Wenn sich die sommerliche Lebensfreude aus der Natur zurückzieht und der depressiven Grundstimmung Platz macht, dann bricht unweigerlich der Herbst an. Neben diesen trostlosen Monaten schließen sich schleichend die finsteren und kalten letzten Wochen des Jahres an. Ein optimaler Zeitpunkt, um die damit verbundene Niedergeschlagenheit zusätzlich zu verstärken und mit einem trüben Gedenkmarsch zu verkleiden. Den passenden schwarzmalerischen Soundtrack liefern die Finnen von ARCHE.
Eine doch eher überraschende Erscheinung. Nach ihrer „Undercurrents“ EP 2015 versank das Duo so schnell wie sie auf der Trauerbildfläche erschienen sind auch wieder in den trüben Tiefen des Nichts. Nach diesem Aufflackern der ersten Verzweiflung, deckte sich unheilvolle sieben Jahre der erdrückende Mantel des eisigen Schweigens über jegliche Bandaktivitäten.
Mit dieser Veröffentlichung bekommt das skandinavische Land der tausend Seen einen weiteren Funeral Doom Act aufgedrückt, welche sich zwischen gestandenen Szenegrößen wie SKEPTICISM oder SHAPE OF DESPAIR mit einreiht. Schon erstaunlich, das ARCHE ausgerechnet diesen inspirierenden Leidensweg gewählt haben. Nur Eppe Kuismin (Vocals / Gitarre) hat bislang einige Erfahrungswerte bei PROFETUS in der Richtung gesammelt. Ansonsten standen in der Vergangenheit Death oder Melodic Black Metal auf der Tagesordnung.
Eine satte viertel Stunde zu Beginn. „Reverential Silence“ wird durch die Trommelschläge von Ville Raittila eingeleitet, ehe die Gitarren die aufkommende Schwere im Raum gleichbleibend unterstreichen. Eine emotionale Anziehungskraft tritt in den Fokus, welche in einem gut ausbalancierten Korsett verschnürt ist. Je länger der Opener seine Pracht entfaltet, um so mehr begreift man die kraftstrotzende Intensität, welche eingearbeitet wurde. Das alles passiert mit fein ausgeloteten Ruhenuancen die eine gute Balance zwischen Trauer und Wut schlägt.
Bei dem atmosphärisch untermalte Akustikzwischenspiel hat sich ARCHE eben mal über sechs Minuten Zeit gelassen. Klingt im ersten Moment völlig überzogen, hat dabei allerdings den Dreh raus nicht langweilig zu wirken. „Transitions“ hat unheimlich viel Melancholie gebucht und diese einfließen lassen. Ein sehr angenehmer Zwischenspurt, welcher einen Inne halten lässt und zum verweilen einlädt.
Das anhängliche dritte und letzte Stück ist auf dem Titel „In a Solace Light“ getauft worden und erfüllt die atypischen Funeral Doom Anforderungen. Gut abgestimmt und ohne jegliche Hast und Eile steigert sich der doomige Spannungsbogen, bis Eppe Kuismin sein Reibeisenorgan am Mikro auf Links dreht. Das passt sitzt und hat keine Luft nach oben, denn so klingt ausgewogener Funeral Doom der Extraklasse. Hier gibt es kein abruptes Ende, sondern das Duo entlässt den Hörer auf ihre elegante Art und Weise.