Das die Finnen mächtig schwer einen am Helm haben, kommt nicht von ungefähr. Denn niemand kann so gut schweigen wie die Finnen. Niemand kann mehr trinken. Niemand sonst erträgt so viel Kälte und Dunkelheit. Und niemand bringt schrägere Metal-Bands hervor, als die Suomi. Gerade gegen den letzten Punkt dieser Aufzählung ist nur schwer etwas dagegen zu sagen. Einen gewissen Teil zu diesem Vorurteil steuert mit Sicherheit der Künstler Marko ‚Nuurag-Vaarn‘ Översti bei. Dieser hat in seinem bisherigen Werdegang bereits ein weit gefächertes Genrespektrum mit seinem Arrangement bei Bands wie unter anderem STARBOARD (Funeral Doom Metal / Dark Jazz) SPACE SHUTTLE SEX MURDERS (Synthwave) oder MAAGI (Raw Black Metal) abgegrast. Nicht zu vergessen, ist das bislang beständigste Projekt auf seiner Agenda. Seit wann ‚Nuurag-Vaarn‘ mit WYRMWOODS auf Solopfaden wandelt ist nicht bekannt, doch die Discographie weist neben einer selbstbetitelten EP (2014) einer Split aus diesem Jahr bereits drei vollwertigen Studioarbeiten auf.
Wenn man eins und eins zusammenzählt, dürfte man erahnen das dabei keine normalen Musikstrukturen an den Tag gelegt werden. WYRMWOODS findet sich selbst stilistisch im atmosphärischen Avantgarde Black Metal wieder. Klingt im ersten Moment abgedreht und seltsam … ? Ist es auch. Da Musik eine sehr ausdrucksstarke Form der Kunst ist, gehört das vierte Album „No Sun Nor Moon“ mit Sicherheit zu den außergewöhnlichsten Veröffentlichungen diesen Jahres. Wer hier auf eine reine Schwarzwurzelbehandlung hofft, wird nicht unbedingt in Jubelschreie ausbrechen, sondern auf ein neunteiliges Überraschungspaket stoßen. Das schöne bei Soloprojekten: Niemand redet einem bei der Umsetzung der eigenen Ideen rein. Und so legt ‚Nuurag-Vaarn‘ seine innerste Abstraktheit par excellence rund eine halbe Stunde an den Tag.
Wer in der Vergangenheit für seine Zwecke in der schwarzen Soße des Black Metal gerührt hat und mit hinzutun von ungewöhnlichen Elixiere wie Ambient, Progressive Rock und Jazz ein ungewöhnliche Substanz kreiert hat, dem eröffnet sich die grenzenlose Spielwiese dieses entworfenen Subgenre. Spezifisch ist der Schachzug des Saxophons, welches in vielen Songs vorkommt, schon als raffiniertes Sahnehäubchen einzuordnen. Neben den unzähligen Spielereien findet sich dann doch Zeit und Raum, um dem produzierten straighten Black Metal genug Anerkennung zu finden. Insgesamt fallen die einzelnen Aufnahmen der Tracks erstaunlich sauber aus und binden Aufgrund der eingebauten Überraschungsmomente die volle Aufmerksamkeit des Hörers über die gesamte Distanz.