Bei Iron Savior aus Hamburg bekommt der Power Metal Fan was er will! Hymne, Science-Fiction Geschichten und fette Riffs. Schuldig an der Sache ist Sänger, Gitarrist, Songwriter und Produzent Piet Sielck. Der sympathische Hamburger hat immer was zu erzählen und aus einer halben Stunde Interview kann leicht das Doppelte werden und trotzdem habe ich noch Fragen im Köcher. So macht das einfach Spaß.
Vom Artwork her ist das neue Album ja recht düster, rot und martialisch geworden. Besonders im Vergleich zu den etwas farbenfrohen, epischen Cover der jüngsten Vergangenheit, warum?
Ja, genau! Da die letzten vier Artworks auch alle mit Weltraum und so sind, ich finde die auch immer noch gut, aber jetzt das fünfte Artwork in dieser Art zu machen muss nicht sein. Ich habe dann zu unserem Coverkünstler Felipe Machado gesagt wir müssen was Düsteres erschaffen, was auch auf einer Planetenoberfläche stattfindet, anstatt Weltraum. Das ist nicht von dem Buch, wer das kennt wird merken dass dieses Vieh vom Artwork nicht dazu passt. Ich habe dieses Hörbuch vor ein paar Jahren gehört und diese Idee mit einer Spezies die alle Konkurrenten auslöscht um alle Ressourcen für sich zu haben hat mich gepackt. Das würde darauf hinaus laufen, dass irgendwann nur noch diese Spezies da ist. Das ist aber nicht die nacherzählte Geschichte des Buches, sondern findet alles im Iron Savior Universum statt. Das ist quasi adaptiert (lacht).“
Hattest du jemals daran gedacht, diese ganze Iron Savior Geschichte auf Papier, Hörbuch oder Comic zu veröffentlichen? Manche Combos hatten auf die eine oder andere Weise ja Glück dabei gehabt!
Diese Idee habe ich seit Jahren! Wenn es bei mir in Sachen Arbeit mal ruhiger wird oder ich mit der Musik aufgehört habe. Eigentlich habe ich das ja schon. Dadurch ist ja Iron Savior entstanden. Als ich mit Blind Guardian damals in Göteborg war und nachts mit Andre aufnehmen musste, hatte ich tagsüber immer viel Leerlauf. Da hatte ich mir einen Handlungsstrang überlegt und bis zum heutigen Tage nie wieder dazu gekommen (lacht). Ich habe mir auch mal gedacht dies mit einem Schreiber zusammen zu machen, aber das ist ja auch uncool! Es ist nicht so dass ich danach lechze das jetzt zu machen, aber es steht auf meiner to do Liste.“
Kann ich dich als Science Fiction Fan bezeichnen, der sich auch außerhalb des Iron Savior Kosmos auskennt, Filme, Serien und Bücher?
Ein absoluter Freak der alles konsumiert bin ich nicht, dafür habe ich auch keine Zeit. Aber ich lese schon solche Bücher oder Hörbücher. In Zeiten von Netflix und Konsorten schaue ich auch die eine oder andere Serie bzw. Film. Vollkommen klar auch „Star Trek Discovery“. Die schaue ich im Moment mit meiner dreizehnjährigen Tochter. Das habe ich auch von langer Hand eingeführt. Vorher haben wir die „Enterprise“ Serie mit Captain Archer geschaut, „Voyager“ auch und sind gerade bei „TNG“. Das ist schon cool, aber die Special Effects sind da schon etwas naja nach über 20 Jahren (lacht).
Kommen wir zurück zur Musik, vor kurzem auf eurem Konzert in Siegburg hast du immer scherzhaft den nächsten Song als eure Ballade angekündigt, dabei habt ihr ja so eine richtige Ballade auch nicht, oder?
Doch auf den letzten drei Alben hatten wir schon Balladen, dieses Mal nicht, früher auch nicht. Aber manchmal schon. So eine Kuschelballade mit Lagerfeuerflair nicht. Wenn es welche gibt sind die düster, tragisch oder episch angelegt.
„Kill Or Get Killed“ ist dann eher flott oder Midtempo ohne epische Momente, oder wie siehst du das?
Genau! Das hatten wir ja auf der „Titancraft“ genug und heute haben wir immerhin noch den leicht epischen „Until We Meet Again“ auf der neuen Scheibe drauf. Der war relativ ungeplant. Die Marschrichtung war hier halt knackig und kantig. Es sollte „rummsen“ und die Riffs stehen im Vordergrund!
