noch etwas tiefer im Rhythm `n Blues und Soul behaftet. Dazu kommt eine unbeschreibliche Lockerheit, mit der er die von ihm geschriebenen Stücke performt. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass seine Stimme nicht die voluminöste ist. Das Gesamtbild stimmt halt. An der Scheibe sind, wie beim Solo-Debüt auch, seine Band X-Pensive Winos beteiligt. Deren Drummer Steve Jordan, Gitarrist Waddy Wachtel und Keith Richards produzieren das Album übrigens und zeichnen sich auch für das Remastering verantwortlich. Das gilt auch für die Bonus-CD, die einen Live-Mitschnitt der „Winos Live In London 92“-Show inkl. der Ansagen sowie dreier Stones-Songs (u.a. „Gimme Shelter“) bereithält.
Neben dieser von mir beschriebenen 2 CD-Variante gibt es selbstredend noch weitere Ausgaben zu erwerben. Wer mag, wird sich über die Deluxe-Variante mit CDs, Vinyls, einem dicken Buch im Ledereinband und weiteren Fan-Schnick-Schnack sicher freuen, muss dafür aber auch sehr tief in die Tasche greifen.