Wenn ein gestandener Musiker ein neues Bandprojekt aus dem Boden stampft, steckt in der Regel der Wunsch dahinter Neues auszuprobieren und andere Pfade zu beschreiten. Maurizio Iacono manifestiert seit über zwanzig Jahren mit seiner stämmigen Reibeisenorgan das unverwechselbare Stimmungsbild von KATAKLYSM & EX-DEO. Seinen gesammelten Erfahrungsschatz am Mikro bringt der gebürtige Kanadier nun mit in sein neustes Projekt INVICTUS. Die dortige Position an der Gitarre bekleidet dabei sein jahrelanger Weggefährte Jean-François Dagenais, während Jeramie Kling in den vergangenen Jahren diverse Schlagzeuge bei diversen Bands (u.a. INHUMAN CONDITION, RIBSPREADER) fachgerecht zerlegt hat. Der vierte im Bunde ist der britische Produzent, Toningenieur und Sänger Chris Clancy (I LEGION, RIVAL ORDER, MUTINY WITHIN).
Die vier Musiker haben sich im letzten Jahr formiert, um ihren melodisch behafteten Groove von der entstandenen Idee endlich in die Tat umzusetzen. Dabei soll der Soundkern von Death Metal Einschlägen mit modernen Metalcore-Vibes reichen. Das INVICTUS als Bandname jetzt nicht bahnbrechend neu ist, verrät eine kurze Recherche im Netz. Mindestens zwölf weitere Combos unter der selben Bezeichnung sind bzw waren aktuell über den Erdball verstreut aktiv. Somit wird es für diese Wahl keinen kreativen Schönheitspreis zu erstehen. Die erste modern geprägte Schlachtplatte der Band trägt den Titel „Unstoppable“ ! Warum auch ausschweifend lange Albentitel kreieren, wenn es kurz und knackig auf den Punkt gebracht wird.
Immerhin beinhaltet das Debüt elf Songs, die in einer ansehnlichen Spielzeit von knapp einer dreiviertel Stunde produziert worden sind. Als markanter Pfeiler sticht als erstes natürlich der unverwechselbare Gesang von Maurizio Iacono ins Ohr. Einerseits passen seine Vocals hervorragend in den erquickenden Sound, der einem hier entgegen geschleudert wird. Andererseits steht sein einprägsames Organ für den unzerstörbaren Bezug zu KATAKLYSM. Alle Hörer, welche den jahrelangen Werdegang der kanadische Melo Death Ikonen verfolgen, werden automatisch an Klassiker wie „Shadows & Dust“ oder „Serenity in Fire“ erinnert.
Das sich INVICTUS dann doch unterscheiden, liegt mit Sicherheit an Sänger Chris Clancy. Dieser besetzt die eingesungenen Cleanparts und verleiht dem Sound so den angekündigten modernen Anstrich. Einen recht frischer Wind beinhaltet der Opener „You Will Know Who I Am“ und bringt mit den zügig vorgetragenen Abschnitten eigentlich alles mit, was das Groove Metalcore Herz höher schlagen lässt. Dabei stellt sich der klassische Metalcore weniger in den Vordergrund, nur hat jede Spielart ihre eigene Schublade. Sehr vertraute Klänge bringt der zweite Track „Eagles“ zum Vorschein. Während die instrumentale Struktur hier schwer an FEAR FACTORY erinnert, fällt das Gesangsduett in die Breitengrade von SCAR SYMMETRY.
Kann man grundlegend so machen, doch hier fehlt die innovative eigene Idee ! Das sich „Unstoppable“ nicht nur stumpf in eine Richtung stampft, zeigen unter anderem der Dreierpack „Bleed Me Out“, „Exiled“ und „3656“. Offensichtlich ist hier eine entworfene Erhabenheit entstanden, welche sich am Rande des Alternative Metal eingenistet hat. Dabei verzichtet die Band nicht auf knallharte Basisarbeit. Die Zugpferde dieses ersten Studiooutputs bilden die „Get Up“ oder „Ghost Of My Father“, die mit Sicherheit in Zukunft in jeder INVICTUS Setlist auftauchen werden.
Lässt man „Unstoppable“ einige Runden durch die Anlange laufen, kristallisieren sich etliche zeitgemäße Elemente heraus, wie sie heutzutage fast schon standardisiert in vielen Veröffentlichungen verwendet werden. Grundlegend wird eine solide Leistung abgeliefert, doch es fehlen die Unterscheidungsmerkmale, die INVICTUS deutlich von der breiten Masse abhebt.