Was mir bei euch sehr gut gefällt: ihr seid mit den Jahren nicht verwässert und schwer poppig geworden. Keine Fanfaren die im Vordergrund stehen. Im Grunde seid ihr eine Gitarrenband, oder?
Ja klar! Ich habe nichts gegen Keyboards! Ich setz die auch gerne ein, aber für mich ist das wie ein Effektgerät, man soll es nur wahrnehmen aber nicht hören. Höchstens wenn man sich darauf sehr konzentriert und das mit Kopfhörern. Sowas mache ich sehr gerne! Es sind nämlich verhältnismäßig viele Keys auf der Scheibem die man aber gar nicht so hört. Die sorgen für etwas Farbe im Hintergrund.“
Auf demselben Konzert wie eben hast du noch den Spruch rausgehauen, dass ihr eure Sachen vom Band mit der Musik quasi synchronisieren müsst. Das wäre mir nie aufgefallen, war das nur ein Spruch, oder kommt da viel vom „Band“?
Nein, das macht ja heute fast jeder. Aber hier wird jetzt keiner weinen, wenn ein paar Sachen zugespielt werden, unsere Keyboards kommen schon vom Band, bzw. Zuspieler. Die laufen ja nicht immer, aber so ein Song wie „Hall of The Heroes“ funktioniert einfach nicht so gut ohne die Keys. Wichtig ist es dass man die Sachen hört und es kommt auf den Mischer an, ob die gut zu hören sind. Keys und Chöre sollen ja nur bisschen im Hintergrund wie auf Scheibe für Atmosphäre sorgen.
Es gibt ja auch ein Festival was „No Playback Festival“ heißt und wo nur Acts mit echtem Bassisten auftreten können!
Als ich das das erste Mal gesehen habe, dachte ich auch nur, kann man machen, muss man aber nicht! Wie gesagt und ich habe mich umgeschaut und keinen hat es gestört. Da ist keiner sauer, dass da eine Band steht und der Bass eisenhart vom Band kommt. Das interessiert echt keinen!
Ja traurig, ich habe das schon schlimmer gesehen: Live ohne Keyboarder, 2. Gitarristen und Bassisten, alles vom Band.
Zeiten ändern sich! Ich wie damals noch als Casanova mit Michael Voss damals Sachen vom Band einspielten. Die wurden dann komplett nieder gemacht als Fake von den Fans, das konnten die Leute nicht verarbeiten. Nichts sei echt, heute kräht kein Hahn mehr danach. Da hat sich die Welt weitergedreht. Natürlich muss die Musik handgemacht sein, aber es wäre doch albern auf solche technischen Möglichkeiten zu verzichten.
Es gibt aber Acts die haben halt genug Keyboards aus der Dose und total im Vordergrund. Es gab auch schon mal eine Band mit fehlendem Drummer!
Das geht gar nicht! Die Basisinstrumente müssen schon live sein, da gehört auf jeden Fall auch die Bassgitarre dazu. Klar, wenn kurz vor der Show der Musiker krank wird, in Ordnung, aber als Standard ist sowas doch ein „No Go“ für mich.
Ja, das ist schon sehr krass. Musiker werden nun auch älter und ich weiß, dass einige Sänger Probleme haben. Live gibt es dann auch „Hilfen“.
Das schönste Beispiel ist der Biff von Saxon, der singt das Ganze live dann auch mal etwas tiefer und es passt dann trotzdem und klingt gut, auch wenn das nicht mehr wie das Original ist. Der schont seine Stimme und geht dann mal eine Stimmlage runter. Als ich noch geraucht hatte war meine Stimme nach Dreiviertel der Show am Ende und ich musste mir was anderes überlegen. Seitdem ich nicht mehr rauche, klappt alles wie vor 20 Jahren. Ich kann das am nächsten Tag wieder machen, das mit dem Rauchen aufhören kann ich also jedem empfehlen. Genauso wie In Ear Monitoring, sonst hört man sich als Sänger nicht laut genug und dann schreit man automatisch mehr um sich besser zu hören, was nicht gut ist. Man schwitzt halt an und in den Ohren, wobei diese dann auch nicht wasserdicht sind. Das gibt es nur als Sportkopfhörer, die sind dann aber Blue-Tooth, das ist halt eine Marktlücke. Wer das liest, eine Erfindung wäre gut!
Krass, dass es sowas nicht gibt. Hoffentlich kommt sowas bald, dann schwitzt der gute Piet nicht mehr aus den Ohren!