Irgendwann Mitte der Neunziger Jahre des letzten Jahrtausends bekam ich ein SEPULTURA Live-Bootleg in die Finger. Darauf war zu hören, wie sie eine mir damals unbekannte brasilianische Hardcore-Kapelle coverten: RATOS DE PORAO. Die Älteren werden sich erinnern, dass es zu der Zeit dann keinesfalls einfach war, an die Mucke dermaßen exotischer Bands ran zu kommen. Es hat sich also einiges geändert in den letzten 25 Jahren…
Zum Glück! Heute ist Musik rund um den Globus jederzeit verfügbar und so bedarf es auch keinerlei zwielichtiger Kanäle, um an die neue RATOS DE PORAO-Platte „Necropolitica“ ranzukommen. Zwei Dinge sind grundsätzlich festzustellen: 1.) Die Platte klingt rundum unglaublich ausgereift und 2.) klingt sie obendrein reichlich nach Metal. Orthodoxe Hardcore-Jünger brauchen sich jetzt aber nicht unbedingt Sorgen zu machen. Zum einen gehen die Brasilianer noch immer reichlich ungeniert und flott vorwärts, zum anderen übertüncht die Metal-Kante nicht die HC-Roots der Band. Die kommen nämlich beim Titeltrack und bei „Aglomeracao“ reichlich zum Vorschein, während zum Beispiel „Entubado“ ein astreiner Thrasher geworden ist. Und so erfahren RATOS DE PORAO eine nachvollziehbare Evolution in ihrem Sound, ohne die Aspekte zu vernachlässigen, für die man sie schon immer mochte.Fast vierzig Jahre nach der ersten Platte haben die, inzwischen schon älteren, Herren nichts von ihrer Relevanz verloren. Die Zeiten sind aktuell hart in Brasilien – RATOS DE PORAO sind die Antwort.