Die stilistische Zuordnung einer Band in die dementsprechend vorgesehene Schublade ist in vielen Fällen heutzutage kaum noch möglich. Zu oft sorgen unzählige Strömungen und zerfließende Genregrenzen dafür, dass eine eigene Definition selten mit dem tatsächlichen Stil übereinstimmt. Am Beispiel der spanischen Formation LITOST kann man es sehr gut festmachen. Bei dem Viergestirn aus Valencia, welches seit 2015 existent ist, vereint sich eine Reihe unterschiedlicher Einflüsse. Angefangen vom skurrilen deathlastigen Black Metal Mix über eine deftige Crust Portion reicht die Feuerwerkspalette hin bis zum progbehafteten Melo-Death. Ziemlich weitgefächert aufgestellt, wofür LITOST eigentlich steht. Dieser philosophische Begriff wurde seitens des Tschechen Milan Kundera geprägt und definiert die Selbstbeobachtung des menschlichen Elends auf verschiedenen Ebenen. Aus diesen negativen Selbstreflektionen wie „Selbstmitleid“, „Kummer“ oder „Leid“ entsteht schnell die unbändige Energiequelle mit einem brennenden Gefühl der Rache und des Kampfes.
In diesem vergeltungssüchtigen Stadium ist die Entstehung der zweiten Vollbedienung „Pathos“ entstanden. Diese eigenwillig produzierte halbe Stunde ist oft nur schwer zu greifen. Nummern wie „Espectro“ oder „Emboscada“ sind für ihre verdrehte Düsternis recht zügig vorgetragen. Im Gegensatz dazu ist die spannungsaufbauende Instrumentalisierung „Vigilante del abismo“ mit ihren zweieinhalb Minuten allerdings zu sehr in die Länge gezogen. Hier wäre eine kurze knackig gehaltene Version wesentlich angebrachter gewesen. „Pathos“ ist das beste Beispiel dafür, dass es eine Band drauf anlegt, ihre eindringliche Botschaft in einem breiten mentalen Spektrum kompakt zu vermitteln. Dies geschieht in einer fast schon extravaganten Art, welche anhand ihrer Präsentation eher abseits des gewohnten Hörgenusses stattfindet.