Willkommen bei „Empath“, dem Spielwarenladen für große Kinder, die glauben, schon alles zu haben. Der Hersteller, vielmehr Künstler hinter den kleinen und großen Wundern, die sie hier finden ist ein, oftmals für verrückt gehaltener Herr mittleren Alters, dessen Phantasie (JA, PH!) nach all den Jahren offensichtlich komplett mit ihm durch gegangen ist. Das schlägt sich massiv im Design der Spielereien nieder, lässt mitunter aber ein wenig Spielspaß missen, da man für manche Stücke eine telefonbuchdicke Anleitung benötigen würde, um all ihre Vorzüge genießen zu können.
Das Puzzle „Singularity“ beispielsweise; gewiss ist es faszinierend, sich dieses 2332-Teile-Monster in seiner ganzen Pracht zu geben. Teile des abgebildeten, bonbonbunten Werks sind ergreifend und wunderschön, andere schlichtweg brillant und wieder andere düster und verstörend, doch weiß ich nach der Hälfte der Teile nicht mehr, wo(mit) ich angefangen habe. Am Ende fragt man sich dann, wie zur Hölle manche Teile überhaupt zusammen gepasst haben.Auch der Zauberwürfel „Borderlands“ lässt einen zunächst staunen, bis er einen mit seiner Seitenlänge von 6x6x6 Würfeln und 9 Farben komplett aus dem eigenen Weltbild wirft.
Im Grunde dürften die 10 Ausstellungsstücke im Ladenlokal Kenner des kahlen Schöpfers kaum überraschen, doch wollte der Gute – nennen wir ihn kurzerhand Mr. Townsend – diesmal einfach mehr als sonst, mehr Rumms, mehr Bumms, mehr Glitzer, mehr Bombast, mehr von allem. Da er seine Stücke seit kurzem im Alleingang fertigt, ist da auch niemand mehr, der ihm dazwischen funkt, oder auch nur im Ansatz etwas wie Kompromisse fordert. Das macht es ihm zwar leichter, seinen Kunden allerdings nicht zwingend, denn offenkundig sind seine Werke nunmehr nicht nur noch bunter anzuschauen, sondern auch deutlich schwerer in ihrer Gänze zu verstehen.
Meines Erachtens leidet die Funktionalität manches mal gar darunter. Wir reden hier zwar noch nicht vom „style over substance“-Problem, aber manches scheint mir nur der Optik wegen verbaut worden zu sein. Da wäre weniger deutlich mehr gewesen. Einige Teile der komplexen Spielsachen wurden bereits in früheren Meisterwerken so, oder zumindest sehr ähnlich verbaut.Da freue ich mich aufrichtig über den Transformer „Why?“, der sich von einer ganz bezaubernden Spieluhr in ein majestätisches Panoptikum verwandelt, das mich beinahe ergriffen zurück lässt.
Das größte Problem in Mr. Townsends neuem Laden wird mir persönlich spätestens hier bewusst. Die großen Momente beim Ausprobieren der Spielwaren bleiben aus. Entweder man kennt sie als langjähriger Anhänger bereits in überzeugenderer Form, oder sie werden lediglich kurz angeschnitten, gehen letztlich aber im Wust der überbordenden Vielschichtigkeit und der blendend schönen Verpackung verloren. In seinen bisherigen Werken konnte man sich stets fallen lassen, hier schon mal verlieren (und nur schwerlich wiederfinden). Man konnte fasziniert über seine Kunst staunen, bei „Empath“ ähnelt das Staunen oft einem ratlosen „WTF?“ Ich bin völlig ratlos, will aber auch noch nicht raus hier.